Olpe/Siegen. Das blutige Geschehen kann immer noch nicht aufgeklärt werden. Im Landgericht berichtet jetzt der Leiter der Mordkommission.

Alles dreht sich beim Prozess vor dem Siegener Schwurgericht um eine Frage: War der Angeklagte der Messerstecher beim Olper Schützenfest oder war es sein Freund (19), der ihn am 17. Juli vergangenen Jahres begleitet hatte? Laut Anklage soll der 18-jährige Olper um 1.35 Uhr in der Schützenstraße zunächst einen Olper (29) zweimal in den Rücken gestochen haben. Danach soll er einen Wendener (29) fünfmal in den Bauch gestochen haben. Durch das beherzte Eingreifen einer Krankenschwester und eine Not-Op konnte der lebensgefährlich verletzte junge Mann gerettet werden. Zahlreiche Zeugen wurden am vierten Verhandlungstag gehört, doch die Frage bleibt weiterhin unbeantwortet.

Allerdings gibt es weitere Erkenntnisse bezüglich des Freundes des Angeklagten. Am Freitagmorgen hatte die Polizei eine Wohnungsdurchsuchung bei dem 19-Jährigen in Lennestadt gemacht. „Wir sollten Beweismittel suchen. Wir haben mehrere Messer gefunden und Kleidungsstücke mit möglichen Blutanhaftungen“, sagte der Leiter der Mordkommission. Diese Sachen sollen nun so schnell wie möglich beim Landeskriminalamt untersucht werden.

Brief aus der Haft

Nach dem überraschenden Geständnis des Freundes am zweiten Verhandlungstag hatte Staatsanwalt Rainer Hoppmann weitere Ermittlungen eingeleitet. Fakt ist, dass es regen Telefonkontakt des Angeklagten aus der Haft mit seinem Freund gegeben hat. Zudem ist ein Brief des Angeklagten an ihn aufgetaucht. Über den Inhalt wurde im Prozess aber noch nichts gesagt.

Rückblende. Der Leiter der Mordkommission aus Hagen berichtete über die Ermittlungen. „Ich war gerade eingeschlafen, als ich den Anruf erhielt, dass es zu Messerstichen beim Schützenfest Olpe gekommen ist. Als wir eintrafen, waren die Geschädigten im Krankenhaus und ein Täter war nicht in Sicht. Es war sehr viel Alkohol im Spiel, wir hatten erst gar keine Anhaltspunkte“, sagte der Kriminalkommissar.

In den nächsten Tagen hätten sich dann Zeugen bei der Polizei gemeldet: „Es kristallisierte sich heraus, dass der Angeklagte an der Tat beteiligt gewesen ist.“ Der zweimal gestochene 29-jährige Olper habe gesagt, dass es zunächst eine Auseinandersetzung oben in der Schützenstraße gegeben habe. Dann sei der Angeklagte heruntergelaufen und habe sich auf seinen Kumpel gestürzt. Dieser habe gerufen: „Der hat ein Messer, der hat ein Messer.“ Der Angeklagte sei der Messerstecher gewesen, so der Leiter der Mordkommission.

Wohnhaus durchsucht

Man habe anschließend das Wohnhaus der Familie in Olpe durchsucht. Das Zimmer des 18-Jährigen sei in einem desolaten Zustand gewesen. Der Angeklagte habe auf dem Bett gesessen: „Wir haben ihn direkt gefesselt.“ Bei der Durchsuchung habe man verschiedene Messer gefunden, wobei das Tatmesser aber nicht dabei war. Zudem seien Tütchen, eine Tupperdose mit Betäubungsmitteln und eine Cannabis-Pflanze gefunden worden. Hier sei ein weiteres Strafverfahren gegen den 18-Jährigen eingeleitet worden.

Zunächst sei man davon ausgegangen, dass der Freund und Begleiter, der polizeilich bereits erheblich in Erscheinung getreten ist, nur eine geringe Tatbeteiligung habe, so der Kriminalkommissar. In einer anderen Sache habe man ihn dann auch zu den Vorfällen beim Olper Schützenfest befragt. Da er nicht auf der Wache erschienen war, habe man ihn in Lennestadt abgeholt: „Er war aggressiv. Er ist ausgerastet, hat rumgeschrien. Auch die Vernehmung war eine Katastrophe. Alles, was er sagte, konnte nicht stimmen. Das passte nicht.“ Zunächst habe er gesagt, dass er gar nicht dabei gewesen wäre.

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Der Prozess wird am 3. März fortgesetzt. Dann wird unter anderem erneut der Freund des Angeklagten als Zeuge gehört. Vielleicht gibt es ja dann eine Antwort auf die Frage, wer der Messerstecher war.