Olpe. Ein 35-Jähriger steht wegen Geldfälschung und Betruges in Olpe vor Gericht. Plötzlich platzt der Prozess.

Es war ein denkwürdiger Prozess im Olper Amtsgericht, den so wohl noch nie jemand der Beteiligten erlebt hatte. Nach einer Unterbrechung vor der Vernehmung weiterer Zeugen kehrte Richter Matthias Witte nach 20 Minuten mit nur einem Schöffen in den Gerichtssaal zurück. „Wir sind nur noch zu zweit. Die gesundheitliche Problematik bei einem Schöffen hat sich als akut entwickelt. Eine Pause wird nicht ausreichen, um heute fortzusetzen. Das ist ungewöhnlich, aber wir müssen das Verfahren aussetzen. Es wird dann einen neuen Termin geben.“ Der Prozess im Olper Gericht war also mittendrin geplatzt.

500-Euro-Scheine

Es geht um Geldfälschung in Tateinheit mit Betrug. Abgespielt haben soll sich das Ganze am 16. Dezember 2022 in Lennestadt. „Der Angeklagte hat falsches Geld als echtes in Verkehr gebracht“, so Staatsanwalt Moritz Faßbender in der Anklage. Von einem Mann habe der 35-Jährige in Lennestadt einen Golf für 25.000 Euro gekauft. „Er übergab ihm dafür einen Umschlag mit gefälschten 500-Euro-Scheinen. Diese hatte er zuvor für 300 Euro im Darknet erworben.“

Der aus Wipperfürth stammende Angeklagte räumte die Vorwürfe ein: „Die Tat ist so abgelaufen.“ Seine Aussage bei der Polizei, dass er sich das Falschgeld im Darknet beschaffte habe, wies er aber zurück: „Ich habe das bei Amazon als Spielgeld bestellt. Auf jedem Schein steht ja auch der Vermerk Copy drauf. Sinn war, mit anderen Jungs damit zu pokern.“ Zur Frage von Staatsanwalt Faßbender, warum er denn damals gesagt habe, dass er sich das Falschgeld im Darknet besorgt habe, meinte der Angeklagte: „Ich stand da unter Druck.“

Bei Ebay habe er den Golf gesehen und den Verkäufer angeschrieben, so der 35-Jährige. Auf einem Firmenparkplatz in Lennestadt sei es zum Treffen und zur Einigung gekommen. Der Verkäufer sei dort abends mit einem Kumpel erschienen. Es sei auch ein Kaufvertrag gemacht worden. Der Verkäufer habe in den Umschlag mit den Geldscheinen geschaut: „Für ihn war es in Ordnung“. Bis 9. Januar 2023 habe er das Auto genutzt, so der Angeklagte.

Anzeige erstattet

„Da war leider von meiner Seite her zu viel Vertrauen“, meinte der betrogene Verkäufer, ein 24-Jähriger aus Finnentrop. Es sei für ihn in Ordnung gewesen, dass der 35-Jährige das Auto bar bezahlen wollte: „Ich hatte mit so etwas noch nie zu tun. Das war das erste Mal, dass ich ein Auto verkauft habe.“ Vor Ort hätten er und sein Kumpel in den Umschlag geschaut, so der 24-Jährige: „Meinem besten Freund ist auch nichts aufgefallen. Es war dunkel.“ Erst zu Hause sei er dann skeptisch geworden: „Da habe ich relativ schnell bemerkt, dass es sich um Falschgeld handelt.“ Er erstattete dann sofort Anzeige. Am 9. Januar 2023 stellte die Polizei den Golf sicher. Der junge Mann erhielt ihn zurück. „Das Auto war in einem guten Zustand“, sagte er.

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Nach der Aussage des Geschädigten fiel dann die Klappe im Prozess im Olper Amtsgericht. „Das habe ich noch nie erlebt“, meinte Staatsanwalt Faßbender. „Ich auch nicht, aber einen anderen Umgang gibt es nicht. Letztendlich sind hier alle Handelnden doch Menschen“, sagte Richter Witte.