Wenden/Obersetzen. Tanja Weiß ist Fotografin. Sie macht schöne Bilder von Kindern mit Down-Syndrom. Ihre Fotos stellt sie jetzt bald in Wenden aus.
Kinder sind Kinder. Mit und ohne Down-Syndrom. Das macht für Tanja Weiß keinen Unterschied. Weder in der Wahrnehmung noch in der fotografischen Herangehensweise. Und dennoch sei bei den Kindern mit Trisomie 21 eine Wahrhaftigkeit zu beobachten, die Menschen ohne diese Chromosomen-Variante mitunter fehle, sagt die Fotografin aus dem Siegener Stadtteil Obersetzen. Genau das möchte sie zeigen – und stellt ihre Porträts von Kindern mit dem Down-Syndrom unter dem Titel „Das Leben ist bunt“ aus. Im Wendener Rathaus zeigt sie etwa die Bilder von Lili und Hund Lara, von Simon, ganz nah dran am großen Pferdekopf, oder von Leo auf Entdeckungstour am Strand. Am Sonntag, 19. März, und damit zwei Tage vor dem Welt-Down-Syndrom-Tag, wird die Schau um 10 Uhr eröffnet – u.a. mit einer Ansprache von Bürgermeister Bernd Clemens. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses bis zum 29. Juni zu sehen und ermöglicht eine berührende Begegnung mit Kindern aus dem Wendener und dem Wildenburger Land, dem Siegerland, aus Hagen und aus Dorsten.
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Es war eine Fügung, die Tanja Weiß mit dem Fotografieren von Kindern mit dem Down-Syndrom beginnen ließ. „Bei einem Hundeshooting im Tierheim kam eine Familie auf mich zu, die Bilder von ihren Kindern machen lassen wollte. Beide Kinder hatten das Down-Syndrom. Wir haben dann spontan einige Fotos gemacht, und so entstand auch das Bild von Lili und ihrem Hund Lara. Im Nachgang hat mich das sehr berührt und auch beschäftigt“, erzählt die Fotografin. Der Gedanke, mit diesem Thema tatsächlich etwas zu bewegen, ließ sie nicht los.
Mit Hilfe von Lilis Mutter suchte und fand sie weitere Familien, deren Kinder das Down-Syndrom haben. Es entstand eine Fotoserie, bei der Tanja Weiß immer wieder erlebte, wie immens dankbar die Eltern dafür waren, „dass jemand ihr Kind sichtbar macht“. Ein Kind, das eine ganz andere Priorität ins eigene Leben bringen kann, ein besonderes Gefühl für vermeintliche Kleinigkeiten, ein Kind mit Potenzial. Tanja Weiß möchte mit ihren Arbeiten deutlich machen, „wie lebensfroh diese Kinder sind, welche individuellen Persönlichkeiten sie haben“. Dafür brauche es kaum Worte. Die Bilder sprächen ihre eigene, unmittelbare Sprache in einem gesellschaftlichen Umfeld, wo so viel Halbwissen, so viele auch bewertende Halbwahrheiten zu hören und zu lesen seien. Die Fotografin lässt die Kinder selbst erzählen. Zeigt ihren wachen, neugierigen Blick auf die Welt, die ungestüm-zärtliche Wucht beim Laufen, Spielen, Toben, ihr großes Zutrauen zu sich selbst und ihrem Gegenüber.
Vor drei Jahren konzipiert
Eigentlich hätte ihre Ausstellung längst gezeigt werden sollen, war vor drei Jahren fix und fertig konzipiert für eine Präsentation im Sozialpädiatrischen Zentrum der DRK-Kinderklinik in Siegen. Doch dann kam Corona, und eine öffentliche Veranstaltung in diesem hochsensiblen Bereich war nicht durchführbar. Die Fotografinnen-Kolleginnen Kirstin Poggel und Ulrike Lukasczyk, die gemeinsam mit Tanja Weiß an diesem Projekt arbeiteten, hatten damals die Chance, ihre Bilder in Dorsten auszustellen.
Tanja Weiß fotografiert mit großer Leidenschaft und wachem Interesse Mensch und Tier – und auch Mensch mit Tier. Ihre Liebe zur Fotografie hat sie 2015 mit ihrer Freude an den eigenen Katzen wiederentdeckt. Seitdem hat sie ihr Schaffen sukzessive ausgebaut, sich regelmäßig auch coachen lassen. Sie ist eine von über 600 Sternenkind-Fotografinnen und -Fotografen in Deutschland (www.dein-sternenkind.eu). Tanja Weiß arbeitet hauptberuflich als Pflegefachkraft, ist Stationsleitung in der Tagesklinik Netphen. Ehrenamtlich engagiert sie sich im Tierschutz.
Mehr unter: tanjaweissfotografie.myportfolio.com.