Scheda/Schlenke. Die Kritik der Bürger aus Scheda und Schlenke richtet sich gegen die Stadt Drolshagen. Lange kämpfen sie mit Verkehrslawinen - nicht nur das.
Die beste Nachricht gab’s gleich zu Beginn der mit fast 30 Interessierten sehr gut besuchten Info- und Diskussionsrunde WP-Mobil in Scheda: Ortsvorsteherin Elke Neu konnte gleich zwei neue Einwohner des Drolshagener Randdorfes vermelden: Ihre eigenen Zwillings-Enkelkinder waren wenige Tage vor der Veranstaltung auf die Welt gekommen.
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Damit war der harmonische Teil des Abends, für den Familie Neu ihre Werkstatt zur Verfügung gestellt hatte, aber auch schon vorbei. Während einer guten Stunde engagierter und zeitweise emotionaler Diskussion wurde überdeutlich: Die Schedaner und ihre Nachbarn aus Schlenke befinden sind im hochkritischen Protestmodus, fühlen sich unter anderem von Bürgermeister Uli Berghof und der Stadtverwaltung, aber auch vom Kreis und der Polizei vernachlässigt. Wortmeldungen wie: „Uns hört keiner zu“ oder „Die interessieren sich nicht für uns“ machten die Runde. Allen voran die Kreisstraße 36, aber auch die großen Industriegebiete, die eine tägliche Verkehrslawine auslösen und die nahe liegende Autobahn: All das geht den Schedanern wie den Schlenkern gehörig auf die Nerven. Andreas Bock aus Schlenke sprach seinen Mitbürgern aus der Seele: „Wer auf der K 36 zu Fuß unterwegs ist, lebt hier gefährlich.“
Zu allem Überfluss verspüren die Bewohner beider Dörfer nach wie vor eine Art Damoklesschwert über sich schweben: der aktuell vor sich hin schlummernde Plan der Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG), den weitgehend stillgelegten Steinbruch doch irgendwann für eine Baustoffdeponie zu nutzen. Rainer Rohloff versicherte, auch laut dem neuen Regionalplan sei das möglich, und Claudia und Gerd-Josef Dickhaus machten auf die Grundwasserproblematik aufmerksam, die von einer solchen Deponie nicht zuletzt für die Trinkwassertalsperren ausgehe.
Viel Lkw-Verkehr in den Dörfern
Aber nicht nur das: Eine solche Baustoffdeponie bringe wieder unendlich mehr Lkw-Verkehr in die kleinen Dörfer: „So eine Deponie wird mindestens 30 Jahre betrieben und bringt bis zu 300 Lkw pro Tag mit sich“, so die Befürchtungen. Hintergrund: 2016 war das Thema Baustoffdeponie aufgeflammt, ist aber seitdem wieder in der Schublade der BAG abgelagert worden. Auch mit dem Hinweis, dass der Wasserabfluss aus einer künftigen Deponie große Probleme bereite.
Keine Frage: In Scheda und Schlenke sorgt darüber hinaus jeder Plan eines Industriebetriebes, sich anzusiedeln oder sich zu erweitern für Unbehagen: „Nachdem sich das Entsorgungsunternehmen PreZero 2018 im Gewerbegebiet angesiedelt hat, ist der Lkw-Verkehr noch mal angezogen“, sagt Tristan Bock aus Schlenke. Schon 2020 habe er ein Schreiben an Bürgermeister Uli Berghof wegen des Verkehrsaufkommens geschickt, auch vor kurzem noch einmal. Ohne entsprechende Reaktion: „Man wird einfach nicht gehört, offenbar besteht kein Interesse.“ Die nächste Firmen Vergrößerung stehe bevor: die Issel & Göddecke Oberflächentechnik wolle ebenfalls größer werden.
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Doch der WP-Mobil-Abend machte auch deutlich: Der Unmut in Scheda und Schlenke gärt heftig, so dass viele Dorfbewohner den Status Quo nicht länger stillschweigend hinnehmen wollen. Tristan Bock versicherte, mehrere Schreiben an die Stadtverwaltung Drolshagen gerichtet zu haben: „Passiert ist aber nichts.“
Nicht nur der Lkw-Verkehr macht Sorge, auch Pkw und last not least Motorräder bringen den Puls der Anwohner in Wallung. „Was da im Frühling und Sommer vor allem an Wochenenden hier abgeht, ist unerträglich“, so eine Wortmeldung. Und Ortsvorsteherin Elke Neu fügt hinzu: „Es sind beileibe nicht nur die Lkw, auch Autos rasen hier über die K 36, dass man nachts aufrecht im Bett steht.“ Auch der Hinweis der Kreispolizeibehörde, sie richte regelmäßig mobile Radarfallen ein, besänftigt die Schedaner und Schlenker an diesem Abend nicht: „Die haben wir hier schon lange nicht gesehen“, sagt Elke Neu und erntet durchweg kopfnickende Bestätigung der Runde.
Laura Dickhaus spricht aus der Perspektive einer besorgten Mutter: „Ich wünsche mir ein Tempolimit und einen Gehweg. Es gab so oft Situationen, wo es gefährlich war.“
Starenkasten muss funktionieren
Ideen, um der Blechlawine und der Raserei Herr zu werden oder es zumindest mildern zu können, haben die Bürger aus Scheda und Schlenke reichlich.
- Der Starenkasten muss wieder in Betrieb genommen werden.
- Ein zweiter Starenkasten auch für Schlenke.
- Fußgängerampeln und Zebrastreifen, um die fußläufige Sicherheit insbesondere der Kinder zu verbessern.
- Tempo-30-Zonen.
- Einen durchgehenden ausreichend breiten Gehweg entlang der Kreisstraße.
Darüber hinaus wollen die Schedaner und Schlenker Klarheit über die Zukunft des Steinbruchs und der damit verbundenen Baustoffdeponie.
Positives gab es in Scheda auch zu berichten: Ein fehlendes Baugebiet, wie es in vielen anderen Drolshagener Dörfern beklagt wird, sorgt nicht für Sorgenfalten: „Das ist für uns nicht das vordringliche Thema“, sagt Tristan Bock.
Smiley wäre immer traurig
Dass die Schlenker und Schedaner ihren Humor trotz aller Klagen noch nicht verloren haben, unterstrich eine Wortmeldung zum Schluss des Abends auf die Frage, ob vielleicht ein Smiley-Geschwindigkeitsmesser an der K 36 den Verkehr bremsen könne. Antwort Andreas Bock: „Der wäre hier immer traurig.“