Kreis Olpe. Die Apotheken bekommen ab dem 1. Februar weniger Geld von den Krankenkassen. Sie sehen daher die flächendeckende Versorgung in Gefahr.

Die Apotheken vor Ort bekommen ab dem 1. Februar weniger Geld von den Kassen. Mit einem Sonderopfer, das die Bundesregierung neben den Apotheken auch von der Pharmaindustrie, den Ärzten, Krankenhäusern und Patienten verlangt, soll das Milliardendefizit der gesetzlichen Versicherungen gedeckt werden. „Dies wird zu weiteren Apothekenschließungen in unserem Kreis führen“, ist Ulf Ullenboom überzeugt, Vorsitzender der BezirksgruppeOlpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). „Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir keine flächendeckende Versorgung mehr haben. Schon jetzt sind auf dem Land die Wege bis zur nächsten Apotheke manchmal lang.“

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Ab Februar müssen die Apotheken für jede Arzneimittelpackung, die sie an Patienten abgeben, den Krankenkassen einen erhöhten Rabatt einräumen. Unter dem Strich wird also ihre Vergütung gekürzt. Und das, obgleich diese in den vergangenen fast 20 Jahren lediglich einmal erhöht worden ist: vor zehn Jahren um gerade einmal drei Prozent. Weil zugleich Personal- und Sachkosten in diesem Zeitraum deutlich gestiegen sind, ist das Apothekenhonorar real gesunken. Die Patientenversorgung aber wird immer aufwändiger, etwa durch die Lieferengpässe bei Arzneimitteln und durch die zunehmende Zahl älterer Patienten mit erhöhtem Beratungsbedarf. „Wenn nun in der aktuellen Lage bei explodierenden Energiekosten und galoppierender Inflation die Apothekenvergütung zusätzlich beschnitten wird, überfordert dies viele Apotheken“, so Ulf Ullenboom.

Dabei zeigten die Corona-Pandemie und die aktuellen Lieferengpässe einmal mehr, wie wichtig ein flächendeckendes Versorgungsnetz sei. Zudem seien in einer älter werdenden Gesellschaft immer mehr Menschen auf Arzneimittel, eine gute Beratung und pharmazeutische Dienstleistungen in Wohnortnähe angewiesen, erklärt Ulf Ullenboom. „Die Politik muss nun Sicherungsmaßnahmen ergreifen“, fordert Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsvorsitzender. „Statt die Vergütung zu reduzieren, muss die Politik sie erhöhen und zumindest einen Inflationsausgleich in der Arzneimittelpreisverordnung verankern. Sie muss die Apotheken von zeit- und damit auch kostenaufwendigen unnötigen bürokratischen Auflagen entlasten und vor ungerechtfertigten Regressforderungen der Kassen schützen, die den Apothekenertrag weiter schmälern.“

Ferner müsse sie in der Selbstverwaltung die Gewichte zwischen den übermächtigen Kassen und den Leistungserbringern, also auch den Apotheken, neu austarieren. „Und schließlich ist das Krisenmanagement der Arzneimittellieferengpässe angemessen zu honorieren.“

Zahlen, Daten und Fakten

  • Der Anteil der Apotheken an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ist seit Jahren rückläufig. Betrug er im Jahr 2005 noch 2,8 Prozent, waren es 2021 nur noch 1,9 Prozent. Er ist damit weniger als halb so hoch wie der Anteil der GKV-Verwaltungsausgaben (4,1 Prozent).
  • In Westfalen-Lippe kommen auf 100.000 Einwohner 22 Apotheken. Im EU-Durchschnitt sind es 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
  • In Westfalen-Lippe ist auch im 18. Jahr in Folge die Zahl der Apotheken gesunken: Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe meldet für das Jahr 2022 einen erneuten Rückgang um 37 Betriebsstätten auf damit nur noch 1.760 Apotheken.

Die Apotheken in Westfalen-Lippe versorgen die Bevölkerung mit lebenswichtigen Arzneimitteln, sie beraten die Menschen kompetent und vertraulich und erbringen wohnortnah pharmazeutische Dienstleistungen. Der AVWL vertritt die Interessen von mehr als 1.300 Apothekeninhabern mit annähernd 1800 Haupt- und Filialapotheken. Er versteht sich als Zweckverband für die wirtschaftlichen, rechtlichen und berufspolitischen Interessen seiner Mitglieder und vertritt diese nach außen. Weitere Informationen unter www.apothekerverband.de.