Rhode/Waukemicke. Durch das Fichtensterben wurde mitten im Wald bei Rhode ein Begräbnisplatz sichtbar, der eine besondere Geschichte hat.

Viele Jahre verbargen hohe Bäume einen geheimnisvollen Ort im Wald zwischen Rhode und Waukemicke. Doch seit das von der Klimakrise ausgelöste Fichtensterben den Forst gelichtet hat, zeigen frisch ausgetretene Pfade, dass inzwischen zahlreiche Menschen hierherkommen. Eine Grabeinfassung zeigt, dass hier ein Mensch bestattet wurde; kein Schild, kein Hinweis sagt dem zufälligen Besucher, warum sich an dieser ungewöhnlichen Stelle ein Grab befindet.

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Zwei Menschen haben hier ihre letzte Ruhe gefunden: Juden, denen die Bestattung auf dem nahen Friedhof von Rhode verwehrt war. Während in Neuenkleusheim eine größere jüdische Gemeinde existierte und auch ein bis heute erhaltener Friedhof, hatte sich in den 1790er-Jahren Joseph Salomon aus Obermarsberg darum bemüht, sich in Rhode anzusiedeln. Gegen heftige Widerstände der Krämer und Metzger, die auch vor Gericht bestritten wurden, erhielt Salomon 1808 ein dauerhaftes Bleiberecht für Rhode. Wie von einer staatlichen Verfügung gefordert, nahm er den Nachnamen Ortmann an, heiratete Sarah Beifers und wurde Vater zweier Töchter.

Die Ortmanns hatten wenig geschäftlichen Erfolg und verarmten. 1824 verstarb die Ehefrau, eine der Töchter zog nach Köln. Joseph Ortmann blieb mit seiner zweiten Tochter Roha in Rhode wohnen. Wie dem Historischen Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe zu entnehmen ist, starb Ortmann im Jahr 1838, seine Tochter verließ anschließend den Ort.

Da die katholische Pfarrgemeinde die Nutzung ihres Friedhofs durch Juden damals nicht gestattete, sah sich die damalige politische Gemeinde Rhode genötigt, der Familie Ortmann einen Begräbnisplatz zur Verfügung zu stellen. Auf dem Gädkon (heute: Auf dem Gäcken) wurden 1824 Sarah Ortmann und 1838 ihr Mann Joseph beerdigt. „Die Einfriedung des Areals besteht aus einem niedrigen Wall und einem Graben. Das heute noch erkennbare Grab hat eine Steinumrandung, die die Stadt Olpe setzen ließ. Einen Grabstein gibt es nicht mehr“, heißt es in der vom LWL herausgegebenen Schrift.