Olpe. Einen Betrüger hatte der 1. FC-Fanclub in seinen Reihen. Er bot Karten für Bundesligaspiele an, die er nicht hatte. Jetzt steht die Strafe fest.

Der Karten-Betrüger legte im Olper Amtsgericht sofort die Karten auf den Tisch. Zeugen brauchten nicht gehört zu werden. „Das stimmt alles. Es tut mir sehr leid“, sagte der 39-Jährige. Er sei damals in einer manischen Phase gewesen: „Ich habe eine Depression. Ich will das nicht darauf abwälzen, aber in der Phase damals ging es mir schlecht.“

Im Prozess ging es um Betrügereien mit Tickets des 1. FC Köln. Unsere Redaktion hatte damals exklusiv über den Fall berichtet, der für Entrüstung in den Reihen des Fanclubs Olper Geißböcke sorgte. Einige Mitglieder erlebten dabei einen Alptraum: Endlich hatten sie eine heiß begehrte Eintrittskarte für ein Bundesligaspiel ihres Herzensclubs ergattern können, doch dann lieferte der vermeintliche Käufer nicht und behielt auch noch das gezahlte Geld.

Der angeklagte 39-Jährige war damals selbst Mitglied im Olper FC-Fanclub. Bei Versammlungen in Rhode sprach er andere Mitglieder an und sagte, dass er über verwandschaftliche Beziehungen Karten für Spiele des 1. FC Köln in allen Kategorien besorgen könnte. Er brüstete sich zudem damit, in FC-Kreisen bestens vernetzt zu sein. Zur Frage von Richter Richard Sondermann, ob es ihm um finanzielle Dinge gegangen sei oder er sich damit großtun wollte, meinte der 39-Jährige: „Ja, auch.“ Er gehe regelmäßig zum Psychiater, sagte der in einem Ortsteil der Gemeinde Wenden lebende Familienvater.

1479 Euro ergaunert

Fünf Betrügereien zwischen Juli und September vergangenen Jahres waren am Mittwoch im Olper Amtsgericht angeklagt. Der 39-Jährige habe unter „Vorspiegelung falscher Tatsachen gehandelt“, so Staatsanwältin Dr. Franziska Walther. Insgesamt ergaunerte der Mann 1479 Euro.

In einem Fall bot er auf der Mitgliederversammlung des Fanclubs im August 2022 zwei Karten für das Heimspiel gegen Schalke für 300 Euro an. Diesmal lieferte er auch, allerdings nur Karten für 120 Euro. 100 Euro hat er zurückgezahlt, 80 Euro sind noch offen. Einem Gerlinger bot er vier Tickets fürs Spiel gegen Dortmund für 154 Euro an. Der Käufer zahlte, guckt aber bis heute noch in die Röhre.

Ein Olper kaufte Karten für Spiele gegen den BVB und Stuttgart für 130 Euro. Gesehen hat er diese nie. Immerhin zahlte ihm der 39-Jährige später das Geld zurück. Eine ganze Reihe von FC-Tickets hatte ein Wendener bestellt. Darunter auch Karten für das Spiel der Kölner in der Europa-Conference-League gegen Slowacko. Er zahlte im Voraus 551 Euro in bar. Auch ein Trikot des 1. FC Köln hatte er geordert. Dieses erhielt er zwar, aber ohne die vereinbarte Beflockung.

Einer der Geschädigten war auch Dr. Jürgen Schwickerath, Vorsitzender des Fanclubs Olper Geißböcke. Ihn prellte der 39-Jährige um fast 700 Euro. Der Angeklagte hatte dem Gynäkologen Karten für Spiele der Kölner gegen Schalke, Augsburg und den BVB angeboten. Als der Schwindel aufgeflogen war, beschloss der Fanclub, den Karten-Betrüger aus dem Club auszuschließen und die Sache öffentlich zu machen

Nicht vorbestraft.

Die Betreuerin teilte im Gericht mit, dass beim Angeklagten eine Depression als chronische Erkrankung diagnostiziert worden sei. Bislang war der arbeitslose 39-Jährige noch nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Für den Angeklagten sprächen zudem sein voll umfängliches Geständnis und dass er Reue zeige, so Staatsanwältin Dr. Walther, die eine Geldstrafe von 1800 Euro forderte.

„Es tut mir leid, was ich gemacht habe“, betonte der Angeklagte noch einmal im letzten Wort. Und: „Ich muss aber jetzt nicht ins Gefängnis oder?“. Nein, muss er nicht. Richter Sondermann folgte exakt dem Antrag der Staatsanwältin.

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„Der Angeklagte befand sich damals in einer schwierigen Situation, in einer manischen Phase. Es gibt aber keine Anhaltspunkte für eine verminderte Schuldfähigkeit“, so Sondermann. Der Angeklagte habe die Möglichkeit, statt der Geldstrafe in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Arbeitsstunden zu leisten. „Bezahlen kann ich das eh nicht. Dann bleibt mir nichts anderes übrig“, meinte der 39-Jährige. Gegen ihn liegen noch drei weitere ähnliche Verfahren bei der Staatsanwaltschaft vor. Gut möglich, dass diese vor dem Hintergrund der jetzigen Verurteilung eingestellt werden.