Attendorn. Die Wagenbauer der Werthmann Werkstätten sind seit 2013 im Attendorner Karneval aktiv. Die große Begeisterung für Karneval zeichnet sie aus.
Bei der Wagenbaugruppe „Die Carivallis“ wird Inklusion großgeschrieben. Hier arbeiten und feiern behinderte und nichtbehinderte Menschen miteinander. „Das ist gelebte Inklusion“, beschreibt Jarek Salamon das Selbstverständnis seiner Gruppe, die 2013 gegründet worden ist und ein Jahr darauf zum ersten Mal beim Veilchendienstagszug mitgemacht hat. Eigentlich sollte nur ein Wagen gebaut werden: zum 50-jährigen Bestehen des Caritasverbandes des Kreises Olpe als eingetragener Verein. Der Verband wollte zum runden Geburtstag mit einem Jubiläumswagen Veilchendienstag durch Kattfiller fahren. „Damals ist man auf mich zugekommen“, erinnert sich Christoph Kleinke noch gut. Der Attendorner arbeitet als Gruppenleiter bei den Werthmann Werkstätten. Erfahrung als Wagenbauer hatte Kleinke zuvor bei „WIZICo“ sammeln können.
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Der Jubiläumswagen – oder besser das Jubiläumsschiff – 2014 hatte das Motto „Bei uns ist alles im Lot, wir sitzen alle in einem Boot“. Zur großen Fußgruppe gehörten Beschäftigte aus verschiedenen Einrichtungen des Caritasverbandes. „Das hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir uns gesagt haben: Dann machen wir weiter“, berichtet Wagenbau-Chef Christoph Kleinke. Mittlerweile zählen „Die Carivallis“ 22 aktive Wagenbauer, wie Jan Borchert oder Magdalene Hustede. „Die Gruppe ist stetig gewachsen“, erzählt Salamon, wie Kleinke Gruppenleiter, und umfasst nicht nur Beschäftigte der Werthmann Werkstätten des Caritasverbandes. Dazu gehört Julian Weber aus Heggen. Für den Motivwagen „30 Jahre Mauerfall“ suchten Kleinke und Co. einen „Trabi“, das Kultauto aus der ehemaligen DDR. Bei Sammler Weber wurden die Wagenbauer fündig. Seit drei Jahren sind Oldtimerliebhaber Julian Weber und sein Bruder Manuel „mit Begeisterung“ bei den „Carivallis“ dabei.
Umzug war das große Ziel
Gebaut wurden die ersten Karnevalswagen bei Landwirt Vogt in Ennest, Standort der GALA-Außengruppe (Garten- und Landwirtschaft) der Werthmann Werkstätten. Die Bedingungen dort waren alles andere als optimal. „Es war eng und niedrig“, so Jarek Salamon. Von Zuständen wie in der Wagenbauhalle der Karnevalsgesellschaft konnten „Die Carivallis“ nur träumen. Der Umzug in die Halle am „Kattfillerweg“ war deshalb das große Ziel.
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Nach drei Jahren war es so weit. Weil die „Fassbierfreunde Ihnetal“ um Hermann Springob mit dem Bauen aufhörten, wurde in der Wagenbauhalle ein Platz frei. Neben dem begehrten Platz konnten „Die Carivallis“ den Anhänger der Ihnetaler als Plattform für ihre Motivwagen übernehmen. Zum Dank bauten sie „Hermanns Denkmal“. Der alte, kleine Anhänger wurde an das Prinzenkomitee verkauft und dient Veilchendienstag als Zweitwagen für die „jungen Wilden“.
In der ersten Zeit kam der vor einigen Jahren verstorbene Hermann Springob immer mal wieder vorbei und gab den „Neulingen“ Tipps. Auch die Wagenbauer von „WIZICo“, der ehemaligen Gruppe von Christoph Kleinke, leisteten Aufbauhilfe. Bei „WIZICo“ macht Andre Hoberg mit, der bei den Werthmann Werkstätten arbeitet. „Wir hatten das Gefühl, sofort angenommen zu werden. Es gab Unterstützung von rechts und von links“, freut sich Jarek Salamon über das unproblematische Miteinander in der Wagenbauhalle. In den nächsten Jahren hoffen Salamon und Christoph Kleinke, von den anderen Wagenbauern noch das eine oder andere lernen zu können. „Beim Figurenbauen tun wir uns noch schwer“, gibt Salamon zu. Was die Aktiven der „Carivallis“ ebenfalls in der Wagenbauhalle schätzen, sind die gemeinsamen Feiern: wenn die Spanier Paella zubereiten oder bei der Fete aller Wagenbauer Karnevalfreitag.
Bei den Zugbegleitern können sich „Die Carivallis“ auf Unterstützung aus dem Siegerland verlassen, nicht unbedingt als Karnevalshochburg bekannt. Wolfgang Spitzer, Rentner und früher im sozialen Dienst der Werthmann Werkstätten beschäftigt, hatte dort vor Jahren Freunde angesprochen. „Denen hat das so gut gefallen, dass sie immer wiedergekommen sind“, freut sich Christoph Kleinke. Der älteste Zugbegleiter ist 72 Jahre alt. Der Trecker vor dem Wagen wird gesteuert von Florian Springob aus Albringhausen, ehemals Zivildienstleistender und Gruppenleiter bei den Werthmann Werkstätten.
Das diesjährige Motto lautet „50 Jahre Werthmann Werkstätten“. „Wir haben uns ein bisschen auf Jubiläen spezialisiert“, schmunzelt Christoph Kleinke. Die Liste reicht von „50 Jahre Caritasverband“, über „50 Jahre Woodstock“ (mit einer Live-Band auf dem Wagen) und „50 Jahre Pippi Langstrumpf“ bis aktuell „50 Jahre Werthmann Werkstätten“. Im nächsten Jahr könnten „Die Carivallis“ ein närrisches Jubiläum feiern: 11 Jahre Wagen bauen.