Altenhundem. Jetzt gibt es eine Idee für einen neuen Standort. Doch Lennestadts Bürgermeister sagt: „Nein“.

Lennestadts Zentralort Altenhundem steht mal wieder ohne Post da. Eigentlich sollte der Postschalter im syrischen Lebensmittelgeschäft Am Rathaus 2 erst Ende des Monats schließen. Inzwischen sei das Vertragsverhältnis aber „aus wichtigem Grund bereits beendet worden“, teilte die Post gestern mit. Die Filiale ist deshalb bereits seit Dienstagabend geschlossen. Es ist das dritte Mal in drei Jahren, dass ein Filialbetreiber vorzeitig die Segel streckt. Nun werden auch aus der Politik Stimmen immer lauter, dass sich die Stadt aktiv einschalten solle, um das Problem Postfiliale Altenhundem langfristig zu lösen. Immer öfter wird dabei als Standort auch die neue, zentralgelegene Servicestelle „Wie, wo watt in Lennestadt...“ ins Spiel gebracht. Doch dies lehnt Bürgermeister Puspas „kategorisch ab“. Dies sei mit dem Konzept des „Wie, wo, watt...“ nicht vereinbar und die Koexistenz von DB-Agentur und Post AG unter einem Dach nicht möglich. Für Heinz Vollmer (SPD) bleibt das „Wie, wo, watt...“ trotz Puspas’ „Nein“ dennoch eine „diskussionswerte“ Alternative, sagte er am Mittwochabend im Stadtrat.

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Die Post AG will jedenfalls schnell eine neue Filiale einrichten, nach Informationen unserer Zeitung gibt es bereits einen Interessenten. Offiziell hieß es aus der Pressestelle am Donnerstagmorgen noch: „Wir sind auf der Suche nach einem neuen Filialpartner. Mit dem Bürgermeister stehen wir im Dialog.“ Doch dieser Dialog stottert offenbar. „Die Kommunikation mit der Post ist schlecht“, erklärte Bürgermeister Tobias Puspas am Mittwochabend in der Sitzung des Stadtrates: „Die Post sagt, es sei eine Lösung in Aussicht, aber ich bekomme mit Hinweis auf Vertragsverhandlungen keine Auskunft über mögliche Interessenten.“

Schon beim letzten Mal habe sich die Post nicht in die Karten schauen lassen. Ideen aus dem Rathaus seien im Keim erstickt worden, plötzlich habe die Post dann einen neuen Vertragspartner präsentiert „und Interessenten mussten sich wieder zurückziehen“, schilderte der Bürgermeister seine Erfahrungen. Die Stadt, bekräftigt der Bürgermeister, wolle bei der Problemlösung eine Rolle spielen, „aber es ist schwierig.“

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Für Puspas liegt der Ball in erster Linie bei der Post selber. Denn die habe die „klare Verpflichtung“, in Orten über 2.000 Einwohnern - Altenhundem hat mehr als 4.000 Bürgerinnen und Bürger - eine Postagentur anzubieten. „Ich bin sicher, dass es hier eine Lösung geben wird, aber ob die diesmal stabil ist, das wage ich zu bezweifeln“, so Lennestadts Bürgermeister.

Ist das Modell Merzenich eine Alternative?

Andreas Verbeek (Grüne) brachte im Stadtrat die Gemeinde Merzenich ins Spiel, die eine Postagentur selber betreibt. Wäre das eine Alternative für Altenhundem? Merzernichs Bürgermeister Georg Gelhausen (CDU) sagt: „Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Weg zu gehen.“ Der 7.000-Einwohner-Ort bei Düren war vor fünf Jahren in der gleichen Situation wie Altenhundem. Plötzlich sollte die Postagentur, damals angedockt an eine Apotheke, schließen. Bürgermeister und Politik waren sich einig: Merzenich ohne Post geht nicht.

Nach Verhandlungen mit der Post AG einigte man sich 2018, den Postservice in eine Agentur, die „Post- und Dienstleistungsagentur Merzenich GmbH“, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Gemeinde, zu übertragen. Rechtlich, so Gelhausen, sei das kein Problem gewesen. In Merzenich hatte die Suche nach einem privaten Betreiber keinen Erfolg. „Demgemäß war die Gemeinde Merzenich nicht nur politisch gefordert, sondern auch rechtlich befugt, die Postfiliale in Merzenich eigenständig zu betreiben“, heißt es in dem Konzept der Gemeinde, das der Redaktion vorliegt. Finanziell gesehen sei der Postbetrieb für die Gemeinde ein „Null-Summen-Spiel“, so Bürgermeister Georg Gelhausen. Die Postfiliale werde sehr gut angenommen, von 600 bis 900 Kunden pro Tag.