Kreis Olpe/Siegen. Drei Angeklagte müssen sich wegen Drogenhandels vor Gericht verantworten. Die Angeklagten, darunter eine Lennestädterin, sind keine Unbekannten.

Wegen eines schwunghaften Drogenhandels nicht nur im Kreis Olpe müssen sich drei Angeklagte vor dem Landgericht Siegen verantworten. So listet die Anklageschrift für den Zeitraum von Juli bis September 2020 detailliert 28 An- oder Verkäufe von Betäubungsmitteln aller Art auf. Bei Durchsuchungen wurden Ecstasy- und Amphetamintabletten, Marihuana, Haschisch, Kokain usw. gefunden.

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Es geschah Pfingstmontag

Ins Visier der Olper Polizei geriet das Trio aus dem Raum Meinerzhagen, Lennestadt und Meschede nach einem spektakulären und brutalen Überfall in der Nacht zum Pfingstmontag 2020 in Wenden-Elben. Die erneut vor Gericht stehende Lennestädterin hatte bei einem 49-Jährigen LSD-Platten für 100 Euro bestellt. Das Drogengeschäft platzte, die junge Frau wollte nicht mehr bezahlen. Nach Drohungen beschloss ihr damaliger Freund, dem Elbener eine Abreibung zu verabreichen.

Dazu heuerte er einige Bekannte an, packte mehrere Baseballschläger und eine Schreckschusspistole ins Auto, fuhr nach Elben und schlug dort rücksichtslos zu. Der 49-Jährige erlitt Platzwunden am Kopf, eine zertrümmerte Kniescheibe und leidet noch heute an den Folgen des Überfalls.

Die junge Frau war mitgefahren und stand Schmiere. Wegen Mittäterschaft wurde sie vom Amtsgericht Olpe am 19. März 2021 zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt, vier Monate saß die Lennestädterin in Untersuchungshaft. Ihr damaliger Freund – der Haupttäter beim brutalen Überfall in Elben – kassierte wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung eine Freiheitsstraße von zwei Jahren und drei Monaten.

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Die „anfangs schreckliche“ Erfahrung der Haft hinterließ zwar Eindruck beim heute wie damals Angeklagten aus einem Ort bei Meinerzhagen. Aber wahrscheinlich wird er sich demnächst wieder hinter Gittern einfinden. Denn die Ermittlungen der Olper Polizei nach dem Überfall in Elben in der Nacht zum 1. Juni 2020 führten zur Lennestädterin, ihrem ehemaligen Freund und einem Mescheder, der im Prozess aber eher eine Randfigur ist.

Die Telefonüberwachung der Verdächtigen führte die Ermittler auf ein offensichtlich florierendes Drogengeschäft. Bei den Festnahmen und Durchsuchungen entdeckte die Polizei nach Angaben eines Beamten „nicht unerhebliche Mengen an Rauschgift“, das zur weiteren Untersuchung an das Landeskriminalamt geschickt wurde. Detailliert las am Verhandlungstag die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach aus den Ergebnissen des LKA vor.

In den „Drogensumpf“ gerutscht

Im April 2020 hatten sich die junge Frau aus Lennestadt und der Meinerzhagener kennengelernt und wurden ein Paar. Irgendwann hatte der Mann seine neue Freundin gefragt, ob sie nicht ebenfalls ins Drogengeschäft einsteigen wolle. Er selbst war „in den Drogensumpf“ abgerutscht, als er krank wurde und nicht mehr arbeiten konnte. Am überwachten Telefon redete der Hauptangeklagte laut Aussage eines Polizeibeamten „recht offen“ über seine illegalen Geschäfte.

Vor dem Landgericht Siegen gaben alle drei Angeklagten die Vorwürfe zu – allenfalls mit kleinen Einschränkungen. Aber das dürfte dem Haupttäter eine erneute Freiheitsstrafe nicht ersparen. Die Plädoyers und vielleicht auch die Urteile gegen die beiden Männer werden zwar erst am Donnerstag, 6. Juli, gehalten und gesprochen. Aber im Vorfeld hatten sich die Anwälte und der Staatsanwalt auf Haftstrafen von zwei Jahren und sechs Monate für den Meinerzhagener sowie ein Jahr und sechs Monate zur Bewährung für den Mescheder verständigt.

Rechtsanwalt Harald Kröning plädiert für eine verminderte Schuldfähigkeit seiner gesundheitlich angeschlagenen Mandantin und hofft auf eine Bewährungsstrafe. Die alleinerziehende Mutter wird von Psychiater Dr. Thomas Schlömer untersucht. Das Verfahren gegen sie wird abgetrennt und am 12. Juli fortgesetzt.