Attendorn. Nach dem Scheitern der Naturschützer ist der Weg frei. Die Ausschreibung für die Verlegung des Baches ist bereits erfolgt.
Die Nachricht aus Münster hatte für Jubel im Attendorner Rathaus gesorgt. Am 28. Februar dieses Jahres hatte das Oberverwaltungsgericht den Eilantrag der Landesarbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände (LNU) gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Gewerbegebiet Fernholte in zweiter Instanz abgelehnt. Damit war klar: Das Industriegebiet Fernholte kann weiter erschlossen werden.
„Das ist ein herausragendes Signal an die Gewerbetreibenden in Attendorn. Die Stadt kann ihre Firmen endlich wieder mit Gewerbeflächen versorgen“, hatte Bürgermeister Christian Pospischil die Entscheidung aus Münster kommentiert. Schon seit Jahren könne die Stadt Gewerbebetrieben keine eigenen Flächen mehr anbieten, so der Bürgermeister: „Das ist aber eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass Attendorn weiterhin ein starker Industriestandort bleibt.“ Jetzt können also bald die Bagger anrücken.
Zur Vorgeschichte. Vor über einem Jahr hatte das Verwaltungsgericht in Arnsberg einen Eilantrag der Landesgemeinschaft Natur und Umwelt zurückgewiesen, mit dem die Naturschützer einen vorzeitigen Baubeginn im geplanten Industriegebiet im Eckenbachtal verhindern wollten. Gegenstand der schon seit Jahren andauernden juristischen Auseinandersetzung ist die Verlegung eines kleinen Gewässers, das durch das Plangebiet verläuft.
Ausschreibung ist erfolgt
Dabei handelt es sich um einen namenlosen Bach. Der Kreis Olpe hatte der Stadt Attendorn bereits Ende 2020 grünes Licht für die Verlegung des kleinen Bachlaufs gegeben. Die Naturschützer waren nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Arnsberg in die nächste Instanz zum Oberverwaltungsgericht nach Münster gezogen.
Das OVG hatte den Antrag des Naturschutzverbandes dann ebenfalls abgelehnt. Und dieser Beschluss ist unanfechtbar. Der 20. Senat in Münster hatte die Ablehnung damit begründet, dass „die planfestgestellte Gewässerverlegung planerisch gerechtfertigt ist, weil sie erforderlich ist, um das von der Stadt Attendorn bereits konkret und weitgehend geplante Gewerbegebiet Fernholte zu bebauen.“
Und weiter schreiben die Richter: „Insbesondere lässt sich weder feststellen, dass an den Gewerbeflächen im Bereich des Gebiets Fernholte kein Bedarf mehr besteht, noch ist die vom Kreis Olpe vorgenommene Abwägung zu beanstanden. Die Auswirkungen auf ein als Biotop geschütztes Großseggenried ist in nicht zu beanstandender Weise berücksichtigt worden.“ Die Antragsteller, die Naturschutzverbände, hätten weder hinreichend dargelegt, dass an dem Sofortvollzug des Planfeststellungsbeschlusses kein besonderes Interesse besteht, noch, dass im Verwaltungsverfahren ein rechtlich relevanter Fehler bei der Auslegung der Planunterlagen aufgetreten sei.
Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Attendorns Beigeordneter Carsten Graumann mit: „Wir haben die Ausschreibung durchgeführt. Baubeginn ist am 4. September, wenn das Wetter mitspielt. Wenn es gießt, wird es sich verzögern.“ Die Stadt Attendorn gehe von einer Bauzeit bis Ende April 2024 aus, so Graumann. Es werde viele Bepflanzungen geben, unter anderem werden über 300 neue Bäume gepflanzt.
Neuer Bach wird länger
Zunächst werde eine Baustraße von der bereits bestehenden Erschließungsstraße nach Norden zum Gewässer errichtet. Nach der Baustelleneinrichtung wird der neue Bachlauf angelegt. Der neue Bach wird 750 Meter lang, 220 Meter länger als der bisherige. Dabei bleibe der alte Bach so lange bestehen, bis der neue fertig ist. „Der alte Bach verläuft schnurgerade. Der neue Bach wird natürlich geschwungen“, beschreibt Graumann die Umlegung und Renaturierungsmaßnahme.
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Nach der Umlegung des Baches werden laut Graumann die weiteren Ausschreibungen für das Gesamtgebiet vorbereitet. Für die Unternehmen sollen im Eckenbachtal gut 26 Hektar Nettobauland zur Verfügung stehen. Für die Grundstücke liegt im Attendorner Rathaus bereits eine lange Liste von interessierten Firmen vor. Zur Frage, wann denn die ersten Hallen in Fernholte gebaut werden können, sagte Beigeordneter Carsten Graumann: „Wir gehen von einem Baubeginn für die Industrie Anfang 2027 aus.“