Kreis Olpe. Ein deutlicher Anstieg um fast 20 Prozent bedeutet faktisch eine Rückkehr zum Zustand „vor Corona“.
Auf den ersten Blick lässt die aktuelle Kriminalstatistik der Kreispolizeibehörde den Betrachter erschrecken: Stieg doch die Anzahl an Delikten von 2021 auf 2022 fast sprunghaft an. Ein Plus von über 19 Prozent, von 5066 auf 6031 Fälle, müsste eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen. Ein zweiter Blick sorgt indes für Klarheit – ist es doch fast exakt der Rückfall auf die Zeiten „vor Corona“. Fünf Delikte mehr als 2018 gezählt wurden, eine Rückkehr zum Normalen, als Einbrüche nicht quasi von selbst zurückgingen, weil die Menschen durch Lockdown und Home-Office ihre vier Wände kaum verließen, als Streitereien auf Festen ausfielen, weil eben besagte Feste gar nicht stattfanden. Die sogenannte „Häufigkeitszahl“ gibt eine Ahnung von der Einordnung des Kreises im Land, werden hier doch die Taten auf 100.000 Einwohner umgerechnet. Auch hier liegt die aktuelle Zahl in etwa gleichauf mit der von 2018, die Gefährdung der Bürgerinnen und Bürger im Kreis Olpe ist nach Auskunft der Kreispolizeibehörde die niedrigste in ganz Nordrhein-Westfalen: Entfallen im Kreis auf 100.000 Einwohner 4530 Delikte, sind es im Landesschnitt 7624. Einige Großstädte weisen die doppelte Gefährdungslage wie im Kreis Olpe auf.
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Alljährlich liefert sich die Kreispolizeibehörde Olpe einen Wettbewerb mit der Nachbarbehörde in Siegen um die höchste Aufklärungsquote, und 2022 ging dieser begehrte Rang 1 wieder an die Bigge: 62,1 Prozent aller Straftaten wurden geklärt. Die Siegerländer und Wittgensteiner rangieren mit 61,7 Prozent knapp, aber entscheidend dahinter auf Platz 2.
Der durch die ermittelten Taten angerichtete finanzielle Schaden lag 2022 bei 3,9 Millionen Euro, deutlich über den 3,4 Millionen Euro aus 2021. Bei den 767 Vermögens- und Fälschungsdelikten am häufigsten gezählt wurden Betrügereien mit 641 Fällen. Dabei entstand ein Schaden von rund 1,5 Millionen Euro, rund 100.000 Euro mehr als 2021.
Verstärkter Kampf zahlt sich aus
Bei den einzelnen Deliktsgruppen schlägt sich die Zunahme weitgehend gleichmäßig nieder, etwa bei der Gewaltkriminalität von 189 auf 234 oder bei den Wohnungseinbrüchen von 54 auf 69. Gegen den Trend gibt es aber auch rückläufige Zahlen: Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sanken von 320 auf 303 und die Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte bzw. der tätliche Angriff auf sie von 46 auf 37. Überdeutlich angestiegen sind die Diebstähle: Die Zahl nahm von 1189 auf 1674 überdeutlich zu. Ein extremer Anstieg war bei den Fällen von häuslicher Gewalt zu verzeichnen: Sie nahmen von 172 Fällen im Jahr 2021 auf 291 Fälle im Jahr 2022 zu. Eine kontinuierliche Steigerung verzeichnet die Polizei sei Jahren bei Sexualdelikten. Hier stieg im Kreis Olpe die Fallzahl von 146 auf 168. Dies ist auf verstärkte Ermittlungen zurückzuführen, die insbesondere im Bereich Kinderpornographie angestrengt werden.
Deutlich nahm auch die Zahl der Diebstähle aus Kraftfahrzeugen zu: von 211 auf 308. Aufgeklärt wurden lediglich 37 (Vorjahr: 23). Oft seien hier Serien zu verzeichnen. Im Mai 2022 wurde ein Tatverdächtiger ermittelt, dem allein 17 Taten zugeschrieben werden.
Landrat Theo Melcher als Behördenleiter der Kreispolizei zieht als Fazit: Auch 2022 seien „ein kontinuierlicher Einsatz und engagierte Ermittlungen in der Kreispolizeibehörde erforderlich“ gewesen; einige schwerwiegende Straftaten hätten alle Kräfte der Behördenmitarbeiter gefordert, die „aus meiner Sicht eine sehr gute Arbeit geleistet haben“. Dabei habe die Bevölkerung im Kreis Olpe auch selbst einen sehr wichtigen Anteil an einer erfolgreichen Kriminalitätsbekämpfung: „Melden Sie verdächtige Feststellungen sofort der Polizei und scheuen Sie sich nicht, den Notruf 110 zu wählen! Unterstützen Sie die Polizei und die Sicherheit im Kreis Olpe weiterhin mit Ihren Hinweisen!“