Saalhausen. Der Abriss der Lennebrücke in Saalhausen läuft. Für Fußgänger gibt es eine Umleitung - für genervte Urlaubgäste eine besondere Überraschung.

Wochenlang hatte es viele Befürchtungen und Diskussionen im Luftkurort Saalhausen gegeben. Nicht ohne Grund: Der Abriss und Neubau) der rund 20 Meter langen, tonnenschweren Lennebrücke (Gesamtkosten: 1,8 bis 2 Millionen Euro), die zwei Ortsteile verbindet, ist ein riesiger Einschnitt für Einheimische und Gäste. Doch bis jetzt läuft alles planmäßig. Die Hälfte der Brücke steht schon nicht mehr und am Freitag wird die zweite Hälfte des Stahlbetonmonsters entfernt.

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Was für die Saalhauser und die Schaulustigen ein echtes Spektakel ist, für Hubert Johannes Meyer und seine Mitarbeiter von der Firma Betontechnik Meyer aus Dorlar ist es Tagesgeschäft. Das Unternehmen zersägt im Auftrag des Generalunternehmers Firma Hubert Mees GmbH aus Altenhundem die Stahlbetonbrücke in kleinere Stücke, die anschließend mit einem 150-Tonnen-Kran von den beiden Land- und dem im Wasser stehenden Flusspfeiler abgehoben und „an Land“ geparkt werden.

Abriss der Lennebrücke Auf der Jenseite in Saalhausen. Der Stahlbeton wird zersägt.
Abriss der Lennebrücke Auf der Jenseite in Saalhausen. Der Stahlbeton wird zersägt. © WP | Volker Eberts

„Die Zweifeld-Brücke stammt aus den 50er Jahren, 1990 wurde sie mal saniert“, erklärt Hubert Johannes Meyer. Untypisch sei der Aufbau gewesen. Man habe zwei Stahlträger nebeneinander gelegt und diese dann voll Beton gegossen, sagt Meyer, der seit 1985 diesen Job macht. Ob Beton oder Stahl, die ferngesteuerten Spezialsägen des Unternehmens „fressen“ sich punktgenau durch den bis zu 40 Zentimeter starken Stahlbeton.

Urlaubsgäste als Zuschauer

„Wir sind hier für das Hotel hier der Zuschauermagnet“, sagt Meyer, denn viele Einheimische und vor allem Gäste im benachbarten Landhotel Voss lassen sich das ungewohnte Treiben an der Lenne nicht entgehen. Für das gesamte Team des Vier-Sterne-Hauses ist das gerade jetzt in der Hochsaison eine besondere Herausforderung. „Wir mussten ein paar Zimmer tauschen, geben Baustellen-Rabatt und ein paar Glas Sekt mehr aus“, sagt Hotelier Andreas Voss. Alles nicht so einfach, aber machbar. Die Stammgäste hätten ungefähr gewusst, was auf sie zukommt.

Die abgebauten Brückenteile warten auf den Abtransport hinter der Kirche.
Die abgebauten Brückenteile warten auf den Abtransport hinter der Kirche. © WP | Volker Eberts

Die lustige Geste mit „Baustellen-Sekt“, eine Extra-Abfüllung in Piccolofläschchen mit entsprechendem Etikett, hatte sich Vanessa Rinke von der Tourist-Info in Saalhausen ausgedacht, als Give-away für verärgerte Gäste - unter dem Motto: „Spülen Sie ihren Baustellen-Ärger mit einem Gläschen Sekt runter“. Aber sie habe bis jetzt kaum ein Fläschchen ausgeben müssen, so Rinke. Die Urlaubsgäste im Ort nehmen die Baustelle im Zentrum des Ortes eher gelassen, „die Tagestouristen im TalVital an den Sonntagen sind da wesentlich unentspannter“, so Rinke.

So sah die Brücke früher aus: Am 23. Juni begann die Firma Hubert Mees mit dem Entfernen des Fahrbahnbelags auf der Brücke, hinten das Landhotel Voss.
So sah die Brücke früher aus: Am 23. Juni begann die Firma Hubert Mees mit dem Entfernen des Fahrbahnbelags auf der Brücke, hinten das Landhotel Voss. © WP | Volker Eberts

Die Umleitung für Fahrzeuge durch den Ort, u.a. von der Fasanenbrücke über einen zweckentfremdeten und beliebten Fußweg entlang der Lenne, hatte im Vorfeld für viele Diskussionen gesorgt. „Die Leute hatten Sorgen, es gebe ein Verkehrschaos“, so Andreas Voss. Doch das blieb bislang aus.

Fußgänger können die Lenne an der Pfarrkirche über eine eigens errichtete und barrierefreie Stahlbrücke überqueren. Ein Zugang führt an der Baustelle vorbei über das Kirchengelände, ausgestreut mit Hackschnitzel. Diese Notlösung ist für Menschen mit Rollatoren und Rollstühlen eine Zumutung. Hier sollte die Stadt schnell Abhilfe schaffen.

Kampfmittelräumdienst kommt

In wenigen Tagen wird die alte Lennebrücke „Auf der Jenseite“, wie die Straße heißt, verschwunden sein. Dann müssen die oberirdischen Stahlbetonreste an den beiden Brückenköpfen beseitigt werden. Bevor die Fundamente der Landpfeiler entfernt werden können, rückt der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung an, um den Untergrund auf Munitionsreste aus dem zweiten Weltkrieg zu untersuchen.

Anschließend wird es nochmal laut an der Jenseite. Für die neuen Brückenauflieger - einen Flusspfeiler wird es nicht mehr geben - müssen zunächst Spundwände gesetzt werden, die eingerammt werden. Aber auch das werde vorbeigehen, so Optimist Andreas Voss, „und dann haben wir ja 70 Jahre Ruhe.“