Oedingen. 585.000 Euro werden investiert. Paradox: Nach der Erweiterung hat die Einrichtung weniger Platz als jetzt – aber mit einem großen Unterschied.

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, heißt es in einem der bekanntesten Kölner Karnevalsschlager. Das mag in Köln gelten, nicht aber in Oedingen: Denn hier fängt am Aschermittwoch Entscheidendes an. Der Auftakt der Fastenzeit war zufällig der Tag, an dem ein sehnlichst erwarteter Bewilligungsbescheid im örtlichen Kindergarten einging. Was vor über zehn Jahren mit ersten Überlegungen begann und schier endlose Planungen nach sich zog, geht nun in die Realisierung: Der inzwischen 52 Jahre alte Kindergarten wird zukunftssicher aufgestellt. 585.000 Euro sind zugesagt, um die Einrichtung, die einst aus der alten Schulküche der benachbarten Grundschule entstand, zu erweitern und grundlegend zu renovieren.

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Strahlende Mienen bei Kindergartenleiterin Alexa Müller, ihrer Vorgängerin und Kollegin Klaudia Jung und Gerd Struwe, geschäftsführender Vorsitzender des örtlichen Kirchenvorstands, sowie bei Claudia Sternberg, zuständige Regionalleiterin der Kita gGmbH als Trägerin der Einrichtung, über die Tatsache, dass nun die Zukunft des St.-Buchard-Kindergartens gesichert ist. Denn anders als bei vielen anderen Kindergärten im Kreis, weist die Maßnahme in Oedingen eine Besonderheit auf: Nach Abschluss der Arbeiten werden nicht mehr, sondern sogar geringfügig weniger Plätze für den Nachwuchs zur Verfügung stehen. „Aber“, informiert Claudia Sternberg, „entscheidend ist, dass der Kindergarten nach Abschluss der Arbeiten endlich genug U3-Plätze anbieten kann.“

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Derzeit werden sechs Kinder im Alter unter drei Jahren betreut, insgesamt hat die Einrichtung 40 Plätze. Wenn die beiden Anbauten, einer in Richtung Tal, einer in Richtung Schulhof, fertig sind, werden elf U3-Kinder hier betreut werden können, und dies endlich ohne Provisorien und ohne Ausnahmegenehmigung. „Wir arbeiten seit Jahren mit vielen Provisorien“, berichtet Klaudia Jung, die ihr Büro sogar eine Zeitlang übergangsweise in einem Abstellraum untergebracht hatte. Nach Abschluss der Arbeiten werden die vorgeschriebenen Ruhe- und Nebenräume zur Verfügung stehen, „auch haben wir dann endlich einen Personalraum“, freut sich Alexa Müller. Auch werde der Bau so geplant, dass weitere U3-Plätze geschaffen werden können, sollte weiterer Bedarf entstehen.

Zeit des Ausweichens vorbei

Damit werden die Zeiten vorbei sein, in denen Familien aus dem Ort auf Kindertageseinrichtungen in den Nachbardörfern ausweichen müssen. „Der Bedarf an Plätzen für Kinder unter drei wird ja seit Jahren immer größer“, so Claudia Sternberg. „Und wenn Eltern ihr Kind mit zwei Jahren in einem Kindergarten angemeldet haben, dann lassen sie es ja dort und wechseln nicht später die Einrichtung.“ Gerd Struwe könnte fast ein Buch schreiben über die Pläne, die im Lauf der Jahre geschmiedet und wieder verworfen wurden. Da war beispielsweise überlegt worden, das leerstehende Pastorat abzureißen und auf dem Gelände einen neuen Kindergarten zu errichten. Dazu waren die Oedinger nach Netphen-Eschenbach gereist und hatten sich dort ein ähnliches Modell angesehen, bei dem die Dorfbevölkerung eine Genossenschaft gegründet hatte und als Vermieterin an die Kita gGmbH auftritt. Die Genossenschaft war in Oedingen bereits gegründet, samt Vorstand und Aufsichtsrat, doch erwies sich die avisierte Höchstmietzeit von fünf Jahren als Todesurteil für dieses Modell. „Da finanziert doch keine Bank so einen Bau“, so Gerd Struwe. Dann tat sich ein anderer Fördertopf auf, und mit starker Unterstützung der Stadt Lennestadt und des Kreisjugendamts gelang es, die Landesmittel für Oedingen festzuzurren.

Bau im laufenden Betrieb

Baubeginn soll im Frühjahr/Sommer sein, fertig muss der erneuerte Kindergarten Ende 2024 sein. Tim Bergsieker ist als örtlicher Architekt mit Lokalkompetenz verpflichtet worden, und Thomas Weber als zuständiger Baubetreuer der Kita gGmbH hat bereits bei den Planungen einen neuen Fanclub im Oedinger Kindergarten bekommen. „Der Bau soll im laufenden Betrieb erfolgen“, berichtet Alexa Weber, „und wenn es kurzfristig dazu kommt, dass wir den Bauarbeitern freie Bahn schaffen müssen, dann gehen wir in den Wald oder notfalls in die Schützenhalle oder das Pfarrheim.“ Doch werden solche Phasen nur kurz währen, und das Team ist sicher, dass die Bauarbeiten beim Oedinger Nachwuchs auf großes Interesse stoßen werden.