Olpe. Eine Erklärung des Olper Bürgermeisters zum Wegfall der hauptamtlichen Archivarsstelle ruft bei den Angesprochenen eine heftige Reaktion hervor.

„Mit Verwunderung“, so Dr. Roswitha Kirsch-Stracke und Dr. Hans-Bodo Thieme, hätten sie die Erklärung des Olper Bürgermeisters, Peter Weber, zur Diskussion über die Besetzung der Archivarsstelle vor der Stadtverordnetenversammlung am 15. Februar zur Kenntnis genommen. Wie berichtet, hatte Weber in der vergangenen Ratssitzung die Stellungnahmen mehrerer Interessensgruppen als mediale Inszenierung bezeichnet und unter anderem darauf hingewiesen, dass der „kw-Vermerk“ für „künftig wegfallend“ jederzeit zurückgenommen werden könne. Kirsch-Stracke und Thieme hatten den ersten und die Diskussion eröffnenden „Offenen Brief“ aufgesetzt und von 91 Wissenschaftlern, Historikern, Archivaren und Kulturschaffenden unterzeichnen lassen. Diesen Brief „hat der Bürgermeister offensichtlich nicht korrekt zur Kenntnis genommen“, so der Olper Historiker und Buchautor und die ehemalige Vorsitzende des Kreisheimatbundes aus Wenden. Sie erklären: „Wir verwahren uns gegen die Behauptung, es werde ,von interessierter Seite versucht, mit etwas verkürzter Sicht die Stadt ein bisschen in Misskredit zu bringen’.“

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Die Formulierung „von interessierter Seite“ könne sich aufgrund des Kontextes nur auf die Unterzeichneten und über 90 Mitunterzeichneten beziehen. „Die zitierte Formulierung müssen sie als Verletzung empfinden. Wenn geäußerte Vorbehalte und Kritik als ,Misskredit’ interpretiert werden, zeigt dies eine Geringschätzung gegenüber freien Bürgern in einem freien Land, die von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch machen und das Recht für sich in Anspruch nehmen, ,Offene Briefe’ zu verfassen.“ Dies als „mediale Aufregung, die auch sehr inszeniert worden ist“, zu interpretieren, lasse annehmen, dass „der Bürgermeister sachlichen Kontroversen aus dem Weg gehen und lautgewordene Bedenken aus der Bevölkerung nicht hören will“.

Hoffen auf Sachargumente

Weiterhin sei der Bürgermeister in seiner Erklärung mit keinem Wort auf die vom Archivamt des Landschaftsverbandes und die von den Verfassern des „Offenen Briefes“ vorgetragenen Argumente eingegangen, mit denen eine hauptberufliche Archivleitung als unverzichtbar begründet werde. „Vor allem das Archivamt ist – neben dem Leiter des Stadtarchivs – diejenige Institution, die sachgerecht und unabhängig Arbeitsanfall, Arbeitsbelastung und Arbeitsweise im Stadtarchiv beurteilen kann. Von Bürgermeister und Stadtverordnetenversammlung sei offensichtlich „ohne nähere Sachkenntnis eine politisch motivierte Entscheidung getroffen“ worden, um „die neugeschaffene Stelle des Museumsleiters auf Kosten der als entbehrlich angesehenen hauptamtlichen Archivleitung zu installieren“. Im „Offenen Brief“ der 93 Unterzeichneten sei weiterhin sehr wohl und entgegen den Worten des Bürgermeisters auf die vorhandene Drittelstelle im Archiv hingewiesen worden, die derzeitige Mitarbeiterin sei sogar namentlich erwähnt. „Von einem durch den Bürgermeister behaupteten fehlenden ,wertschätzenden Umgang’ seitens der Briefverfasser könne also nicht einmal ansatzweise die Rede sein. „Wir hoffen weiterhin im Sinne der Sache, dass die im ,Offenen Brief’ dargelegten Sachargumente überzeugen und eine Wiederbesetzung der hauptamtlichen Archivleitung erfolgt – sinnvollerweise vor dem Ausscheiden des derzeitigen Stelleninhabers, wie dies vorbildlich in Attendorn praktiziert wurde.“