Kreis Olpe. Im Amtsgericht Olpe hatte es schwere Vorwürfe gegen einen 35-Jährigen gegeben. Der Prozess endet mit einer Überraschung.
Die Zahlen sind alarmierend. Insgesamt wurden im Kreis Olpe im vergangenen Jahr 291 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber 172 Delikten im Jahr 2021 und 119 in 2020. „Das Deliktfeld der häuslichen Gewalt gerät damit noch mehr in den Fokus der polizeilichen Aufmerksamkeit als es ohnehin schon der Fall ist“, sagt Thorsten Scheen, Sprecher der Kreispolizeibehörde Olpe. Zudem hat aktuell eine bundesweite Studie der Organisation Plan International Deutschland ergeben, dass jeder dritte Mann gegenüber Frauen schon einmal handgreiflich geworden ist. Um Gewalt gegen Frauen ging es jetzt auch im Prozess am Olper Amtsgericht.
Stuhl geworfen
Die Anklage gegen einen 35-Jährigen war heftig. Es ging um übelste Beleidigungen und heftige Attacken gegenüber seiner damaligen Freundin in der damaligen gemeinsamen Wohnung in Olpe. „Am 30. November 2021 versetzte er ihr einen Faustschlag gegen den Bauch, warf einen Stuhl nach ihr und boxte sie erneut gegen den Bauch. Er warf ein Telefon nach ihr, das sie an der Brust traf“, so Staatsanwältin Maria Siebel.
Zu einer weiteren gefährlichen Körperverletzung sei es am 14. Februar 2022 gekommen: „Er traf sie mit einem spitzen Gegenstand am Becken, schlug sie gegen Rippen und Nase. Sie erlitt Hämatome.“ Zudem habe er die Frau Anfang Januar 2021 mit der Faust gegen die Hüfte und ins Gesicht geschlagen.
Der Angeklagte wies die Vorwürfe entschieden zurück: „Ich habe die Frau nie geschlagen, höchstens angepackt, damit sie aufhört zu schreien. Sie hat mich beleidigt und provoziert jeden Tag. Sie sagte: Ich mache so lange Randale, bis die Polizei kommt und dich rauswirft. Sie hat auch oft etwas geschmissen und war auch aggressiv zu meinen Eltern. Es war ganz schlimm, was da abgegangen ist. Sie war auch oft alkoholisiert.“ Verteidiger Georg Goebel sprach von „einer wechselseitigen toxischen Beziehung“. Fünf Jahre waren die Beiden ein Paar, im letzten Jahr der Beziehung eskalierte es. Irgendwann sei er dann gegangen, so der 35-Jährige: „Es ging nicht mehr.“
Zur Frage der Staatsanwältin, wie das Verhältnis heute sei, meinte der Angeklagte: „Es ist besser. Seit wir getrennt sind, haben wir keinen Streit mehr. Ich habe Kontakt zu meiner Tochter. Am letzten Wochenende waren wir schwimmen.“
Chaotische Zustände
Eine frühere Nachbarin in Olpe berichtete von chaotischen Zuständen. Immer wieder habe sie Polizei und Jugendamt gerufen. „Wir haben das immer gehört. Am Anfang haben wir uns Sorge um sie und die Kleine gemacht. Doch die Frau war auch nicht ohne. Einmal wollte sie den Vermieter schlagen. Sie wurde richtig ausfallend. Es wurde immer wilder.“ Es seien Gegenstände geflogen: „Ihn hat man wenig gehört, aber sie. Zum Schluss hatten wir den Eindruck, dass sie laut war, damit die Polizei kommt. Das war ein Hin und Her auf beiden Seiten.“
Die Ex-Freundin (31) zeigte sich vor Gericht einsichtig: „Ich bin ganz ehrlich. In der Beziehung gab es körperliche Auseinandersetzungen und Sachbeschädigungen. Es war auf jeden Fall wechselseitig. Ich will nicht sagen, dass ich da unschuldig war. Wir haben uns auch gegenseitig verletzt. Das war oft.“ Mittlerweile sei aber alles geklärt: „Wir haben alles vergessen, seitdem wir uns getrennt haben, klappt das. Er kümmert sich super um unsere gemeinsame Tochter.“
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Die Frage der Staatsanwältin, ob sie die Strafanträge aufrechterhalten wolle, verneinte die 31-Jährige. Damit fiel die Anklage wegen häuslicher Gewalt wie ein Kartenhaus zusammen. Richterin Julia Lingenhoff stellte das Verfahren auf Kosten der Landeskasse ein.