Olpe. Zuletzt hatte der Bauhof unschöne, aber praktische Flicken aufgebracht. Nun soll die Straße erneuert werden. An der Bauweise gibt es Kritik.

Üblicherweise lädt eine Kommune die Anlieger von Straßen ein, wenn größere Baumaßnahmen bevorstehen, um sich ein Bild von den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger zu machen. Bei der Felmicke in Olpe ist dies anders: Hier wurde der Beschluss im Bauausschuss bereits gefasst, und die Anlieger dürfen sich erst im Nachgang äußern, zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits feststeht, dass die Straße erneut in Betonsteinpflaster erstellt wird – und das, obwohl auch Argumente für eine Asphaltierung nicht von der Hand zu weisen sind.

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Wie aus der Beschlussvorlage zum jüngsten Bauausschuss hervorgeht, sollen die Felmicke und das anschließende Stück der Frankfurter Straße zwischen Agatha- und Pannenklöpperstraße auf einer Länge von rund 300 Metern erneuert werden, und zwar im kompletten Bereich der Fahrbahn zwischen den beiden in Naturstein gepflasterten Entwässerungsrinnen. Ursächlich ist die Tatsache, dass sich das etwa 30 Jahre alte Betonsteinpflaster insbesondere in den steilen Bereichen der Straße gelockert hat und regelmäßige Einsätze des Baubetriebshofs hervorruft. „Grund für die Probleme sind Verdrehungen und Verschiebungen des Pflasters, die durch Lenk-, Beschleunigungs- und Bremsvorgänge von Kraftfahrzeugen hervorgerufen werden. Durch die ständigen Bewegungen im Pflasterbelag wird die Pflasterbettung sowie das Fugenmaterial zermahlen und bildet eine sehr feine Körnung, die in Verbindung mit eindringendem Regenwasser verhärtet oder weggeschwemmt wird“, heißt es in der Beschlussvorlage. Jüngst hatte dies zu wenig attraktiven „Lösungen“ geführt, weil der Bauhof angesichts der zu erwartenden Winterdienst-Einsätze im Herbst die losen Pflastersteine durch Asphalt-Flicken ersetzt hat.

Keine füllbare Fuge

Die neue Pflasterung soll in einer in Olpe bislang noch nicht zum Einsatz gekommenen Technik erfolgen: Ein Betonpflasterstein ohne Abstandshalter mit an den Steinflanken umlaufendem Kastenprofil aus synthetischem Gummi von zwei Millimetern Dicke soll verwendet werden. „Bei der Verlegung des Pflasters entstehen gleichmäßige Fugen von ca. 4 Millimetern. Ein Verfüllen oder Nachsanden der Fugen ist nicht mehr erforderlich“, heißt es in der Vorlage.

Im Bauausschuss sprach sich Matthias Koch (Grüne) gegen eine erneute Pflasterung aus. Zum einen gebe es keine Erfahrungswerte, ob die neue Technik tatsächlich das Versprochene bringe. Zum anderen sei zu befürchten, dass das synthetische Gummi sehr wohl zerrieben werde und dann als Mikroplastik in die Umwelt ausgetragen werde. Die Straße zu asphaltieren, sei durchaus vertretbar, mit Sicherheit preiswerter und unter Beibehaltung gepflasterter Bürgersteige und der Natursteinrinnen auch optisch attraktiv. Dem pflichtete die UCW bei. Wenn überhaupt, dann sei eine Pflasterung mit Naturstein dem historischen Ambiente angemessen; Betonsteinpflaster sei nicht viel attraktiver als Asphalt. Doch hier bissen sich Grüne und UCW an der Technischen Beigeordneten, Judith Feldner, die Zähne aus. „In der Tat wäre Kopfsteinpflaster ein Traum“, erklärte sie, doch das sei heutzutage einfach nicht mehr bezahlbar. „Aber die Felmicke ist so mit die älteste Straße, die wir haben, und durch Pflaster gewinnt sie ungeheuer.“

Abwarten keine Option

Seitens der Grünen monierte Zaklina Marjanovic, sie habe ein großes Problem mit dem Vorschlag der Verwaltung, im Bauausschuss zunächst über die Bauweise zu entscheiden und erst dann die Anlieger zu hören. Sie schlug vor, den Beschluss zu verschieben, bis eine Anliegerversammlung die Meinung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger eingeholt habe. Tiefbauamtsleiter Thomas Stupperich machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, dass auch er mit Asphalt gut leben könnte. Weiteres Abwarten, warnte er, sei aber keine Option.

Volker Reichel von der SPD sprang Judith Feldner zur Seite: „Pflaster ist schöner, es unterstreicht den historischen Charakter. Frau Feldner, Sie bekommen mein Ja.“ Und Frank Clemens, neuer Fraktionschef der CDU, schloss sich Reichel „vollumfänglich an. Echtes Kopfsteinpflaster wäre natürlich noch eine Ecke schöner, aber das würde jeden Preisrahmen sprengen. Daher ist das Pflaster hier ein guter Kompromiss. Die Frage ist nicht nur ein Problem der Anlieger, sondern auch eine städtebauliche Sache. Daher müssen wir hier entscheiden.“ Bei fünf Gegenstimmen aus Reihen von Grünen und UCW wurde der Beschlussvorschlag von CDU, SPD und FDP angenommen. Bereits im Juli soll die Straßenerneuerung abgeschlossen sein.