Kreis Olpe. Die Polizei verzeichnet im Kreis Olpe immer mehr Schockanrufe. Die Täter agieren meistens aus dem Ausland.

Eine Seniorin erhielt im April dieses Jahres im Kreis Olpe einen Anruf einer unbekannten Person, die ihr mitteilte, dass ihre Nichte einen Verkehrsunfall verursacht habe, bei dem ein Kind gestorben sei. Die 86-Jährige wurde von der Anruferin gebeten, eine Kaution zu zahlen, damit ihre Nichte nicht ins Gefängnis müsse. Anschließend rief ein Mann die ältere Dame an und gab sich als Mitarbeiter des Gerichts aus. Er setzte die Frau erheblich unter Druck und forderte sie auf, Geld zu zahlen. Da die Seniorin kein Geld zu Hause hatte, übergab sie zunächst ihren Schmuck an eine Unbekannte. Danach sollte sie trotzdem noch Geld bei der Bank holen. Als sie dort davon berichtete, alarmierte ein aufmerksamer Angestellter die Polizei, so dass es zu keiner Geldübergabe kam.

Die Masche der Täter bei solchen sogenannten Schockanrufen ist außerordentlich dreist und perfide. Die Zahlen sind im Kreis Olpe deutlich gestiegen. Waren es 2021 noch vier vollendete Taten, kam es im vergangenen Jahr zu 20 vollendeten Fällen. Der Gesamtschaden stieg von 43.320 Euro (2021) auf 135.310 Euro (2022).

Verschiedene Varianten

„Der Polizei sind aktuell verschiedene Varianten des Enkeltricks bekannt“, sagt Kriminalhauptkommissar Michael Meinerzhagen, der bei der Kreispolizeibehörde Olpe zuständig ist für Kriminalprävention und Opferschutz. Dazu gehören auch die Schockanrufe.

„Zunächst richtete sich der Schockanruf an russische Staatsbürger. Mittlerweile sind aber auch alle anderen älteren Menschen als Zielgruppe dieser Betrugsmasche betroffen“, berichtet Meinerzhagen. Und weiter: „Auf Grund der hoch emotionalen Gesprächsführung werden die angerufenen Opfer während des Telefonats weiter manipuliert. Oft wird dann das Gespräch von einem angeblichen Polizeibeamten übernommen, der erklärt, der Angehörige sei in Untersuchungshaft genommen worden und könne nur gegen Zahlung einer hohen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden.“

In einigen Fällen schalte sich auch ein angeblicher Staatsanwalt und Richter ein, um den psychischen Druck bei den Opfern zu erhöhen: „Letztlich wird dann die Geldübergabe der Kaution, meistens im fünfstelligen Bereich, an einen Boten mit Nennung eines Passwortes gefordert. Nicht selten telefonieren die Täter über Stunden mit den Opfern und verhindern so eine Kontaktaufnahme mit der Polizei oder den echten Verwandten.“

Eine weitere Variante des Enkeltricks ist laut Michael Meinerzhagen, dass ein falscher Enkel am Telefon die Umstände im Zusammenhang mit dem Corona-Virus ausnutze, um ältere Menschen um Geld zu betrügen. Zudem gebe es eine neue Abwandlung dieser Betrugsform, bei der sich der Täter als Arzt eines Krankenhauses ausgibt. Er berichtet, dass im Krankenhaus ein naher Angehöriger liegen würde. Der Gesundheitszustand sei extrem kritisch und es würde dringend ein kostspieliges, überlebenswichtiges medizinisches Präparat bzw. der Impfstoff gegen Covid-19 benötigt. Dieses müsste jedoch selbst finanziert werden.

„Die Täter agieren meist aus dem Ausland. In vielen Fällen wird aus sogenannten Call-Centern angerufen. Die Täter sprechen in den meisten Fällen akzentfrei die deutsche Sprache und sind in der Kommunikation sehr gut ausgebildet“, erläutert der Kriminalhauptkommissar.

Aufwendige Ermittlungen

Die Ermittlungen seien aufwendig, da die Täter oftmals durch Verschleierung der Rufnummern versuchen, ihre wahre Identität zu verbergen. „Erstatten Sie immer Strafanzeige. So erhält die Polizei Kenntnis von der Straftat und kann die Täterinnen oder Täter verfolgen. Außerdem erhält sie dadurch wichtige Informationen zum Ausmaß des Deliktfeldes, kann Zusammenhänge herstellen und gegebenenfalls Tatserien erkennen“, betont Meinerzhagen.

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Opfer dieser Betrugsmaschen seien oftmals Senioren, da diese gezielt von den Tätern ausgewählt werden: „Dazu bedienen sich die Täter unter anderem der Telefonbucheinträge und filtern diese nach älteren Vornamen. Bei den Betrugsvarianten unter Nutzung eines Messenger-Dienstes sind auch oft jüngere Opfer betroffen.“

Verhaltenstipps

Die Polizei wird niemals am Telefon Geldforderungen oder Fragen zu Vermögensverhältnissen oder Bankdaten stellen. Beenden Sie das Gespräch sofort.

Lassen Sie ihren Eintrag aus dem öffentlich gemachten Telefonverzeichnis entfernen oder ihren Vornamen durch einen Buchstaben ersetzen. Ihr Telefonanbieter wird dies in der Regel kostenlos auf Ihren Antrag hindurchführen.

Konfigurieren Sie ihren Router, dass nur Teilnehmer mit von Ihnen ausgewählten Rufnummern Sie anrufen können.

Schalten Sie Ihren Anrufbeantworter ein.

Eine Anzeige kann persönlich auf jeder nächstgelegenen Polizeidienststelle oder online auf der Internetseite „Ich möchte eine Anzeige erstattet/Internetwache (polizei.nrw) erstattet werden.