Olpe. Inhaber Tom Rötz zieht die Bremse: Steigende Energiekosten und Fachkräftemangel sind die Hauptgründe für seinen Schritt.

Leicht ist Tom Rötz diese Entscheidung nicht gefallen, das merkt man dem Bäckermeister an. Aber es ist die richtige, für ihn und seine Familie, davon ist er überzeugt: Ende November endet die Geschichte des in vierter Generation geführten Familienunternehmens, und aus der seit über 100 Jahren selbstständigen Bäckerei Rötz an der Martinstraße in Olpe wird die siebte Filiale der Bäckerei Sangermann aus Oberveischede.

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„Für die Kundschaft ändert sich im Prinzip nicht viel“, so Tom Rötz: Denn nach kurzem Umbau wird Bäckermeister Georg Sangermann noch vor Weihnachten am selben Standort öffnen, und wie bisher werden dort Sauerländer Backwaren aus einem Familienunternehmen verkauft. Wie bisher können Getränke und Speisen aus dem Angebot der Bäckerei vor Ort verzehrt werden, und wie bisher wird auch Tom Rötz beim Backen seine Hand im Spiel haben. Denn zum 1. Januar fängt er im Team von Georg Sangermann in Oberveischede als Bäckermeister an.

„Bis Corona war alles in Ordnung“, blickt er auf die jüngere Vergangenheit zurück. Vor acht Jahren übernahm er die Bäckerei von Vater Johannes, baute um, investierte und plante. „In den ersten Jahren habe ich sofort über 300.000 Euro investiert“, erklärt Tom Rötz. „Aber als jetzt ein langjähriger Mitarbeiter in der Backstube gekündigt hat, war mir klar: Jetzt ist die Zeit für Plan B gekommen.“ Denn weitere Jahre mit 360 Arbeitstagen pro Jahr will er sich und seiner Familie nicht mehr antun. Plan B, das war die schon vorher intensiv diskutierte mögliche Übergabe des Ladens an Georg Sangermann, den Tom Rötz nicht nur als Konkurrenten und Kollegen, sondern auch als Obermeister der Bäckerinnung kennt. Sangermann sei der fairste Partner, den er sich vorstellen könne, so Rötz, und für ihn sei klargewesen, dass eine Übergabe des Standorts an ihn die beste denkbare Lösung sei. Sangermann habe allen Mitarbeitern die Übernahme angeboten.

Erste Gespräche 2022

„Wir haben schon 2022 zusammengesessen, als dieser unfassbare Einbruch kam“, so Rötz: Von diesem habe sich die Bäckereibranche nie erholt. „Wir haben früher samstags 3800 Brötchen verkauft, das ist seitdem um 900 Stück nach unten gegangen.“ Die Kostenexplosion bei Energie und Rohstoffen sei das eine, der Mangel an Mitarbeitern das andere. „Man findet ja kaum Leute, und dieser Mindestlohn macht das Ganze noch schwerer.“ Dabei werde jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bei Rötz höher bezahlt als mit Mindestlohn, „aber dadurch, dass dieser steigt, wird der Abstand zu dem kleiner, was wir bezahlen. Aber die Differenz muss ja sein, es ist doch nicht fair, wenn anderswo Anfänger praktisch das Gleiche bekommen wie anderswo Leute, die jahrelang viel geleistet und viel gelernt haben“.

Tom Rötz hat im väterlichen Betrieb gelernt, sich danach in Berlin weitergebildet und in Hannover in einem Unternehmen gearbeitet, das Sauerteig herstellt, „ich habe auf diese Weise schon viele Bäckereien kennengelernt, aber den kompletten Arbeitsablauf kenne ich nur von hier. Von daher freue ich mich auf etwas Neues, auch wenn es mir sehr leid tut, dass hier in Olpe etwas endet“.

Lob für Brötchen der Konkurrenz

Georg Sangermann freut sich, dass er den traditionsreichen Standort in Olpe weiterführen kann. „Es sind ja keine einfachen Jahre im Backgewerbe“, so der Obermeister. Für ihn ist es eine Erweiterung, denn seit 2010 führt Sangermann stets sechs Filialen außer dem Hauptstandort in Oberveischede. Und er freut sich, durch Tom Rötz einen jungen und dennoch erfahrenen Bäckermeister für sein Team zu gewinnen. Und ganz ohne Neid sagt Sangermann: „Die Brötchen von Rötz sind wirklich gut. Die haben weithin einen Ruf.“ Die dürfe Tom Rötz künftig sehr gern bei ihm backen. Auch werde er das Sortiment der Bäckerei genau in Augenschein nehmen, um zu prüfen, ob die eine oder andere Spezialität künftig zum Sangermann-Portfolio gehören könnte, etwa die in Olpe legendären Preiselbeertaschen oder die Nussecken.