Mecklinghausen/Kreis Olpe. Marita und Detlef Springob aus Mecklinghausen können es nicht fassen. Nachdem der Frau eine EC-Karte gestohlen wurde, sind fast 3000 Euro weg.

Der Schreck, der Marita Springob (70) aus Attendorn-Mecklinghausen in die Glieder gefahren ist, steht ihr noch ins Gesicht geschrieben: „Ich habe einige schlaflose Nächte hinter mir“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Grund ist der außergewöhnliche Beutezug einer offenbar professionellen Diebesbande, der die Seniorin und ihren Mann Detlef hart getroffen hat - zumindest auf ihrem Bankkonto. Es geht um genau 2957,94 Euro. Abgespielt hat sich Geschehen am vergangenen Dienstag, 18. Juli, kurz nach Mittag. Marita Springob ist unterwegs, um im Lidl in Bamenohl einzukaufen. An der Kasse dann der Schock: „Der Reißverschluss meiner kleinen Bauchtasche, die ich immer zumache, ist plötzlich offen, und mein Portemonnaie mit Geld und EC-Karte ist weg.“ Sofort ruft sie ihren Mann Detlef an, da sie ja nicht einmal mehr ihren Einkauf bezahlen kann.

+++Neues vom Fall der Springobs: 200 Euro können sie sich zurückholen+++

Die Tasche, aus der Diebe das Portemonnaie gestohlen haben. Marita Springob ist ratlos.
Die Tasche, aus der Diebe das Portemonnaie gestohlen haben. Marita Springob ist ratlos. © WP | Josef Schmidt

„Ich bin sofort losgefahren“, erinnert sich Detlef Springob, „und dann haben wir überlegt, wie wir die EC-Karte sperren können.“ Dass es den Sperr-Notruf 116 116 gibt, wissen die Springobs zu dem Zeitpunkt nicht, also machen sie sich zur Filiale Grevenbrück der Sparkasse A-L-K auf den Weg, wo sie Kunden sind. Dort wollen sie die Sperrung persönlich veranlassen. Aber: „Die Bank war geschlossen. Bis 14.30 Uhr. Solange mussten wir warten“, erinnert sich das Ehepaar an die quälend lange Wartezeit.

Ein verhängnisvoll langer Zeitraum, wie sich später herausstellt. Denn bei den Dieben muss es sich um eine professionell agierende Bande gehandelt habe, wie auch Polizeipressesprecher Thorsten Scheen auf unsere Anfrage hin vermutet: „Ein außergewöhnlicher Fall. Der Hergang spricht für professionelle Täter mit genauer Ortskenntnis.“

Damit trifft Scheen den Nagel auf den Kopf, denn die Diebesbande schafft es, in genau 100 Minuten eine Bankfiliale und neun Discounter nacheinander abzuklappern, nachdem sie den Geldbeutel von Marita Springob erbeutet haben. Die höchste Summe ergattern kaum mehr als 100 Meter vom Tatort entfernt - in der Volksbank-Filiale Bamenohl. 1000 Euro heben sie ab. Mehr lässt die Sparkasse bei Abhebungen in Fremdinstituten nicht zu. In dem Fall ein Glück für die Springobs. Anschließend rasen die Täter durch den halben Kreis Olpe, lassen sich zusammen mit Kleineinkäufen Bargeld in Höhe von jeweils 200 Euro in neun Discountern auszahlen. Vom Netto in Finnentrop geht es zum Netto und in den Penny nach Ennest, weiter zum Netto und Lidl nach Attendorn, zu den Lidl-Filialen nach Olpe und schließlich in den Netto und den Lidl nach Drolshagen.

Detlef Springob hat die Kontobewegungen vom fraglichen Tattag dokumentiert. Die erste Abhebung in der Volksbank Bamenohl wird um 12.46 Uhr in seinen Bankauszügen notiert, die letzte um 14.26 Uhr ist nach dem „Einkauf“ im Lidl Drolshagen erfolgt. Zusammen mit den eher geringfügigen Einkäufen summiert sich der Beutezug auf fast 3.000 Euro. Einen Tag später, am Mittwoch nach dem Diebstahl, zeigt er den Fall bei der Polizei an. Einen Funken Hoffnung auf die Ergreifung der Diebe hat er: „Zumindest in der Volksbank muss der Täter doch auf der Videoaufnahme zu sehen sein.“

Wichtig ist Springob, dass andere gewarnt sind: „Die 116 116 sollte jeder immer griffbereit haben, dazu die eigene Kontonummer und Bankleitzahl.“

Warum keine Sperre der Discounter?

Kopfschüttelnd und mit Unverständnis quittiert er die offensichtliche Möglichkeit, bei ein- und derselben Discounter-Kette kurz hintereinander jeweils 200 Euro abrufen zu können: „In der heutigen Zeit mit den technischen Möglichkeiten, sollte es doch möglich sein, eine automatische Sperre einzubauen.“

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Bleibt die entscheidende Frage, wie die Täter an die PIN von Marita Springobs EC-Karte gekommen sind. Die 70-Jährige ist sich zu 99 Prozent sicher, dass sie die nicht in ihrem Portemonnaie mitgeführt hat: „Ich kann das nicht begreifen. Wie sind die an meine PIN gekommen?“, zuckt sie mit den Schultern.

Nicht auszuschließen sei es, so sagt Polizeipressesprecher Thorsten Scheen, dass die Profi-Diebe ihr Opfer im Vorfeld ausgespäht und bei einem vorherigen Bezahlvorgang ausgespäht hätten. Scheen: „Mittlerweile liegt uns das Videofoto aus der Volksbank Bamenohl vor, der Täter ist aber mit Baseballkappe und Corona-Maske nicht zu identifizieren.“