Wenden/Blockhaus. Das Wendsche Urgestein Berni Junge lädt fürs Wochenende in seine Almhütte am Blockhaus ein. Wie dort die BVB-Meisterschaft gefeiert werden soll.

Wenn es einen Fußballfan im Kreis Olpe gibt, den man mit Fug und Recht als fußballverrückt im positiven Sinne bezeichnen darf, dann wohl das Wendsche Urgestein Berni Junge: „Was ich mit meinem BVB schon alles erlebt habe, geht auf keine Kuhhaut. In Wenden bin ich nur als der BVB-Berni bekannt“, strahlt er. Seine gute Laune hat natürlich einen Grund, als ich ihn in seiner urigen Almhütte in Blockhaus am Rande des Iseringhauser Grundes besuche, die er seit drei Jahren gepachtet hat. Am kommenden Samstag gilt es für seine Borussia, und Junge bereitet schon alles für seine ganz persönliche Meisterfeier vor. An das Undenkbare will er gar nicht denken: „Wenn wir das jetzt nicht packen, dann haben wir es auch nicht verdient“, zeichnet sich auf seinem Gesicht für eine Sekunde eine grauenvolle Vorstellung ab, die er aber sofort bei Seite drückt: „Wir sind jetzt dran. Punkt.“

Fußballfeier in Almhütte

Die große Bundesligafeier in der Panoramahütte Am Blockhaus beginnt am kommenden Samstag um 14.30 Uhr und wird am Sonntag um 11.30 Uhr fortgesetzt. Neben der üblichen Speisekarte bietet Berni Junge eine Original Dortmunder Currywurst mit Fritten an. Wer ein Fan-Trikot trägt, bekommt sie zum Sonderpreis. Darüber hinaus gibt es, wie üblich, u. a. Flammkuchen und Waffeln.

Die Anfahrt zur Blockhütte zwischen Drolshagen und Reichshof führt durch den Iseringhauser Grund, vorbei an Husten und Halbhusten, auf der Silberkuhle zur Blockhausstraße.

Die BVB-Geschichte des 68-Jährigen beginnt schon in den 60-er Jahren: „Damals spielte die Borussia im Europacup der Pokalsieger, den sie 1966 auch geholt haben.“ Aus der damaligen Begeisterung sei dann mit den Jahren eine untrennbare Liebe geworden, erinnert er sich, „und 1974 habe ich den BVB-Fan-Club Wenden-Deuz gegründet. Deuz, weil ich einige BVB-Fans aus Netphen-Deuz kannte, die mitmachen wollten.“ Den Club gebe es zwar nicht mehr, „aber in Spitzenzeiten hatten wir an die 50 Mitglieder. Wir haben sogar mal an der Deutschen Meisterschaft für Fußball-Fanclubs als Hobbymannschaften teilgenommen und sind Vierter geworden.“

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Erinnerungsfoto: Berni Junge neben BVB-Präsident Reinhard Rauball.
Erinnerungsfoto: Berni Junge neben BVB-Präsident Reinhard Rauball. © WP | Josef Schmidt

Während er über „seinen“ BVB spricht, verklärt sich seine Miene: „Ich habe alles erlebt, den Abstieg aus der Bundesliga, den Fastabstieg in die dritte Liga, den Wiederaufstieg, den Pokalsieg 1989 und natürlich die ganz großen Zeiten.“ Gemeint sind die Bundesliga-Meisterschaften 1995/1996 und der Gewinn der Champions-League 1997 während der Ära Hitzfeld. 2002 den Titelgewinn mit Matthias Sammer, eher ein Überraschungscoup, und natürlich den glorreichen Jürgen Klopp, der die Schwarz-Gelben 2011 und 2012 auf den Thron der Bundesliga führte. Junge erinnert sich: „Früher war ich total geck, habe sogar schwarz-gelbe Autos gefahren“, legt er los: „Zum letzten Spiel 2012 bin ich mit meinem Sohn nach Dortmund gefahren und hatte eine aus Holz gefertigte riesige Meisterschale mit einem Durchmesser von über einem Meter auf den Dachgepäckträger montiert. Die Polizisten staunten nicht schlecht, als sie uns bei Lüdenscheid-Süd sahen, ließen uns aber weiterfahren. Die haben uns sogar fotografiert, aber eine Knolle gab’s nicht.“

