Rhonard/Thieringhausen. Dietmar Gurres und Peter Maiworm blicken auf die Entstehungsgeschichte des besonderen Wanderweges „Grubenkunstweg“ zurück.
Am Anfang stand eine zufällige Begegnung. Dietmar Gurres, in Brün aufgewachsener Olper, traf auf der Bleichewiese in Olpe Bernd Schneider, der gerade die Infotafel „seiner“ Olper Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins mit neuen Aushängen bestückte. Gurres, der vor rund 15 Jahren durch einen Bekannten auf das Thema Bergbaugeschichte gestoßen war und dem rasch klar wurde, dass ihn dies nie mehr loslassen würde, sprang sofort auf Schneiders Anregung an, einen bergbauhistorischen Wanderweg zu schaffen, war ihm doch auf ungezählten Wanderungen und Spaziergängen längst schon eine ähnliche Idee gekommen, um die unzähligen Spuren der reichen Olper Bergbaugeschichte zu sichern und vor allem, sie ins Blickfeld zu rücken und damit wieder in Erinnerung zu rufen.
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Gurres sprach Freunde und Bekannte an, und so entstand eine anfangs fünf, inzwischen zehn Mitglieder starke Gruppe, die sich dem Heimatverein für Olpe und Umgebung anschloss und mit den Planungen begann. „Grubenkunstweg“ war irgendwann der Titel des Projekts, und dies gleich ein zweifacher Hinweis auf das, was hier entstehen soll: ein Weg entlang der Erzgruben, ein Weg aber auch, der Kunst zeigen soll – und gleichzeitig ein Hinweis auf das, was den Olper Bergbau so besonders machte: Denn wenn Bergleute von einer Kunst sprechen, dann meinen sie damit eine durch Wasser- oder Windkraft angetriebene Vorrichtung, und im Fall der Grube Rhonard beispielsweise war dies eine für damalige Verhältnisse wahrlich gigantische Wasserkunst: ein unterirdisches, durch Wasser angetriebenes Pumpwerk, um die Wasserhaltung der Grube im Griff zu haben.
Und nun ist der Grubenkunstweg zwar noch nicht fertig, aber dennoch vollständig und komplett nutzbar. Derzeit müsste man eigentlich noch vom „Grubenweg“ sprechen, denn genau der mittlere Bestandteil „Kunst“ fehlt noch. Doch weil alle Stationen fertig sind, alle Bänke stehen, die Schilder stehen, die Wege geschoben und hergerichtet, beschloss der Heimatverein, am Wochenende eine erste offizielle Begehung vorzunehmen.
Zinnober- und Wasserweg
„Es war großartig. Wir hatten über 50 Anmeldungen, und da waren über 60 Leute“, freut sich Dietmar Gurres, der gemeinsam mit seinem Mitstreiter Peter Maiworm im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Entstehung des Projekts zurückblickt. Da bot es sich an, zwei Gruppen zu bilden, denn der Grubenkunstweg besteht aus zwei Teilen: dem Zinnober- und dem Wasserweg. Der erste ist etwas kürzer als 4 Kilometer, der zweite etwas länger. „Wir wollen Wege schaffen, die man locker in einem Sonntagsspaziergang abgehen kann“, so Gurres, „aber wer will, kann natürlich auch locker beide hintereinander gehen.“ Start- und Zielpunkt beider Teilstücke ist ein neu geschaffener Parkplatz nahe dem Modellflugplatz bei Rhonard. Dies wurde mit Absicht so gewählt, bietet die nahe Hütte des SGV Olpe doch sonntags regelmäßig eine Einkehrmöglichkeit an, die sich einem Gang über den Grubenkunstweg anschließen kann.
Und so führen beide Teilstücke nun vorbei an Stauteichen, Gruben, Pingen, Einbrüchen, an Rohren, die einst das Grubenwasser ableiteten, an Schächten und Stollen. Einer davon kann begangen werden: ein rund 20 Meter tiefer Mutungsstollen bei Thieringhausen. Vor der ersten Begehung begrüßte der Vorsitzende des Heimatvereins für Olpe und Umgebung, Axel Stracke, die Teilnehmer und blickte auf die enorme Bedeutung des Erzbergbaus für Olpe hin: Nur durch diesen sei Olpe im Jahr 1311 mit den Stadtrechten versehen worden, und das Wahrzeichen der Stadt, der Pannenklöpper, sei eine von wenigen Erinnerungen an diese Vergangenheit, hätte sich doch das Breitschmieden nicht ohne den vorgeschalteten Bergbau hier in solchem Umfang angesiedelt. Stracke betonte aber auch, welche katastrophalen Folgen für die Gesundheit die harte Arbeit unter Tage mit sich brachte und dass der Bergbau wohl die Grubenbesitzer, nicht aber die Bergleute reich gemacht habe.
Unzählige Hürden umschifft
„Hätten wir gewusst, was auf uns zukommt, wir hätten es wohl kaum gemacht“, blickt Peter Maiworm auf eine Vielzahl überwundener Hürden zurück: Ungezählte Gespräche waren zu führen mit den beteiligten Grundstückseigentümern, mit dem Forstamt, der Stadt, den Behörden. Hier stellte sich eine Waldgenossenschaft quer, dort stand der Naturschutz im Weg. Doch beharrlich setzte die Aktionsgruppe ihre Arbeit fort, gekrönt von einem ersten Erfolg, als Ministerin Ina Scharrenbach im vergangenen Jahr einen „Heimatscheck“ überreichte und das Projekt so mit 100.000 Euro unterstützte. Beide sind dankbar für vielseitige Unterstützung: durch die Stadt, das Forstamt, den Bauhof, die Untere Landschaftsbehörde und die Grundstückseigentümer.
Bis zum Ende des Jahres, so das Ziel der zehnköpfigen Unterstützergruppe, soll nun auch der Aspekt „Kunst“ komplett umgesetzt sein. Dabei sollen an den einzelnen Stationen Plastiken aufgestellt sein, die das Thema des Wanderwegs aufgreifen. Auch wird noch eine Brücke gebaut, die einen virtuellen Blick in einen einstigen Schacht ermöglichen und ein besonderer Aussichtspunkt werden soll.
Wer den Grubenkunstweg abgehen will, kann das vollkommen eigenständig tun: Auf allen Schildern sind QR-Codes angebracht, die mit jedem Smartphone gescannt werden können und so tiefergehende Informationen zu den einzelnen Stationen liefern. Ebenso ist es aber möglich, an geführten Wanderungen teilzunehmen oder auch für Gruppen, Termine zu buchen. Alle nötigen Informationen gibt es auf der Internet-Präsenz www.grubenkunstweg.de.