Olpe. Vor einem halben Jahr wurde Hund Boomer im Tierheim Olpe abgegeben. Niemand hat sich bisher für ihn gemeldet – aus einem traurigen Grund.
Boomer liebt es, Frisbee zu spielen. „Das ist auf jeden Fall sein Ding“, sagt Marcel Lohmann. Im umzäunten Außenbereich wirft er immer und immer wieder die orangefarbene Scheibe möglichst weit weg von sich. Boomer flitzt hinterher, stürzt sich auf das Spielzeug und bringt es wieder zu Marcel Lohmann zurück. Wenn der Tierpfleger trödelt, bellt Boomer auf. Nicht aggressiv, sondern um zu signalisieren: „Nochmal!“ Und am liebsten nochmal und nochmal.
Boomer muss körperlich und geistig ausgelastet werden
Seit einem halben Jahr lebt Hund Boomer im Tierheim Olpe. Ohne auch nur eine einzige ernsthafte Anfrage bekommen zu haben. Warum? „Boomer ist eigentlich ein ziemlicher netter Typ. Aber eben auch kein ganz einfacher Hund. Er braucht viel Beschäftigung“, meint Lohmann. Der siebenjährige Rüde ist ein Harzer Fuchs-Schäferhund-Husky-Mischling. „Eine explosive Mischung“, sagt Lohmann und lacht. Denn Boomer hat viel Energie, mit der entsprechend umgegangen werden muss. Für viele Menschen kann das auf Dauer überfordernd sein. Gut 6 Jahre lebte Boomer bei seinem früheren Halter, doch irgendwann konnte dieser seinen Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden. Boomer musste ins Tierheim abgegeben werden. Alles andere als ein geeigneter Ort für den quirligen Vierbeiner.
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Boomer braucht in erster Linie körperliche und geistige Auslastung. Ideal wäre es, wenn die zukünftigen Halter sportlich wären. „Es wäre toll, wenn Boomer zu Leuten käme, die zum Beispiel regelmäßig Joggen oder Fahrrad fahren. Dass er sich richtig auspowern kann“, meint Lohmann. Am besten auf dem Land, nicht in der Stadt mit all ihren Reizen. Genauso wichtig sei es, dass der Rüde kognitiv gefördert werde, zum Beispiel mithilfe von Intelligenzspielen. „Macht man das nicht, kann er ungemütlich werden. Dann sucht sich Boomer andere Beschäftigungen in der Wohnung und das ein oder andere Tischbein wird darunter leiden.“ Er könne zwar ein bis zwei Stunden alleine zuhause bleiben, spätestens dann würde Boomer aber langweilig werden. Prinzipiell braucht Boomer eine konsequente Erziehung. „Das heißt, dass die Regeln, die einmal am Anfang aufgestellt worden sind, ohne Ausnahme umgesetzt werden müssen. Wenn man ihm einmal Fleischwurst vom Tisch gibt, dann merkt er sich das sofort und fordert das auch irgendwann ein.“
Seine Artgenossen findet Boomer eher nervig. Vor allem mit Rüden versteht er sich überhaupt nicht. „Bei Hündinnen geht es noch einigermaßen. Aber beim Zusammentreffen wird er schnell hibbelig, er weiß nicht, was er tun soll und reagiert dann mit Rammeln. Das ist kein sexuell motiviertes Dominanz-Gehabe, sondern eine stressbedingte Übersprunghandlung“, erklärt Lohmann. Beißvorfälle gab es bislang noch nicht. Dennoch trägt Boomer bei Spaziergängen sicherheitshalber einen Maulkorb. Denn auch hier kann es beim Aufeinandertreffen mit anderen Hunden zu Übersprunghandlungen kommen. „Er schnappt dann nicht nach vorne, sondern schon mal nach hinten, in den Oberschenkel.“
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Es ist klar, dass Boomer einen hundeerfahrenen, sportlichen Menschen braucht, der bereit ist mit ihm zu arbeiten. Der ihm eine klare Führung geben kann. Das braucht Zeit, Geduld und Training. „Wenn das gegeben ist, dann ist Boomer ein ganz toller Hund“, ist Lohmann überzeugt. Einer, der gerne spielt und kuschelt. Einer, der in jedem Fall eine zweite Chance verdient hat.
>>> VERMITTLUNGSANFRAGEN
Ernsthafte Interessenten, die die notwendigen Kriterien erfüllen, können sich beim Tierheim Olpe unter 02761/4600 melden.