Kreis Olpe. Internationale Banken bieten auf Verivox fast 4 Prozent Zinsen beim Tagesgeld. Heimische Sparkassen und Volksbanken halten sich merklich zurück.

Das ernüchternde Fazit vorweg: Obwohl die Europäische Zentralbank in den vergangenen Monaten die Zinsen ein ums andere Mal erhöht hat und ihr wichtigester Leitzins mittlerweile bei 4,25 Prozent liegt, geht der Sparer hierzulande fast leer aus. Zumindest, was den Tagesgeld-Zins angeht. Wie eine Anfrage bei zwei heimischen Banken, bei der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden und der Volksbank Sauerland (u. a. Lennestadt, Kirchhundem, Attendorn, Finnentrop) bestätigte, wird für das Tagesgeld lediglich ein Minizins aufgerufen. Die Sparkasse bietet für Bestands- und Neukunden bei einer Einlage von fiktiv gewählten 25.000 Euro 1 Prozent Zinsen, die Volksbank für Neukunden sogar nur 0,25 Prozent.

Etwas besser sieht es bei einem Festgeld aus - für ebenfalls 25.000 Euro, bei einer Laufzeit von einem Jahr. Hier bietet die Sparkasse ODW immerhin 2,2 Prozent (mit Sparkassenbrief), während die Volksbank 2,0 Prozent aufruft. Ab 100.000 Euro sind es bei der Volksbank 2,4 Prozent.

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Schaut sich der Sparer aus dem Sauerland auf dem Verbraucherportal Verivox um, sticht ihm auf Platz 1 die „Open Bank“ der spanischen Santander Group ins Auge. Dort werden immerhin 3,4 Prozent Zins für das einjährige Festgeld bei 25.000 Euro Einzahlung geboten, der Tagesgeldzins liegt sogar noch etwas höher, bei 3,7 Prozent.

Südtiroler Sparkasse: 2,72 Prozent fürs Tagesgeld

Auf Rang 16 bei Verivox ist soger eine Sparkasse zu sehen - allerdings die Südtiroler Sparkasse mit Sitz in Bozen (Italien) Hier liegt der zugesagte Zinssatz bei 2,74 Prozent für die 25.000 Euro bei einem Jahr Laufzeit und 2,72 Prozent fürs Tagesgeld. Die Südtiroler Sparkasse (Bozen/Italien) ist weder ein Online-Gespenst, vor dem sich viele Verbraucher fürchten, noch eine eine Exotenbank. Sie verfügt über rund 200.000 Kunden, bei etwa 100 Filialen und rund 1.200 Mitarbeitern.

Europäische Zentralbank

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 27. Juli beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 25 Basispunkte anzuheben. Der Leitzins beträgt mit Wirkung zum 2. August 2023 4,25 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden die Leitzinsen im Euroraum erstmals seit elf Jahren erhöht. Andere Notenbanken wie die Federal Reserve (Fed) in den USA oder die Bank of England (BoE) haben ihre Leitzinsen bereits mehrfach angehoben.

Die nächste EZB-Sitzung findet am 14. September 2023 statt - die US-Notenbank (Fed) wird am 20. September über die nächste Zinsentscheidung debattieren.Quelle: boerse.de

Weiteres Fazit: Es gibt also gewaltige Unterschiede bei den Banken, ähnlich denen der Strom- und Gasversorger. Klar ist aber auch, dass Bankkunden grundsätzlich zögerlicher sind, wenn es darum geht, der heimischen Sparkasse oder Volksbank den Rücken zu kehren. Anders als beim Wechsel des Energieversorgers.

Dieter Kohlmeier, Vorstandssprecher der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, wie er die Situation einschätzt: „Bei Banken, die solche hohen Zinsen ins Schaufenster hängen, sollte der Kunde genau hinsehen, ob das Angebot auch im Detail zu ihm passt. Wichtig ist es grundsätzlich, ob diese Angebote nur für Neukunden oder auch für Bestandskunden gilt.“ Zum erheblichen Zinsunterschied zwischen heimischen Banken und den internationalen Anbietern erklärt Kohlmeier: „Wir haben bis zum vergangenen Jahr Hypotheken-Darlehen für teilweise 0.95 Prozent, 1,2 Prozent oder 1,5 Prozent geboten, also für Bauherren, die sich ein Eigenheim finanzieren wollten. Und die Laufzeiten liegen mal bei 10 Jahren, aber auch bei 15 Jahren Laufzeit. Und der Kunde bezahlt diesen niedrigen Zinssatz über die gesamte Laufzeit. Da wir uns vorwiegend über das Einlagengeschäft refinanzieren, können wir nicht diese hohen Zinsen zahlen, sonst würden wir regelmäßig auf rote Zahlen zusteuern.“ Banken wie die Open Bank von der Santander Group, die auf Verivox 3,7 Prozent Tagesgeld aufriefen, hätten vermutlich kein solches Hypothekengeschäft in ihren Büchern. „Wir haben demgegenüber diesen großen Block an niedrig verzinsten Darlehen in unseren Büchern.“

Volksbank: Keine kurzfristigen Werbefeldzüge

Volksbank-Pressesprecher Frank Segref weist daraufhin, dass die Volksbank Sauerland grundsätzlich nicht das Ziel verfolge, mit kurzfristigen Werbefeldzügen Neukunden zu gewinnen, wie das andere Banken machen würden und sich mit hohen Zinsen auf Portalen präsentierten: „Solche Aktionen befördern das kurzfristige Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Angeboten und Anbietern. Die Volksbank Sauerland zielt mit ihrem Geschäftsmodell seit über 150 Jahren auf eine langfristige Kunden- bzw. Mitgliederbeziehung ab. Wir bieten im Rahmen unserer Beratungsgespräche individuell zugeschnittene Anlage-Alternativen. Im Bereich der Termineinlagen mit Laufzeiten von einem bis zu 36 Monaten. Und wir machen unsere Mitglieder und Kunden auch aktiv auf attraktive Geldanlagen aufmerksam, gerade vor dem Hintergrund der Inflation.“