Oedingen/Lennestadt. Stadt Lennestadt sichert sich früheres Bundeswehrgelände bei Oedingen zum Schnäppchenpreis und will dort sauberen Strom erzeugen.

Wer hätte das gedacht?! Die Chancen, dass auf dem früheren Bundeswehrgelände bei Oedingen demnächst doch noch ein Freiflächen-Solar- bzw. Photovoltaikpark entstehen wird, sind rapide gestiegen. Die Stadt Lennestadt wird den ehemaligen Abschussbereich der früheren Sauerlandkaserne bei Obervalbert kaufen und will dort selbst Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung erstellen. Das bestätigte Bürgermeister Tobias Puspas gegenüber unserer Redaktion.

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Demnach wird die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und das 16 Hektar große, eingezäunte Gelände samt Gebäuden, also Wachtürmen und Lagerhallen, vom Bundesamt für Immobilienaufgaben (BImA) erwerben. Der Stadtrat stimmte dem Kauf am Mittwochabend einstimmig zu.

Der Lennestadt spielten dabei geänderte, gesetzliche Vorgaben in die Hände. Die Erzeugung Erneuerbarer Energie gilt mittlerweile als „kommunale Aufgabe“. Investitionen in diesem Bereich werden vom Bund mit hohen Zuschüssen gefördert, so dass die Stadt nach Informationen unserer Zeitung nur noch knapp über 100.000 Euro an die Bundeskasse überweisen musste. Der Erwerb der Immobilie ist somit ein echtes „Schnäppchen“.

Der frühere Abschussbereich der Sauerlandkaserne bei Oedingen geht in den Besitz der Stadt Lennestadt über.
Der frühere Abschussbereich der Sauerlandkaserne bei Oedingen geht in den Besitz der Stadt Lennestadt über. © Hans Blossey | Hans Blossey

Nicht vom Tisch ist die Naturschutzproblematik. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hatte auf dem brach liegendem Gelände eine unter Naturschutz stehende „Magerwiese“ und andere schützenswerte Pflanzen entdeckt (wir berichteten). Der Konflikt Klimaschutz gegen Naturschutz konnte bis heute nicht gelöst werden. „Wir haben nach wie vor mehrere Biotope dort, die zu beachten sind“, so der Bürgermeister. Die Stadt hofft aber im Zuge der allgemeinen Diskussion um Klimaziele und Energiewende, dass blockierende Vorgaben gelockert werden, so wie es derzeit im Bereich der Windkraft geschieht. „Wir werden versuchen, das, was denkbar ist, da oben umzusetzen“, so der Verwaltungschef.

Neue Bewegung in Sachen „Solarpark Sauerlandkaserne“ hatte es zuletzt vor eineinhalb Jahren gegeben. Ein Interessent hatte sogenannte Agri-PV-Module für Photovoltaik in Spiel gebracht. Dabei werden die Solarmodule vertikal aufgeständert. Dadurch ist Solarstromerzeugung möglich und die geschützten Pflanzen zwischen den Modulen können dennoch leben und gedeihen.

Erste Pläne schon 2016

Die ersten Solarparkpläne für das Gelände kamen erstmalig im Juni 2016 auf den Tisch. Eine Firma aus dem oberfränkischen Bad Staffelstein wollte auf dem Gelände Photovoltaik-Module im großen Stil auf 15 Hektar errichten, die jedes Jahr 9.500.000 kWh Strom für 2.375 Haushalte liefern sollten. Doch dann zog das LANUV den Stecker für das Projekt, die Firma stieg aus.

Die Stadt schreckt dieser Misserfolg nicht. Damals sei das Projekt auch wegen hoher Anschlusskosten gescheitert. Der Bürgermeister hofft nun, dass die Stadt auch diese Hürde unter Einbeziehung der eigenen städtischen Netzgesellschaft, die die Stadt Ende 2020 zusammen mit der Westnetz GmbH gegründet hatte, aus dem Weg räumen kann.