Olpe/Siegen. Der Prozess gegen einen 18-Jährigen aus Olpe hat am Landgericht Siegen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Totschlag vor.

Ein halbes Jahr nach der Messerstecherei beim Olper Schützenfest hat am Donnerstag der Prozess im Landgericht Siegen begonnen. Dabei gab es am ersten Verhandlungstag nur die Verlesung der Anklage. Staatsanwalt Rainer Hoppmann wirft dem 18-Jährigen aus Olpe gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen, einmal in Tateinheit mit versuchtem Totschlag, vor. Der Angeklagte habe als Heranwachsender eine andere Person körperlich misshandelt: „Es war eine das Leben gefährdende Behandlung. Er hat versucht, einen Menschen zu töten, ohne Mörder zu sein.

Die Tat spielte sich am 17. Juli 2022 um 1.35 Uhr, eine halbe Stunde nachdem der Schützenzug den Ümmerich verlassen hatte, in der Schützenstraße ab. Der Angeklagte und sein Freund sowie die beiden späteren Opfer gingen hinab in die Stadt. Laut Anklage soll der 18-Jährige in Höhe des Hauses 29 a zunächst dem 29-jährigen Olper zwei Messerstiche in den Rücken versetzt haben. „Ein Stich war nah an der Wirbelsäule und reichte bis an die Niere“, so Rainer Hoppmann.

Lebensgefährliche Verletzungen

Dann soll der Angeklagte zum ebenfalls 29-Jährigen aus Wenden gelaufen sein. Er habe ihn grundlos angegriffen, heißt es in der Anklage. Beide seien zu Boden gegangen. „Er stieß das Messer mindestens fünfmal in den mittleren Bauchbereich. Ein Messerstich traf die Leber, die Verletzungen waren lebensgefährlich. Durch beherztes Eingreifen und eine Not-Op konnte er gerettet werden“, so Hoppmann.

Ein Zeuge habe den Angeklagten von dem 29-jährigen Wendener gezogen: „Er schubste ihn weg, so dass er es nicht fortsetzen konnte. Es ist davon auszugehen, dass er ihn töten wollte“, sagte der Staatsanwalt. Die Verletzungen bei dem Olper seien nicht so schwer gewesen, so dass dieser nach einigen Tagen wieder aus der Helios-Klinik in Attendorn entlassen werden konnte.

Nach der Tat seien der Angeklagte und sein Begleiter geflüchtet. Durch Zeugenaussagen geriet der 18-Jährige ins Fadenkreuz der Ermittler. Zehn Tage nach der Tat wurde er zuhause in Olpe festgenommen und einen Tag später dem Haftrichter am Amtsgericht Olpe vorgeführt. Dieser erließ Haftbefehl. Seitdem sitzt der 18-Jährige in Untersuchungshaft in der Jugendvollzugsanstalt Wuppertal Ronsdorf.

Fortsetzung am 30. Januar

Der Prozess vor der als Jugendkammer tagenden 2. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Sabine Metz-Horst wird am Montag, 30. Januar, fortgesetzt. Dann hat zunächst der Angeklagte das Wort. „Es gibt eine Einlassung. Mein Mandant wird sich zur Sache äußern“, kündigte Verteidiger Martin Kretschmer auf Anfrage an. Als Zeugen gehört werden dann auch die beiden Opfer.

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Zudem soll ein weiterer Zeuge befragt werden. Nach Informationen dieser Redaktion soll es sich dabei um den Freund des Angeklagten handeln. Er hatte den inhaftierten Olper beim Weg vom Schützenplatz begleitet. Die Kernfrage: Was hat er an jenem Tag gemacht? „Da könnte es gegebenenfalls noch eine Überraschung geben“, so Verteidiger Kretschmer im Gespräch mit dieser Redaktion.