Kirchhundem. Johannes Sanders ist 33 Jahre alt und seit sechs Wochen im Pastoralen Raum Kirchhundem tätig: „Ich habe keine Lust, unglücklich zu sein.“
Fast wäre Johannes Sanders Maschinenbauer geworden. Bei der Marine, so der Plan, hätte er studiert und damit sein großes Hobby, das Segeln, mit dem Beruf verbunden. Doch das war nur Plan B. Nach mehreren Praktika entschied sich der aus Neheim stammende Sanders für einen anderen Weg: Er wurde Priester. Inzwischen 33 Jahre alt, ist er nun Pastor und hat seine erste unbefristete Stelle nach dem Vikariat in Kirchhundem angetreten. Offiziell wurde er zum 1. Juli hierherversetzt, und schon einen Tag später fand die feierliche Begrüßung als Mitglied im Pastoralteam statt. Nach knapp sechs Wochen hat Sanders sich nun eingelebt und stand uns bei einem Besuch in seiner Wohnung Rede und Antwort.
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Nach seinem Theologiestudium und der Priesterweihe war Sanders zunächst in Iserlohn, wo er seine Diakonatszeit verbrachte. Sein damaliger Pfarrer: Johannes Hammer – heute Leitender Pfarrer in der Kirchhundemer Nachbarschaft, in Olpe und Drolshagen. 2018 folgte die Priesterweihe im Hohen Dom zu Paderborn durch den damaligen Erzbischof Hans-Josef Becker, und der frischgebackene Vikar trat seine erste Stelle in Anröchte und Rüthen an. „Ich habe in Paderborn studiert und Freisemester in München verbracht. Da habe ich zwar viel gelernt, unter anderem durch die Mitarbeit in einem Projekt ähnlich den ,Tafeln’ und einer Suppenküche, aber in Rüthen habe ich schätzengelernt, auf dem Land zu arbeiten. Als der Personalchef des Bistums dann anrief und mir sagte, es sei an der Zeit, zu wechseln, weil die erste Stelle immer auf fünf Jahre angelegt ist, habe ich ihm gesagt, ich würde mich freuen, wenn er etwas auf dem Land für mich hätte. Kurze Zeit später hat er mir dann Kirchhundem angeboten, und ich habe sehr gern zugesagt.“
Schwerpunkt Messdienerarbeit
Sanders fühlt sich willkommen im Pastoralteam von Pfarrer Heinrich Schmidt und ist angekommen. „Schwerpunktmäßig bin ich im ganzen pastoralen Raum für die Messdienerarbeit zuständig, und darauf freue ich mich wirklich.“ Gruppentreffen, Fahrten, Ausflüge – das alles kennt er von seiner vorherigen Stelle, und in diesem Zuge hatte er sogar bereits ersten Kontakt zu Kirchhundemer Jugendlichen: Sein guter Freund Duc Thien Nguyen war Vikar in Kirchhundem, als Johannes Sanders in Rüthen war. Beide organisierten gemeinsam eine Segelfreizeit für die Jugendlichen aus beiden Pastoralen Räumen, und Johannes Sanders ist gespannt auf ein erstes Wiedersehen: „Ich bin am Wochenende auf dem Kirchhundemer Schützenfest. Wo wenn nicht dort trifft man Leute?“ Seine Wohnung hat er in dem Haus bezogen, das viele Kirchhundemer als „Altes Schwesternhaus“ kennen – es liegt im wahrsten Sinn im Schatten der mächtigen Pfarrkirche von Kirchhundem. „Das ist ein Haus, in dem ich mich wohlfühle“, hat er nach seinen ersten Wochen festgestellt.
Wenn es ihm seine Zeit erlaubt, pflegt der junge Priester auch Hobbys: „Ich koche sehr gern mit Freunden. Dann segle ich unheimlich gern. Am liebsten mit Freunden, aber auch mal allein. Auf dem Wasser hat man die absolute Ruhe.“ Aus dem Kochen ging ein weiteres Hobby hervor: „Ebenfalls mit Freunden habe ich damit angefangen, Bier selbst zu brauen. Das ist unheimlich erfüllend: Man arbeitet zusammen, muss Geduld haben und am Ende hat man ein Ergebnis, das auch noch schmeckt.“ Lesen, Mountainbike-fahren und Joggen gehören ebenfalls zu den Freizeitbeschäftigungen von Johannes Sanders.
Eine regionale Aufteilung des Pastoralen Raums gibt es in Kirchhundem nicht – das gesamte Team ist im ganzen Pastoralverbund im Einsatz. Daher hat Sanders nun auch seine erste Messe auf dem Kohlhagen gefeiert: „Das gehört ja zum Pastoralen Raum dazu. Das Geistliche Zentrum habe ich noch nicht wirklich kennengelernt, aber ich freue mich darauf, das zu tun, das ist schon ein besonderer Ort.“
Menschen Halt geben
Die Krise der Kirche bewegt ihn selbstverständlich, ist für Johannes Sanders aber kein Grund, an seiner Berufung zu zweifeln. „Wenn mich Menschen ansprechen, dann geht es ihnen um ihre persönliche Geschichte, und ich stelle immer wieder fest, dass sie weiterhin Halt in der Kirche suchen und auch finden. Ich versuche, mit meinem Leben Zeugnis zu geben und meine Arbeit konstruktiv zu gestalten, so gut ich es kann. Ich habe keine Lust, unglücklich zu sein.“ In der Kirche habe jeder seine Aufgabe, „und jede davon ist gleich wertvoll. Der eine kann nicht ohne den anderen, und das will ich vermitteln, dass wir einander brauchen und der eine dem anderen etwas geben kann.“