Olpe. Das Gasthaus Tillmann in Olpe schließt seine Pforten – und es ist nicht das erste Geschäft. Eine dramatische Entwicklung, findet Jörg Winkel.

Wer sehenden Auges durch die Olper Innenstadt geht, bleibt die Dramatik nicht verschlossen. Leerstand reiht sich inzwischen an Leerstand. Und nun auch noch Tillmanns. Die einstige Gaststube des Hotels, das mal das erste Haus am Platze war, hatte sich unter der Regie der Familie Zeppenfeld/Imhäuser zu einer Vorzeige-Wirtschaft entwickelt. Hier fand klassische Gastronomie statt, das gepflegte Pils am Tresen zum Feierabend war hier noch Standard. Dass sich bislang keine Nachfolger für Jutta Imhäuser gefunden haben, der ihr wohlverdienter Ruhestand zu gönnen ist, zeigt die regelrecht dramatische Entwicklung der Branche.

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Die Suche nach Arbeitskräften ist längst nicht mehr „nur“ auf Fachkräfte beschränkt. Der Eisdielenbetreiber müsste ohne seine ausländischen Saisonkräfte am Wochenende oft selbst verkaufen oder schließen. Die Gastwirtschaften landauf, landab suchen händeringend nicht nur nach Fachpersonal, sondern auch und gerade nach Aushilfen, die aber eben bereit sein müssen, auch abends und an Wochenenden anzupacken. Selbst in Tourismus-Hochburgen müssen Restaurants oft Ruhetage einlegen, weil es an Personal fehlt. Doch in einer Gesellschaft, in der zelebriert wird, dass das Leben nur lebenswert ist, wenn die Wochenenden schon donnerstags beginnen und eine Vier-Tage-Woche selbst von Auszubildenden gefordert wird, wird offenbar vergessen, dass das Geld, das man ausgibt, auch irgendwann erwirtschaftet werden muss.

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Arbeit nur als lästige Pflicht, um seine Freizeit zu finanzieren – das ist ein Verständnis, das die Gesellschaft über kurz oder lang in den Abgrund führt.