Selbecke. Vom Vorarbeiter in die Selbstständigkeit, weil ein Kunde sich irrte: Die Firma FFS Kühr hat inzwischen 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Alles begann mit einem Irrtum. Daniel Kühr war bei einem Unternehmen beschäftigt, das Vorarbeiten für Hangsicherungen erledigte. Bevor bröckelnde Felswände mit sichernden Netzen überspannt werden, muss erst die Vegetation entfernt werden. Und das war der Job von Daniel Kühr, der damals noch als Vorarbeiter angestellt war und so für den reibungslosen Ablauf der Baustellen sorgte. „Eines Tages sprach mich ein Auftraggeber an, ob ich enger und mehr für ihn arbeiten wolle“, erinnert sich der heutige Unternehmer. „Er war der Annahme, ich habe mich beruflich verändert und mich zur Selbstständigkeit entschieden. Daher bat er mir Aufträge in der Hangsicherung an.“ Das nahm Kühr 2015 zum Anlass, diesen Schritt tatsächlich zu gehen. Er gründete eine eigene Firma: Fels- und Forstservice Kühr. Seinerzeit fand er eine erste Firmenunterkunft in Böminghausen, stellte Leute ein und wurde Unternehmer im Spezialtiefbau.
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Den größten Anteil an der Arbeit der Firma, die bald nur noch „FFS Kühr GmbH & Co KG“ heißen wird, hat die Hangsicherung, außerdem kümmert sich das Unternehmen auch um die Sicherung von Baugruben und das Erstellen von Mikropfählen, die das Bauen auf schwierigem Untergrund ermöglichen. Zu seinen Auftraggebern gehören die Deutsche Bahn, der Landesbetrieb Straßenbau NRW oder dessen hessisches Pendant Hessen Mobil. Oft ist FFS Kühr als Nachunternehmer für Baufirmen im Einsatz. Die Baustellen liegen in der gesamten Bundesrepublik. „Wir haben Anfragen aus den Nachbarländern. Im letzten Jahr sogar aus Norwegen“, schmunzelt Kühr. Aktuell befindet sich eine Kolonne zur Mikropfahlgründung auf der Insel Borkum, wo später auf sandigem Boden eine Trinkwasseraufbereitungsanlage entstehen soll. Aber auch in der Region ist FFS Kühr im Einsatz, so derzeit gerade in Altfinnentrop, wo eine umfangreiche Hangsicherung für den Landesbetrieb Straßenbau vorgenommen wird. Verbaut werden dort 4000 Quadratmeter hochfesten Netzes, das mit zuvor eingebohrten Nägeln am Hang fixiert wird. Zum Einsatz kommen hier, außer einem motiviertem Team, zusätzlich hochmoderne Maschinen, wie ein Schreitbagger und ein komplett ferngesteuerter Bohrkran. Letzterer ist ein Prototyp, den Kühr zusammen mit einem seiner Maschinenhersteller entwickelt hat und der somit weltweit einzigartig ist.
Viele Quereinsteiger
25 Leute beschäftigt Daniel Kühr, und gern hätte er mehr. Inzwischen ist die Firma umgezogen und hat ihre Unterkunft nun im einstigen Firmenkomplex von Dura Automotive in Selbecke. Jüngste Kraft im Team ist Jannes Hofmann, der als Auszubildender ab dem 1. August unter die Fittiche von Bauleiter Gerrit Jaspers genommen wird. Hofmann hat über seinen Vater Kontakt zur Firma FFS Kühr bekommen, in den Ferien probeweise gearbeitet und große Freude daran gefunden. Da Daniel Kühr von der zupackenden Art des jungen Mannes und seiner raschen Auffassungsgabe begeistert war, war der Ausbildungsvertrag dann nur noch Formsache. „Die allermeisten unserer Leute sind Quereinsteiger“, berichtet Kühr im Gespräch mit unserer Zeitung, es finden sich Handwerker unterschiedlichster Profession im Team.
Schweres Spezialgerät
Bei der Ausbildung zum Spezialtiefbauer gibt es andere Grundlagen als im normalen Tiefbau, andere Bereiche, wie der Straßenbau, fallen dafür heraus. Gerrit Jaspers erklärt, Spezialtiefbauer seien für Gründungen, Verankerungen und Absicherungen zuständig. Dazu würden unter anderem Bohrpfähle, Rammpfähle oder Spundwände eingesetzt. Häufig auch Spritzbeton, der zur Absicherung von Baugruben dient. Ergänzend zur Berufsschule wird Jannes Hofmann in seiner dreijährigen Ausbildung wochenweise in Rostrup in Niedersachsen praktische Ausbildungs-Abschnitte absolvieren. „Ganz wichtig für die Arbeit im Spezialtiefbau ist technisches Verständnis“, so Daniel Kühr, „und auch das Interesse an Maschinen ist ganz wichtig, schließlich setzen wir schweres Spezialgerät ein, das uns die mühsamsten Arbeiten abnimmt.“
++++ Der Unternehmens-Pass ++++
Fels- und Forstservice Kühr
- Mitarbeiter: 25 Mitarbeiter
- Standort: 1 Standort
- Branche: Spezialtiefbau
- Tarif: nein
- Arbeitszeit: wechselnde Lang- und Kurzwoche
- Arbeitsplatz: Baustellen bundesweit
- Kooperationen: mit Baufirmen und Nachunternehmen
- Benefits: monatlicher Geschenkgutschein, jedes zweite Wochenende mit freiem Freitag
- Weiterbildung: regelmäßig, etwa Kletterkurse, Spritzbeton-Verarbeitung, Ladungssicherung, Einbau- & Gerätetechnik
- Weitere Besonderheiten: Firma ist speziell zertifiziert für Einsätze bei der Deutschen Bahn und gemäß Arbeitsschutz-Management-Systemen