Kreis Olpe/Siegen. Wegen Drogenhandels müssen sich derzeit drei Menschen vor Gericht verantworten. Eine wichtige Rolle in dem Fall spielt eine Frau aus Lennestadt.

Nur zwei Stunden nach den Plädoyers des Staatsanwalts und der Rechtsanwälte verkündete die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach im Drogenprozess vor dem Landgericht Siegen die Urteile für die beiden Angeklagten. Zuvor hatten die im Prozess geständigen Männer aus Meinerzhagen und Meschede die ihnen vorgeworfenen Taten vom Juli bis September 2020 noch einmal ausdrücklich bereut. Auch deshalb fielen die Urteile der 1. Großen Strafkammer vergleichsweise mild aus und blieben unter den vom Staatsanwalt geforderten Strafen.

Der auch wegen eines brutalen Überfalls in Wenden-Elben vorbestrafte Haupttäter aus einem kleinen Ort bei Meinerzhagen muss wegen seiner Drogengeschäfte wieder für zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Vier Monate der verhängten Freiheitsstrafe gelten schon als verbüßt. Jetzt hofft er, so schnell wie möglich in den offenen Vollzug wechseln zu können. Der andere Angeklagte spielte im Prozess laut Rechtsanwalt Marcel Tomczak „eine untergeordnete Rolle“. Der Mescheder kam wegen Beihilfe mit einer zur Bewährung ausgesetzten Strafe von einem Jahr davon. In beiden Fällen hatte der Vertreter der Anklage drei Jahre und vier Monate bzw. ein Jahr und fünf Monate gefordert.

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Nicht mehr im Gerichtssaal saß an diesem Verhandlungstag eine ebenfalls wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln angeklagte junge Frau aus Lennestadt. Wie berichtet, wurde das Verfahren gegen sie abgetrennt. Hier geht es in der nächsten Woche weiter.

Die Lennestädterin, ehemalige Freundin der beiden Angeklagten, spielte aber in Abwesenheit eine wichtige Rolle. Für Rechtsanwalt Marc Wandt ist sie nicht „das verführte kleine Mädchen“, als das sie sich selbst darstelle. Ganz im Gegenteil: Wandt bezeichnete sie bei den Drogengeschäften als „gleichberechtigte Partei“. Vor Gericht versuche sie verzweifelt, Pluspunkte zu sammeln. Der zweite Angeklagte hatte sich, so Anwalt Tomczak, von seiner Ex-Freundin überreden lassen, Rauschgift wie Kokain und Marihuana für einige Wochen in seiner Mescheder Wohnung zu bunkern. Als Belohnung gab es für den eigenen Konsum einen Vorzugspreis.

Bei Ermittlungen aufgeflogen

Aufgeflogen waren der Meinerzhagener und seine damalige Freundin aus Lennestadt bei Ermittlungen der Olper Polizei nach einem brutalen Überfall auf einen 49-Jährigen in Elben, bei dem auch Baseballschläger und eine Schreckschusspistole eingesetzt wurden. Wie der damalige Chefermittler als Zeuge einen Tag zuvor geschildert hatte, war die Polizei den Verdächtigen und ihren Rauschgiftverstecken durch umfangreiche Überwachungsmaßnahmen auf die Schliche gekommen. Für den Überfall in der Nacht zu Pfingstmontag 2020 kassierte der Meinerzhagener wegen Körperverletzung und Nötigung eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten. Er wusste aber schon im Gefängnis, dass nach Verbüßen dieser Strafe ein Prozess wegen Drogenhandel auf ihn wartet. Das galt auch für seine Freundin aus Lennestadt, die beim brutalen Überfall Schmiere stand und im März 2021 zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt wurde.

Vor allem sein Geständnis, das nach den Worten der Vorsitzenden Richterin Dreisbach den Drogenprozess „erheblich verkürzt hat“, sprachen für den Meinerzhagener. Zu seinen Gunsten wertete die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Siegen auch die Verfahrenslänge, die kurze Tatzeit von wenigen Wochen und eine offensichtlich gelungene Wiedereingliederung nach der Verurteilung wegen Körperverletzung und Nötigung. „Er hat seine Lektion gelernt und reinen Tisch gemacht“, nannte Anwalt Wandt seinen Mandanten „ein Musterbeispiel für Resozialisierung“.

Gegen ihn sprechen laut Urteilsbegründung aber die erheblichen Mengen und der zum Teil hohe Wirkstoff der Betäubungsmittel, mit denen er gehandelt hat bzw. die bei ihm gefunden wurden, und die allerdings nicht einschlägigen Vorstrafen.