Wenden. Die Planungen für Volksfest und Tierschau laufen. Dazu gab es einen Vortrag über die Rolle der Landwirtschaft im heimischen Raum.
Kein Stuhl war mehr frei, als am Freitagabend der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen LokalvereinsWenden, Sebastian Leineweber, die Jahreshauptversammlung eröffnete. Weit über 100 Mitglieder und Freunde des Vereins waren im Saal des Hotel/Restaurants Zeppenfeld in Wenden zusammengekommen, einerseits, um die Regularien abzuhaken und alles Nötige zu erledigen, was ein Verein an Formalitäten zu erledigen hat – andererseits aber auch, um in fröhlicher Runde gemeinsame Zeit zu verbringen. Auch Bürgermeister Bernd Clemens, kraft Amtes stellv. Vorsitzender des Vereins, war gekommen, ebenso Repräsentanten von beiden örtlichen Banken und Ehrenvorsitzender Manfred Hochhard.
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In seiner Begrüßung betonte Leineweber die gleich mehrfach wichtige Rolle des Vereins, der ursprünglich die Vertretung der Landwirte aus dem Kirchspiel darstellt, in dem aber inzwischen weit mehr Menschen Mitglieder sind, die keine Verbindung (mehr) zur Landwirtschaft haben, sondern durch ihre Mitgliedschaft ihre Verbundenheit zu ihrer Wendener Heimat zeigen und dazu beitragen wollen, dass die Tradition von Kirmes und Tierschau in die Zukunft getragen werden. „Wir sind damit ein Aushängeschild der Gemeinde, und das seit 1841“, so Leineweber stolz. Auch erfülle der Verein durch die Tierschau eine wichtige Aufgabe: Er bringe der Bevölkerung die Landwirtschaft näher, der viele Menschen durch das Höfesterben immer mehr entfremdet würden. Hier werde Heimatgefühl gelebt, fasste Leineweber unter Applaus zusammen.
Nach der Begrüßung neuer Mitglieder gedachten die Anwesenden der Verstorbenen – und angesichts der örtlichen Nähe und engen Verbundenheit zur Nachbarstadt fasste Leineweber in das kurze Gebet auch die durch gleichaltrige Mädchen umgebrachte Zwölfjährige aus Freudenberg und alle Opfer von Krieg und Gewalt ein.
In der Rückschau aufs vergangene Jahr meldete Geschäftsführer Patrick Clemens ein leichtes Minus in der Kasse, hervorgerufen durch die Corona-bedingt leicht niedrigeren Besucherzahlen bei der Tierschau, allerdings ein Minus, das angesichts gut gefüllter Sparstrümpfe für den Verein spielend zu verkraften ist. Applaus gab es für Manfred Hochhard, der sich als ehemaliger Vorsitzender hatte breitschlagen lassen, die Kassenprüfung zu übernehmen, was der erfahrene Vorstandsmann souverän meisterte.
Die Festmusik bei der Kirmes wird in diesem Jahr der Musikverein „Hoffnung“ aus Hünsborn übernehmen, am Tierschaudienstag übernimmt der Spielmannszug Wenden. Die Verträge mit den bewährten Partnern in Sachen Zelt und Bewirtung werden verlängert. Die Festansprache zur Tierschau wird – inzwischen zum fünften Mal – Pater Prof. Dr. Heribert Niederschlag übernehmen; der gebürtige Ottfinger ist Pallottinerpater und Moraltheologe und bekannt dafür, in seinen Ansprachen die richtige Mischung aus Humor und Nachdenklichkeit in perfektem Wendsch’ Platt zu finden.
Noch keine Informationen hat der Lokalverein über den möglichen Fortbestand des Lago-da-Pedra-Projekts zur Kirmes: Nachdem hier jahrzehntelang ein Großstand mit Reibekuchenbäckerei im Ehrenamt für die Förderung von Entwicklungshilfeprojekten in Brasilien betrieben worden war, hatten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr dies aufgegeben. Leineweber deutete an, es gebe Signale, dass Jüngere die Verantwortung übernehmen und einen neuen Anlauf nehmen wollten, doch für Genaueres sei es noch zu früh.
Gäste aus dem Hochsauerland, dem Siegerland und dem Wittgensteiner Land wird es in diesem Jahr auf der Kirmes nicht geben: Sie ist turnusmäßig wieder gleichzeitig Kreistierschau und damit auf Aussteller aus dem Kreis Olpe beschränkt. Bei den Wahlen wurden Raphael Heinrich und – in Abwesenheit – Dominik Stahl jeweils einstimmig zu neuen Beisitzern bestimmt. Antonius Hausmann legte nach über 60 Jahren Mitgliedschaft und 40-jähriger Tätigkeit das Amt des Vertrauensmanns für den Bereich Hünsborn nieder, Leineweber dankte mit einem Präsent.
Der Abend ging mit einem Vortrag von Michael Richard und Bernd Eichert vorbei: Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands aus der Petmecke bei Grevenbrück und sein Stellvertreter aus Bebbingen gaben den Anwesenden einen kurzen Überblick über Struktur und Bedeutung der Landwirtschaft im Kreis und ihrer gewählten Vertretung. Eichert fand dabei insbesondere kritische Worte zum Umgang mit der Rückkehr des Wolfs („Wolf und Weidehaltung vertragen sich nicht. Die Situation muss wohl erst eskalieren, bis wirklich etwas passiert.“), während Richard sich über die „grüne Ideologie“ mokierte, die insbesondere auf Bundesebene in der Landwirtschaft die Leitlinien vorgebe und zu oft von fehlender Sachkunde geprägt sei. Richard betonte, die Vorherrschaft der Discounter habe den Staat von der Verantwortung entlastet, die Versorgung der Bevölkerung zu sichern, doch das System funktioniere nur, weil in Europa und insbesondere Deutschland das Geld vorhanden sei, um Lebensmittel aus der ganzen Welt zu kaufen.
Zum Schluss der Versammlung wurde eine Premiere angekündigt: Erstmals wird der Landwirtschaftliche Lokalverein Wenden das Stünzelfest besuchen. Am Samstag, 10. Juni, sollen so viele Busse wie nötig eingesetzt werden, um möglichst viele der über 600 Mitglieder des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wenden den jährlichen Höhepunkt des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wittgenstein nahezubringen. Die Anmeldung dazu wird bald auf der Homepage der Wendener möglich sein. Und dann gab es das, was der Zusammenkunft ihren Spitznamen „Fleischwurstversammlung“ gegeben hat: heiße Fleischwurst mit Kartoffelsalat, die für viele eine Grundlage für einige Biere bildete, die einen langen Abend unter Gleichgesinnten begleiteten.