Olpe. Neuer Ärger im Streit um Stelle des Olper Stadtarchivars: Ein Ausschussmitglied kritisiert den Amtsinhaber, obwohl dieser entschuldigt fehlte.
Es war fast nur eine Randbemerkung, die in einem kommunalpolitisch seltenen und ungewöhnlichen Rahmen fast unterging. Dennoch ist es eine Kehrtwende um 180 Grad: Als am Mittwoch im Ausschuss Bildung, Soziales und Sport der Olper Stadtarchivar Josef Wermert seinen jährlichen Archivbericht vorlegen sollte, hatte Ausschussvorsitzender Christian Bock (Grüne) mit Bedauern angemerkt, Wermert könne nicht selbst berichten, weil er sich krankgemeldet habe. Der Bericht lag aber als schriftliche Informationsvorlage allen Ausschussmitgliedern vor. Auf die daraufhin vorgebrachte Frage, was denn nun mit Wermerts Stelle sei, ergriff kurz 1. Beigeordneter Thomas Bär das Wort und kündigte an: „Im neuen Stellenplan werden wir die Stelle ausweisen und die Nachfolge von Herrn Wermert besetzen.“
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Wie mehrfach berichtet, war die Stelle des bald ausscheidenden Stadtarchivars mit einem sogenannten „kw-Vermerk“ (für „künftig wegfallend“) versehen worden. Die Stadtverwaltung hatte dem Rat vorgeschlagen, nach Wermerts Ausscheiden keinen dezidierten Stadtarchivar mehr beschäftigen zu wollen, sondern dessen Arbeit vom künftigen Leiter des geplanten Stadtmuseums miterledigen zu lassen. Dies hatte nicht nur bei Heimatfreunden, sondern auch in Fachkreisen in ganz Deutschland für Proteste und Kritik gesorgt. Offenkundig hat der Protest Früchte getragen bzw. für das Einsehen gesorgt, dass es Pflicht der Stadtverwaltung ist, einen ausgebildeten Archivar zu beschäftigen.
Haben Bücher Anklang gefunden?
Indes sorgte Wermerts Bericht für eine kurze, umso heftigere Diskussion. Denn Markus Arens (CDU) nutzte die Gelegenheit, den abwesenden Stadtarchivar heftig zu kritisieren. In seinem Bericht, dem turnusmäßig letzten seiner Dienstzeit, steht folgende Passage: „Durch die politisch gewollte intensive Arbeit an der Olper Stadtgeschichte über viele Jahre und sonstige zeitraubende Projekte musste bisher an Verzeichnungsarbeit einiges zurückgestellt werden.“ Dies, so Arens, bedeute eine „Nichterfüllung der gesetzlichen Vorgaben“. Arens: „Jahrelang haben wir geglaubt, dass genug Zeit ist für die freiwillige Arbeiten, und jetzt wird die Politik für das eigene zeitliche Missmanagement verantwortlich gemacht, was ich für ziemlich dreist halte.“ Weiterhin wolle er „gern einschätzen können, ob die Bücher der Olper Stadtgeschichte, für die wir 200.000 Euro ausgegeben haben, bei den Olper Bürgern Anklang gefunden haben“. Die Summen der Buchverkäufe lasse ahnen, dass nur ein Bruchteil wirklich veräußert worden sei. „Ich wüsste gern die Anzahl der eingelagerten Exemplare und den Lagerort.“
Arens’ Wortmeldung rief zunächst Klaus Peter Langner (SPD) auf den Plan: Es sei ein Unding, derart nachzukarten und „jemanden, der 34 Jahre gute Arbeit für die Stadt geleistet hat“ und zudem in Abwesenheit anzugreifen. Wermert gelte vielmehr großer Dank: „Er hat das Archiv weit über seine Pflicht hinaus gepflegt und vieles zusätzlich getan, was in der Öffentlichkeit Beachtung findet.“ Wermerts Fachkunde werde weit über Olpe hinaus geschätzt „und ich denke, er hat das historische Gedächtnis hier in Olpe geprägt“. Sein Fraktionskollege Volker Reichel: „Ich schließe mich dem an, und nachdem ich meine Sprachlosigkeit überwunden habe, möchte ich klarmachen, dass ich das unsäglich finde, so etwas über jemanden zu sagen, der sich nicht dazu äußern kann. Das ist schlechter Stil.“ Klaus Dornseifer von der UCW fasste sich kürzer, blieb aber genauso deutlich: „Wir möchten uns bei Herrn Wermert bedanken, auch wenn er jetzt nicht da ist.“
Seinerzeit einstimmiger Beschluss
1. Beigeordneter Bär griff ein, um das zerbrochene Porzellan zu kitten: Wermert habe bei seiner Arbeit, „und ich spreche in der Gegenwart, er ist ja schließlich noch beschäftigt“, seinen eigenen Stil gepflegt, sei „vielleicht nicht der typische Verwaltungsarchivar“, aber habe immer „hervorragende Arbeit geleistet“. Die Misstöne im Zusammenhang mit dem „kw-Vermerk“ seien „vielleicht eine Frage der Kommunikation, aber das hatte nichts mit seiner Arbeit zu tun“. Markus Bröcher (CDU) griff Bärs Beitrag auf: „Auch die CDU hat die Arbeit von Herrn Wermert immer geschätzt.“ Aber eines sei klar: Wenn eine einstimmige politische Entscheidung des Rats im Nachgang hinterfragt werde – hier verwies Bröcher auf den „kw-Vermerk“ – und „auf etwas seltsame Art und Weise“ in der Öffentlichkeit präsentiert werde, rufe das ebenso kritische Nachfragen hervor. „Nochmal und deutlich: Auch die CDU bedankt sich ausdrücklich für seine Arbeit.“