Olpe. Das historische Gasthaus Tillmann steht vor einem Umbruch: Jutta Imhäuser hat den Pachtvertrag zum Mai gekündigt.

Neun Jahre sind eigentlich kein kurzer Zeitraum. Doch wer hört oder liest, dass Jutta Imhäuser erst seit neun Jahren Wirtin des Gasthauses Tillmann in Olpe ist, dem mag das unglaubwürdig vorkommen – gefühlt war es schon immer so, dass die stets gutgelaunte Frau die gastliche Stube an der Kölner Straße im Herzen der Stadt Olpe betrieben hat. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul Imhäuser, Altmajor des Schützenvereins, Ex-Fabrikant und seit vielen Jahren Unternehmensberater, der ihr an den Wochenenden unterstützend zur Seite steht, war Jutta Imhäuser die Seele der historischen und denkmalgeschützten Gaststube und passt so in das urige Ambiente, als wäre es schon immer so gewesen. Schlechte Nachrichten für die Mitglieder von 20 Stammtischen, für viele Stammgäste und Freunde eines liebevoll gezapften Biers Pilsener Brauart: Im Mai ist es damit vorbei. Jutta Imhäuser hat bei der Krombacher Brauerei die Pacht des Gasthauses gekündigt – „deutlich früher als wir mussten, ich will der Pachtabteilung so viel Zeit wie möglich geben, die Nachfolge zu regeln“, so Jutta Imhäuser im Gespräch mit unserer Redaktion.

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Üblicherweise gibt man einen Betrieb auf, weil es nicht läuft – hier ist es anders. „Das Geschäft hat sich komplett gewandelt“, erzählt die 61-Jährige: „Die klassische Kneipe wird kaum noch gefragt. Wir sind ständig ausgebucht, aber praktisch jeder, der einen Tisch bestellt, kommt zum Essen.“ Dabei sollte das, was Imhäusers 2014 eröffnet haben, eigentlich nichts anderes die klassische Kneipe sein – ein gemütlicher Treffpunkt für Menschen, die bei einem kühlen Getränk zusammenkommen und dabei auch gern eine Kleinigkeit essen, aber eben kein Speiserestaurant. Doch genau das ist das Gasthaus inzwischen geworden. Das mag durchaus auch der Tatsache geschuldet sein, dass Jutta Imhäuser am Herd eine Künstlerin ist. Nicht die feine Küche mit dem Französischen entliehenen Leihworten für fragwürdige Köstlichkeiten sind hier gefragt, sondern deftige, ehrliche Speisen. Ihre Spezialität: Bratkartoffeln und ihr legendärer Kartoffelsalat zur Olper Spezialität Nummer eins, dem „Olper Beff“, das Jutta Imhäuser nach Geheimrezept selbst zubereitet.

„Eigentlich wollten wir das fünf Jahre machen. Jetzt wird es fast doppelt so lange“, blickt Jutta Imhäuser zurück. Doch mit 61 Jahren sei es legitim, kürzer treten zu wollen. „Der Betrieb eines Gasthauses ist harte Arbeit“, berichtet sie: „Nicht nur das Hantieren mit schweren Pfannen. Ich kaufe auch selber ein, habe gerade wieder 30 Kilo Kartoffeln in den Keller gebracht, und ich kann nur sagen, das ist auch ein Handwerk.“ Eines, das sie von Kindesbeinen an kennt: Ihr Urgroßvater war Wirt des Gasthauses „Im Dohm“ (heute: „Il duomo“), später übernahm ihr Vater, Hans Zeppenfeld, den Betrieb. „Ich habe mit zwölf Jahren zum ersten Mal hinterm Tresen gestanden“, schmunzelt die ehemalige Olper Schützenkönigin. 2001 übernahm Hans Zeppenfeld die Bierstube des damaligen Hotels Tillmann, als der Hotelbetrieb eingestellt und ein Ladenlokal integriert wurde. Und als er 2014 den wohlverdienten Ruhestand antrat, fällte Jutta Imhäuser gemeinsam mit ihrem Mann die Entscheidung, aus der reinen Bierstube ein klassisches Gasthaus zu machen. Eine Idee, die einschlug. „Tillmanns“ ist eine Institution, und die Krombacher Brauerei wird Mühe haben, eine Nachfolgeregelung zu finden, die den Vorgängern das Wasser reicht. Dabei ist das Jutta Imhäusers größter Wunsch: „Das würde mich mehr freuen als sonstwas, wenn es hier in unserem Geiste weitergehen würde.“ Dann ist sicher, dass Paul und Jutta Imhäuser auch nach Mai regelmäßig die Tür zum historischen Gasthaus passieren – dann aber auf der anderen Seite der Theke, als Gäste.