Gerlingen. Die Gemeinde Wenden müsste die 28 Millionen teure Straße selbst finanzieren. Eine Förderoption gibt es jetzt aber noch.

Die Nachricht sorgte für blankes Entsetzen und Fassungslosigkeit im Wendener Rathaus: Es gibt doch keine Fördergelder für die Ortsumgehung in Gerlingen (wir berichteten). Dabei schien eigentlich alles schon in trockenen Tüchern zu sein. Schriftlich habe das Verkehrsministerium NRW im April 2021 eine 70-prozentige Förderung der 28 Millionen Euro teuren Straße in Aussicht gestellt, so die Verwaltung. Doch die ist jetzt geplatzt. Begründung aus dem Ministerium: Die Ortsumgehung als kommunale Entlastungsstraße kann nicht gefördert werden, weil die zu entlastende Straße, die Ortsdurchfahrt in Gerlingen, eine Landessstraße ist. Das Land fördert sozusagen keine eigenen Straßen. Nach dieser Hiobsbotschaft ging es am Mittwochabend in der Ratssitzung um die Frage: Wie geht es jetzt weiter?

Noch eine Förderoption

„Das ist sehr bitter und sehr traurig. Wir hatten alle Hoffnungen in die Förderung gesetzt“, sagte Bürgermeister Bernd Clemens. Eine kleine Tür sei aber dennoch aufgemacht worden: „Nicht aus dem Verkehrsministerium, aber aus dem Wirtschaftsministerium wäre eine Förderung möglich. Wir sind gehalten, diese Möglichkeit zu prüfen.“ Hierbei geht es um ein neues Gewerbegebiet. Es geht um „die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen in einem Gewerbegebiet, das über einen direkten Erschließungsast angebunden wird“, so die Verwaltung.

Sven Scharz (SPD) äußerte „größtes Erstaunen“ und fragte, ob die Förderanträge früh genug gestellt worden seien. „Im Zuge des Ausbaus der A 45 wird Gerlingen im Verkehr ersticken, ich würde sogar sagen verrecken. Ich appelliere, jetzt auch die Landespolitiker miteinzubeziehen.“

Der Förderantrag sei zum frühstmöglichen Zeitpunkt gestellt worden, so Bürgermeister Clemens. Ein Horrorszenario, das Gerlingen im Verkehr verreckt, sehe er nicht: „Der Baustellenverkehr wird fast ausschließlich entlang der Autobahn geführt.“

„Wir sind auch maßlos enttäuscht. Ohne Förderung wird es jetzt mit der Entlastungsstraße richtig schwierig“, so Elmar Holterhof (Grüne), der in Richtung des Bürgermeisters meinte: „Sie haben immer gesagt, wir haben eine schriftliche Zusage vom damaligen Verkehrsminister Wüst.“ Es habe zu keinem Zeitpunkt eine rechtsverbindliche Zusage gegeben, entgegnete Clemens. Es sei nur eine Förderung in Aussicht gestellt worden.

Gespräch in Arnsberg

„Wir haben die Entscheidung gegen den Ruttenberg getroffen, weil wir das für falsch halten. Eine neuerliche Diskussion über den Ruttenberg prallt an uns ab wie nur sonst was“, sagte Thorsten Scheen (UWG).

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Ziel müsse es jetzt sein, die Ortsumgehung unter deutlich schwierigeren Bedingungen hinzubekommen. Wir müssen eine Stoßrichtung und Strategie reinbringen. Wir müssen kämpfen“, betonte Bernd Arns (CDU), der einen dringenden Appell an die Verwaltung richtete: „Führt Gespräche. Jedem ist bekannt, dass die Zustände in Gerlingen untragbar sind.“ Bürgermeister Clemens will jetzt zur Bezirksregierung nach Arnsberg fahren. Seine Mission: Prüfen, ob es eine Förderoption für eine Ortsumgehung mit einem neuen Gewerbegebiet gibt.