Wenden/Rahrbach. Für die neue Kapelle des St.-Josefsheims hatte die Caritas die Fühler bis Paderborn ausgestreckt. Da ergab sich eine Lösung ganz in der Nähe.

Das Josef-Gockeln-Haus in Rahrbach war viele Jahrzehnte lang ein fester Anlaufpunkt für die Katholische Arbeitnehmerbewegung. Hier fanden Bildungsveranstaltungen statt, Familien von KABlern verbrachten hier wertvolle Zeit. Ganz wichtig für die katholische Einrichtung: die Hauskapelle. Doch nach Insolvenz und Verkauf ist das Josef-Gockeln-Haus Geschichte; inzwischen hat nach längerem Leerstand eine Therapieeinrichtung für adipöse Kinder und Jugendliche hier ihre Arbeit aufgenommen. Eine Kapelle wird hier nicht mehr benötigt, und so hatte die KAB das Gotteshaus ausgeräumt und eingelagert, was andere vielleicht noch gebrauchen können. Insbesondere der Altar, ein prächtiges, handgearbeitetes Einzelstück aus Eichenholz, sollte eine neue Verwendung finden, da waren sich die KABler sicher.

+++Lesen Sie auch: Aus uriger Kneipe wurde ein Tattoo-Studio der anderen Art+++

Es dauerte rund ein Jahr, in dem der Tisch in der Welschen Ennester Schreinerei Scherliess eingelagert war. Und zwar immer noch als geweihter Altar, denn der Altarstein, samt eingelassenen Reliquien, hatte sich allen Versuchen widersetzt, sich aus dem Holz zerstörungsfrei lösen zu lassen, sodass beschlossen wurde, ihn so lange nicht anzurühren, wie Hoffnung bestand, den Altar in alter Funktion wiederzuverwenden.

Urlaubsfahrt mit Folgen

Dann kam 2022 der Tag, an dem zwei befreundete Priester in Urlaub fuhren. Reinhard Lenz, inzwischen in Kirchhundem tätiger KAB-Bezirkspräses, und Michael Kleineidam, im Oktober 2022 verstorbener Pfarrer von Wenden, fuhren gemeinsam in die Eifel. Während der Fahrt erzählte Lenz seinem Freund von dem Rahrbacher Altar und fragte, ob dieser nicht eine Verwendung dafür wisse. Und er hatte eine Idee: Hatte doch die Caritas in Wenden im Zuge des Neubaus des St.-Josefsheims, einem Altenwohn- und -pflegeheim, auch eine neue Kapelle errichtet und noch keinen Altar dafür. Schnell waren die Kontakte geknüpft. Silke von Bültzingslöwen, Leiterin des Caritas-Zentrums in Wenden, nahm den massiven Eichen-Altar in Augenschein. Ein Muster des Eichenbodens in der neuen Kapelle wurde mit dem Holz des Prinzipalstücks verglichen, und als der Farbton passte, stand die Entscheidung fest: Die Wendener Kapelle hatte einen neuen Altar und die KAB wusste das gute Stück in besten Händen.

Statiker musste gefragt werden

Nun war die Schreinerei Scherliess gefragt, denn der gut 70 Jahre alte Altar war mehrfach lackiert und zeigte Spuren der langen Nutzung. „Mit vier Männern haben wir ihn bewegen können“, so Schreinermeister Martin Scherliess, „gottseidank besteht er aus zwei Teilen. Zusammen wiegen sie sicher 400 Kilogramm.“ Nachdem ein Statiker sein OK gegeben hatte, wurde das schwere Einzelstück von Welschen Ennest nach Wenden gebracht und in der neuen Kapelle aufgestellt. „Wer ihn gebaut hat, wissen wir leider nicht und auch nicht, von welchem Heiligen die Reliquien eingelassen sind“, so Pfarrer Lenz, der sich sehr darüber freut, dass ein Stück KAB-Tradition erhalten wird. „Das hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun“, so Hubert Kahmann vom KAB-Bezirksverband: „Warum soll ein neuer Altar gebaut werden, wenn ein so schönes Exemplar schon existiert?“ Das bestätigt Silke von Bültzingslöwen, die beim Diözesanarchiv in Paderborn nach Altären gefragt hatte, aber „so ein tolles Exemplar war nicht dabei“.