Olpe. Die traditionelle Speiseeisbereitung steht angesichts explodierender Rohstoff- und Energiepreise vor Herausforderungen. Ein Insider erzählt.

Für viele Olper ist es das untrüglichste Zeichen, dass der Winter endet: wenn in Olpe am Marktplatz die Winter-Dekoration aus dem Ladenlokal im Gebäude der Kreiswerke geräumt wird und stattdessen Tische und Stühle aufgestellt werden, die deutlich machen: Es gibt wieder Eis. Seit 1880 lebt die Familie Pampanin, Inhaber der Eisdiele Bortolot, vom und für das Eismachen. In vierter Generation ist heute Fulvio Pampanin für die kalten Köstlichkeiten verantwortlich. Er hat uns im Interview einiges über die Geschichte und auch die Zukunft erzählt.

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Frage: Warum machen viele Eisdielen eigentlich im Winter zu?

Fulvio Pampanin: Das hat ganz einfach damit zu tun, dass in der kalten Jahreszeit die Umsätze nicht ausreichen. Und gerade bei den heutigen Personal- und Energiekosten muss der Umsatz stimmen.

Was machen Sie in dieser Zeit?

Oft erst einmal Urlaub. In diesem Jahr hatte ich allerdings Pech - ich war zwei Wochen in Spanien, die total verregnet waren… Und dann arbeite ich jedes Jahr als Angestellter in einem Skigebiet in der Nähe von Cortina d’Ampezzo in den Dolomiten. Das ist die Gegend, aus der meine Familie stammt. Und vorher habe ich mich mit einem Vetter getroffen, der eine Eisdiele bei Köln betreibt, und wir haben gemeinsam Holz gestellt für den Winter.

Es gibt wenige Eisdielen, die auch über Winter geöffnet sind. Eine Option für die Zukunft?

Nein, für uns nicht. Ich mache das jetzt in vierter Generation, mein Urgroßvater hat 1880 in Wien wie viele Italiener damit begonnen, den Lebensunterhalt mit Eis zu verdienen. Die kamen aus Gegenden, in denen es außer Landwirtschaft nichts gab. Und seit die Familie Pampanin Eis macht, wird im Winter geschlossen. Und wenn wir aufmachen, dann kommen Kunden mit Blumen oder Kinder bringen uns selbstgemalte Bilder, weil sie sich freuen. Ich glaube nicht, dass ich da etwas ändern muss.

Vor welchen Herausforderungen stehen traditionelle Eishersteller wie Sie?

Da sind zum einen die explodierenden Kosten. Nur ein Beispiel: Für den Liter Milch habe ich voriges Jahr 68 Cent bezahlt, jetzt kostet sie 1,19 Euro. Ähnlich die Situation bei Sahne, Zucker oder Früchten. ­Dazu kommen die steigenden Energiekosten. Wir setzen drei Eis­maschinen und drei Pasteurisier­geräte ein. Die laufen mit Strom, und sie brauchen viel. Wie sich die Stromkosten entwickelt haben, weiß jeder. Daher mussten wir zur neuen Saison die Preise auch um 10 Cent pro Kugel anheben. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, Mitarbeiter zu finden. Wir haben noch Glück – ich habe treue Saisonarbeiter, die gern nach Olpe kommen. Aber gerade bei den Aushilfen mangelt es. Es gibt immer weniger Menschen, die bereit sind, am Wochenende zu arbeiten, und am Wochenende läuft es bei uns am besten.

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Was gibt es Neues in der Saison?

Das verrate ich noch nicht. Wir haben erstmal mit rund 20 Sorten angefangen. Wenn es wärmer wird, dann fahren wir auf bis zu 30 Sorten hoch, und dann werden auch neue Eissorten präsentiert. Ich verrate nur so viel, dass es etwas mit Chili sein wird. Ansonsten werden wir wie immer auch saisonale Angebote haben – wenn die Pflaumen hier reif werden, verarbeiten wir sie.

Wie lernt man das Eismachen? Es ist ja kein Ausbildungsberuf.

Ich habe in den dreimonatigen italienischen Sommerferien schon immer in der Eisdiele in Olpe geholfen. Ich habe in Italien eine entsprechende Schule für Eismacher besucht und auch eine Prüfung in Frankfurt abgelegt bei einem Verband der Speiseeishersteller. Aber letztlich gelernt habe ich es bei Großeltern und Eltern. Wir nutzen ja überwiegend eigene Rezepte, die zum Teil sogar noch vom Urgroßvater stammen.

In vielen italienischen Eisdielen gibt es auch Kaffee. War das immer so?

Nein. Mein Urgroßvater hat nur Eis gemacht, und auch mein Großvater. Das mit dem Kaffee kam später dazu. Allerdings gibt es bei uns schon Kaffeespezialitäten, so lange ich mit dabei bin. Übrigens hat sich da etwas komplett verändert: Früher waren von 100 Cappuccini 98 mit Sahne und zwei mit Milchschaum. Das ist inzwischen komplett andersherum.