Enkel mit zweieinhalb Stunden das jüngste BVB-Mitglied

Berni Junge kann aber noch einiges draufsetzen, wenn es um seine ganz persönlichen BVB-Erlebnisse geht: „Mein Enkel, der Leon, war seinerzeit mal das jüngste BVB-Mitglied. Zweieinhalb Stunden nach seiner Geburt habe ich ihn als Mitglied angemeldet, und kurz danach erhielt ich vom BVB auch die Antwort, Leon ist jetzt das jüngste Mitglied.“ Da sich der Wendsche jahrelang als Hobby-Bergsteiger auf der ganzen Welt herumtrieb, trug er auch seine Fußball-Leidenschaft auf 6.000 Meter Höhe: „Ich habe jeweils ein BVB-Trikot den Bergführern geschenkt, nachdem wir den Gipfel des Kilimandscharo in Tansania und den des Cotopaxi in Ecuador bestiegen hatten. Die haben sich echt gefreut.“

Berni Junge, Wendsches Urgestein, ist wohl einer der verrücktesten Fans von Borussia Dortmund. Anlässlich des bevorstehenden Herzschlagfinales erzählt er, was er alles schon mit seinem Herzens-Club erlebt hat. In seiner Almhütte am Blockhaus veranstaltet er am Wochenende eine große Aktion für alle Fußballfans.
Berni Junge, Wendsches Urgestein, ist wohl einer der verrücktesten Fans von Borussia Dortmund. Anlässlich des bevorstehenden Herzschlagfinales erzählt er, was er alles schon mit seinem Herzens-Club erlebt hat. In seiner Almhütte am Blockhaus veranstaltet er am Wochenende eine große Aktion für alle Fußballfans. © WP | Josef Schmidt

Junge für nicht unrealistisch. Dieses Mal wird der Wendscher aber nicht dabei sein. Nach einer überstandenen Krebserkrankung und eine Herz-OP vor wenigen Wochen lässt er es ruhiger angehen. Aber nur etwas: „Ich habe eine große Fußball-Aktion hier in und rund um die Almhütte vorbereitet.“

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Auch am Kilimandscharo darf Schwarz-Gelb nicht fehlen. Berni Junge macht seinem Bergführer damit eine große Freude.
Auch am Kilimandscharo darf Schwarz-Gelb nicht fehlen. Berni Junge macht seinem Bergführer damit eine große Freude. © WP | Privat

Die sieht wie folgt aus: „Wir werden hier nur ein Radio aufstellen und ganz bewusst, wie in den guten alten Zeiten, die WDR-Konferenz verfolgen.“ Die Hütte werde mit Schals, Fahnen, Wimpeln und Trikots in ein schwarz-gelbes Fußball-Meer verwandelt, und am Ende, so hofft, Berni, „liegen sich die Fans in den Armen.“ Ganz wichtig: Fans aller Clubs sind eingeladen, selbst solche vom Konkurrenten FC Bayern München. Junge grinst übers ganze Gesicht: „Ich wollte ja den Markus Söder einladen, der gesagt hat, der BVB wäre zu blöd, um Meister zu werden, aber der hat sich bei der Trauerfeier in Köln angemeldet.“ Hintergrund: Der FC Bayern München muss zum Saisonfinale in die Kölner Rhein-Energie-Arena.

Schalke gehört in die Bundesliga“

Junge legt Wert darauf, trotz aller Begeisterung immer ein durch und durch friedlicher Fan zu sein: „Auch Schalke-Fans sind bei mir willkommen, und ich sage auch ganz klar: Schalke soll drin bleiben, die gehören in die Bundesliga.“ Dann guckt er etwas verlegen auf den Boden und fügt hinzu: „Früher hätte ich das nicht gesagt.“