Kreis Olpe/Siegen. Die Mietpreise für Büro- und Praxisflächen haben im Kreis Olpe einen kräftigen Satz nach oben gemacht. Wo die Mieten wohl besonders teuer sind?
Explodierende Mietpreise für Wohnungen sind bekanntlich ein politischer Dauerbrenner. Aber wie viel Miete zahlen eigentlich Gewerbetreibende im Einzelhandel sowie für Büro- und Praxisflächen in den Kreisen Olpe und Siegen? Dieser Frage ging die IHK Siegen-Olpe auf den Grund – im Rahmen ihres sogenannten „Gewerblichen Mietpreisspiegels“. Ein Ergebnis vorweg: Die Mietpreise für Büro- und Praxisflächen haben einen kräftigen Satz nach oben gemacht, beim Einzelhandel geht es eher in die andere Richtung. Ein weiteres Ergebnis überrascht für den Kreis Olpe nicht: In den Städten Olpe und Attendorn sind die Mieten sowohl für den Einzelhandel als auch für Büro- und Praxisflächen am teuersten. In guter Lage zahlt beispielsweise der Arzt oder der Rechtsanwalt für Büro- und Praxisflächen in Olpe zwischen 9 und 12 Euro pro Quadratmeter. Im Einzelhandel werden in der Olper City in bester Lage sogar 13 bis 17 Euro fällig. Nur knapp dahinter Attendorn: 8 bis 11 Euro sind in guter Lage für Büros und Praxen an Miete zu zahlen, der Einzelhändler muss mit 11 bis 15 Euro in sehr guter Lage rechnen.
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Kirchhundem und Drolshagen sind Schlusslichter
Der „Billigheimer“ ist im Kreis Olpe die Gemeinde Kirchhundem. In guter Lage (eine „sehr gute Lage“ gibt es dort in der IHK-Liste nicht) werden im Einzelhandel nur 5 bis 7 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Bei den Büro- und Praxisflächen sind es auch gerade einmal 6 bis 7 Euro je Quadratmeter. Nur knapp darüber liegt die Stadt Drolshagen: Hier werden für den Einzelhandel in guter Lage 6 bis 8 Euro fällig, bei den Büro- und Praxisflächen sind es wie in Kirchhundem 6 bis 7 Euro.
Auf dem „Treppchen“ landet im Kreis Olpe hinter Olpe und Attendorn noch die Stadt Lennestadt – vermutlich durch das Einkaufszentrum Altenhundem. Der Einzelhandel zahlt durchschnittlich für die sehr gute Lage 9 bis 13 Euro, für Büro- und Praxisflächen 6,50 Euro bis 8,50 Euro.
Was der Mietpreisspiegel ganz deutlich heraus arbeitet, ist die große Relevanz des Standortfaktors. So verwundert es nicht, dass die Siegener City mit ihren großen Einkaufszentren das Geschehen bestimmt. Grund: Je höher die Passantenfrequenz, desto besser die Lagebewertung und desto höher die Miete. In den Siegener Toplagen müssen Einzelhändler tief in die Tasche greifen. Hier liegt die Mietpreisspanne (gestaffelt nach Größe der Verkaufsfläche) zwischen 20 und 55 Euro je Quadratmeter. Riesensprung zu den einfachen Lagen: Hier werden nur 4 bis 10 Euro fällig. Fazit von Stephan Häger von der IHK: „Siegen ist die Einkaufsmetropole in der Region mit einer überregionalen Strahlkraft. Auch wenn die durchschnittlichen Spitzenmieten in Siegens Top-Lagen etwas rückläufig sind – minus 15 Prozent – liegen sie um ein Vielfaches höher als in den anderen Kommunen im IHK-Bezirk.“ Die Büro- und Praxisflächen sind im Kreis Siegen-Wittgenstein dagegen moderat und liegen in Siegen-Mitte bei einer Spanne von 7 bis 12,50 Euro und in Kreuztal bei 6,50 bis 11 Euro.
Stephan Hägers Fazit: „Die Einzelhandelsmieten haben sich kaum verändert oder sind in der Spitze teilweise sogar rückläufig. Die strukturellen Veränderungen in der Handelsbranche, beschleunigt durch die Pandemie, haben ihre Spuren hinterlassen“, kommentiert der IHK-Referatsleiter die neunte Auflage des IHK-Mietpreisspiegels für Einzelhandelsobjekte, Büro- und Praxisflächen sowie Produktions- und Lagerhallen. Und weiter: „Nicht selten hängt von der Miethöhe die Standortentscheidung ab. Die ermittelten Mietpreisspannen sind daher so angesetzt, dass sie eine Mehrzahl der zu beobachtenden Mieten abdecken. In Abhängigkeit von verschiedenen wertbeeinflussenden Faktoren können die Mieten aber abweichen. Neben der Standortlage spielen die Qualität und der energetische Zustand der Immobilie eine entscheidende Rolle.“
Büro- und Praxisflächen mit teilweise deutlichen Aufschlägen
Ein weiteres Ergebnis: Die Mieten für Büro- und Praxisflächen seien im Vergleich zum Mietpreisspiegel vor fünf Jahren durchschnittlich zwischen 10 und 15 Prozent gestiegen. Stephan Häger: „Vor allem bei den Büro- und Praxisflächen mit einer guten Qualität zogen die Preise zum Teil deutlich an. Der seit Corona verstärkte Trend zum Homeoffice hat in unserer Region bislang nicht zu Mietpreissenkungen bei Büroimmobilien geführt. Preistreibend sind vielmehr die sprunghaft gestiegene Inflation und die hohen Baukosten.“
Mietbelastung besonders im Einzelhandel hoch
Insbesondere die Einzelhändler empfänden die Mieten zu großen Teilen als eine hohe Belastung, hebt Häger hervor: „Bei den Büro- und Praxisflächen sind es 22,8 Prozent der Unternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe, die ihre Mietbelastung als hoch oder zu hoch bewerten, bei den Einzelhändlern sind es aber deutlich mehr – 38,5 Prozent. Vor allem in Siegen empfinden die an der Umfrage mitwirkenden Händler die Miete als eine große finanzielle Bürde.“
Häger appelliert: „Ein sensibler und vertrauensvoller Umgang zwischen Vermieter und Mieter ist wichtig, damit es nicht zu einem Ungleichgewicht von Fixkosten und Umsatz kommt. Der Bogen darf nicht überspannt werden. Auf Dauer würde ein solches Ungleichgewicht zu Geschäftsaufgaben und Leerständen führen, verbunden mit dem Verlust von Vielfalt und Lebensqualität.“ Der gewerbliche Mietpreisspiegel mit ergänzenden Standortdaten steht zum Download unter ihk-siegen.de (Seiten-ID 1059) bereit.