Olpe. Die geschützten Tiere hatten einen Baustopp am ehemaligen Schulgebäude verursacht. Doch vermutlich wurde vergeblich gewartet.

Der Stillstand beim Rückbau der ehemaligen Realschule Olpe ist vorbei: Wie Hermann Finke vom Amt für zentrale Gebäudebewirtschaftung am Donnerstag den Mitgliedern des Bauausschusses mitteilte, haben die Arbeiten zum Rückbau der Fassade nach langer Zwangspause begonnen. Dabei gab es eine große Überraschung: Denn Zwergfledermäuse, deren Vorkommen für den Baustopp gesorgt hatten, wurden bislang keine gefunden.

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Vor Beginn der Abbrucharbeiten war die Realschule, wie vom Gesetzgeber gefordert, hinsichtlich des Artenschutzes untersucht worden. Dabei gerieten zwei Tiere in den Fokus der Biologen: einmal die Mauersegler, die in der warmen Jahreszeit für jedermann sichtbar ihre Quartiere in der Fassade anfliegen, sich aber derzeit im Winterquartier in Afrika befinden, und einmal die Zwergfledermaus, deren Vorkommen durch Ultraschall-Aufnahmen nachgewiesen worden war: Die für Menschen nicht hörbaren Signale, mit denen die nachtaktiven Tiere sich beim Flug wie mit einem Radar orientieren, waren für die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Anlass, den Rückbau der ehemaligen Realschule unter strenge Auflagen zu stellen. Denn die Fachleute gingen davon aus, dass die kleinen Flugsäugetiere nirgendwo anders als in der abgehängten Fassade der ehemaligen Realschule nisten könnten.

Bei 3 Grad liegt die Grenze

In Sachen Schutzzeiten gaben sich Mauersegler und Fledermaus quasi die Tür in die Hand: Die Fledermäuse können nur bei Temperaturen von beständig mehr als 3 Grad vorsichtig umgesiedelt werden. Ist es kälter, befinden sie sich im Winterschlaf und sterben, wenn sie beispielsweise durch die Demontage der Fassadenplatten aufgeschreckt werden. Und im vergangenen Jahr ergab sich die Situation, dass besagte Temperatur erst dann erreicht wurde, als die Mauersegler wieder aus Afrika zurück waren. Diese wiederum sind relativ einfach umzusiedeln: Kann man ihre Quartiere in der Winterzeit verschließen und bietet man ihnen in der Umgebung Ausweich-Quartiere an, dann ist dieses Problem gelöst. Aber diese Arbeiten sind eben nicht möglich, wenn noch Fledermäuse im Winterschlaf dieselben Fassaden besiedeln.

Baubiologe vor Ort

Bernd Sundermann, Leiter des Amts für zentrale Gebäudebewirtschaftung, ist höchst erfreut über die neuen Umstände: „Der Kreis war so nett, uns auf ein Temperatur-Zeitfenster aufmerksam zu machen. Die Wetterprognose ergab, dass wir von donnerstags bis samstags arbeiten konnten, weil da durchgängig über 3 Grad gemeldet waren. Unter ständiger Begleitung eines Baubiologen wurden vorsichtig Platten demontiert, aber es wurde kein einziges Tier gefunden. Daher hat die Untere Naturschutzbehörde uns genehmigt, dass wir unter baubiologischer Begleitung solange weitermachen können, bis wir ein Tier finden. Da das aber nicht passiert ist, sind schon große Teile der Fassade entfernt.“

Er hofft nun inständig, dass das so bleibt. Die Mauersegler-Quartiere werden entfernt oder verschlossen, das Gebäude dann mit bereits bereitliegenden Netzen verspannt, sodass die zurückkehrenden Mauersegler gar keine Chance haben, sich im Gebäude neue Nistmöglichkeiten zu suchen. Ausweichquartiere werden in Form von speziellen Nistkästen in der Umgebung der Schule angeboten. „Und dann“, so Sundermann“, können wir endlich abreißen.“ Mit fast zwei Jahren Verspätung.