Heinsberg. 1825 Kilometer fuhr Mario Löcker aus Kirchhundem mit seinem Liegerad durch Deutschlands Osten. Nach der Rückkehr sieht er vieles anders.

Er ist wieder zurück, gesund und munter, nur ein bisschen müde. Am Sonntag um 11 Uhr, drei Stunden früher als erwartet, stellte Mario Löcker sein Liegerad wieder vor dem Rhein-Weser-Turm ab - nach 1825 Kilometer Spendentour, vielen Erlebnissen, Eindrücken und acht Kilos leichter.

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Es gehe ihm gut, sagt der Heinsberger und weh tue ihm auch nichts. Überhaupt habe alles 100-prozentig gepasst. Sogar das Wetter spielte mit. „Wir sind in Schierke am Brocken im Schneeregen losgefahren, von da an schien eigentlich immer die Sonne. Alles lief genau wie geplant, ich hatte auch keinen Platten oder anderen Defekt, gar nichts. Bei so einer Reise merkt man, ob man gutes Material hat“. Damit meint er sein nagelneues Liegerad mit Elektromotor, mit dem sich der 53-Jährige am 21. April auf seine Spendentour gen Osten gemacht hatte.

Vor drei Jahren, im März 2020, wurde bei ihm ein Hirntumor entdeckt. Es folgten zwei komplizierte Operationen, Rehaaufenthalte, monatelanges Bangen und Hoffen. Mario Löcker kämpfte und siegte. Ein paar Handicaps wie Lähmungen und Sehstörungen blieben, aber mit dem Elektro-Liegerad fand er das perfekte Fortbewegungsmittel für sich. Mit diesem startete er auf seine Marathonreise, um Spenden für das Elisabeth-Hospiz in Altenhundem, das Kinderhospiz in Leipzig und das focus-Wohnhaus für Menschen mit Behinderungen ein Welschen Ennest zu sammeln. Aus Dankbarkeit, dass er nach der schweren Erkrankung wieder ein gutes Leben führen kann.

Mario Löcker hat sein Rad vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam geparkt. 
Mario Löcker hat sein Rad vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam geparkt.  © WP | Privat

Als Mario Löcker vor drei Wochen bei Regen und Wind startet, wünschten ihm viele einen guten Schutzengel. Den hatte er offenbar, denn auf unterwegs gab es nicht eine bedrohliche Situation im Straßenverkehr. „Und ich war oft auf Bundesstraßen unterwegs und manchmal war plötzlich der Radweg weg“. Nur in der Nähe der großen Städte, da seien die Radwege immer super gewesen, aber nicht auf dem „Niemandsland“, durch das die Radroute zeitweise führte. Dort wurde der Heinsberger nicht selten zum „Einzelkämpfer“. „Da fährst du durch Dörfer, da ist keiner, du siehst tagelang keinen einzigen Menschen.“

Nicht vergessen wird er so schnell seine Nachtfahrt mitten durch Berlin. „Ich habe Bekannte in Berlin und beim Kaffeetrinken haben wir uns ein bisschen verquatscht“, erklärt er. Dann war es plötzlich dunkel. Kein Problem. Schließlich habe man ja Licht am Fahrrad. „Und die Grenze war offen, es gab auch keine Kontrollen“, lacht der Heinsberger.

Überhaupt, von den Menschen im Osten hat er nach der Reise eine gute Meinung. „Was über die Ossis manchmal gesagt wird, kann ich nicht bestätigen. Die sind ein bisschen anderes, aber gefällig und hilfsbereit.“ Überall bekam er Hilfe und Unterstützung.

Herausfordernd sei vor allem die Fahrt durchs Erzgebirge gewesen. „Das hat schon Körner gekostet. Da geht es mal 80 Kilometer nur berghoch. Da kommt auch ein E-Bike an seine Grenzen.“ In Grimma, wo die Firma Hensel aus Lennestadt eine Niederlassung betreibt, hatte das Unternehmen einen Presseempfang vorbereitet. „Sogar das Fernsehen war da, die haben sich dort richtig ins Zeug gelegt.“ Geradezu begeistert ist er von den Unterkünften in den neuen Bundesländern, zumeist Jugendherbergen. „Die waren hundertprozentig, das hatte ich gar nicht so erwartet.“

„Es war schon eine interessante Reise“, blickt Mario Löcker zufrieden zurück“. Und hofft nun, dass die Reise ihren Zweck erfüllen wird. Bis jetzt ist schon eine größere Summe auf dem Spendenkonto eingegangen. Weitere Spenden für den guten Zweck sind natürlich weiterhin herzlich willkommen.