Kreis Olpe. Was den Absatz von Recycling-Schotter verbessern soll, führt dazu, dass die Würdinghauser Firma Behle nur noch eigenen Bauschutt verarbeitet.
Es ist fast ein Jahr her, dass die Bodenbörse Südsauerland, ein Gemeinschaftsunternehmen einiger großer Tiefbauer aus dem Kreis Olpe, die Alarmglocke läutete: Noch knapp zwei Jahre, so seinerzeit die Prognose, dann gebe es im Kreisgebiet keinen Platz mehr, um Bodenaushub von Baustellen zu deponieren. Immense Kosten würden dann auf die Unternehmen und damit auch auf Bauherren zukommen, weil das überschüssige Material weit transportiert werden müsse. Eine Teillösung des Problems, hieß es damals, wäre es, wenn nicht auch noch das Abbruchmaterial deponiert werden müsse, zumal Beton, Ziegel, Bims und Bruchsteine auch viel zu schade dazu seien. Viel sinnvoller, so die Vertreter der Branche unisono, sei es ja, dieses Material zu zerkleinern und so zu Schotter zu machen, der in sehr vielen Bereichen den frischen Schotter aus Steinbrüchen ohne jeden Abstrich ersetzen könne.
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Das Thema kam wieder auf, als jüngst der heimische Landtagsabgeordnete Dr. Gregor Kaiser (Grüne) auf Einladung der Handwerkskammer unter anderem das Würdinghauser Bauunternehmen Behle besuchte. Kaiser, der im Vorjahr zu den Gästen der Bodenbörse bei einer Podiumsdiskussion in Attendorn gehört hatte, fragte die Fachleute, was die neue Ersatzbaustoffverordnung, die am 1. August in Kraft tritt, für die Branche bedeute und ob damit endlich Bewegung in den so zögerlichen Einsatz von Recycling-Schotter komme. Doch entsetzt weiteten sich seine Augen, als Firmenchef Matthias Behle seine Antwort präsentierte.
Material geht jetzt nach Olpe
Denn besagte Mantelverordnung, in ausführlichstem Behördendeutsch „Verordnung zur Einführung einer Ersatzbaustoffverordnung, zur Neufassung des Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung und zur Änderung der Deponieverordnung und der Gewerbeabfallverordnung“, hat laut Behle zur Folge, dass genau das Gegenteil dessen eintritt, was alle erhofft hatten. Matthias Behle, der neben seinem Bauunternehmen auch eine Tochterfirma betreibt, die nichts anderes tut als genau diesen Recycling-Schotter herzustellen, erklärte: „Nach einem Seminar zu dem Thema habe ich sofort die Fremdannahme von Abbruchmaterial gestoppt. Wir verarbeiten dort jetzt nur noch Material, das bei uns selbst anfällt.“ Leidtragender sei beispielsweise der Bauhof der Gemeinde Kirchhundem, der nun seinen Bauschutt zur Zentraldeponie nach Olpe fahren müsse statt ihn in Würdinghausen zum Recycling zu geben. „Ich bedauere das, aber ich sehe zurzeit keine andere Möglichkeit.“
Zwar lese sich vieles der neuen Verordnung zunächst positiv. So werde künftig unter den Schotterklassen „RC1“ bis „RC3“ unterschieden, wobei RC1 praktisch überall dort eingebaut werden dürfe, wo sonst frischer Schotter nötig sei. Aber leider sei auch das Prüfverfahren geändert worden, mit dem die Belastung solchen Recyclingschotters getestet wird. Da aber kein Vergleich zwischen bisherigem und künftigem Prüfverfahren vollzogen worden sei, wisse niemand, was die neuen Prüfungen für Belastungsgrenzen zeigen würden. Weiterhin sei es wohl so, dass künftig jede Fläche, auf der Recyclingschotter verarbeitet werde, automatisch ins Altlasten-Kataster der jeweiligen Stadt oder Gemeinde eingetragen werde. „Dass sich dann wohl niemand für Recycling-Schotter interessiert, ist wohl klar“, so Behle.
Widersinnige Vorgaben
Vieles sei geradezu widersinnig, sei doch im Sauerland mancher frisch gewonnene Schotter durch natürliche Spuren von Metallen stärker belastet als Recyclingmaterial. „Das, was gerade im Steinbruch abgebaut wurde, dürfte auf manche Bauschuttdeponie nicht eingebaut werden“, so Behle.
Auch gebe es weiterhin Fälle, wo beispielsweise Kommunen in einer Ausschreibung die Verwendung von frischem Schotter vorschrieben, obwohl nichts gegen Recycling-Schotter spreche. „Wir hatten beispielsweise den Fall, dass eine Kommune beim Einbau von Betonrohren auf frischem Schotter bestanden hat und uns untersagte, Schotter aus recyceltem Beton zu nehmen“, berichtete Behle – technisch nicht begründbar und kaufmännisch erst recht nicht.
Abhilfe gab es keine, nur die Zusage von Kaiser, der sich eifrig Notizen gemacht hatte, das Thema sowohl mit nach Düsseldorf als auch in seine Partei mitzunehmen und zu versuchen, Abhilfe zu erreichen. „Das alles macht ja keinen Sinn“, so Kaiser, „die Nutzung von Recycling-Schotter dient gleich zweifach der Umwelt, einmal, weil eben kein neuer Schotter gewonnen werden muss, den wir der Natur entnehmen, und einmal, weil der Bauschutt nicht für teures Geld deponiert werden muss.“ Er will Behle auf dem Laufenden halten.