Wenden. Ein 41-Jähriger hatte sich eine halbe Stunde im eiskalten Wendebach versteckt. Nun steht er vor Gericht. Ein kurioser Fall.
Es war eine wohl einmalige Festnahme in der Geschichte der Olper Polizei. In der Silvesternacht 2020 auf 2021 fischten die Ordnungshüter einen Einbrecher aus dem Wendebach hinter dem Penny-Markt. Der 41-Jährige hatte sich eine halbe Stunde im eiskalten Wasser versteckt. Als die Beamten ihn entdeckten, leistete er massivsten Widerstand. Einem Polizisten soll er ins Gesicht geschlagen haben. „Es war eine riesige Rangelei im Bach. Fünf Kollegen mussten ihn aus dem Wasser hochheben und ins Auto tragen“, berichtete eine Polizistin im Olper Schöffengericht. Auf der Fahrt zur Wache habe der durchnässte Mann gejammert. „Das Wasser war nur ein oder zwei Grad warm. Er war extrem durchgefroren. Wir haben ihm auf der Wache trockene Sachen und Tee gegeben“, sagte eine Kollegin.
Angeklagter gesteht
Laut Anklage soll der 41-Jährige mit einem unbekannten Mittäter an Silvester 2020 in eine Wohnung an der Hauptstraße in Wenden eingebrochen sein. Sie durchwühlten und verwüsteten die Wohnung, erbeuteten Gold- und Silberschmuck sowie Bargeld und richteten 7000 Euro Sachschaden an. Unter anderem schlitzten sie ein Sofa auf und rissen die Dunstabzugshaube in der Küche herunter, so die Anklage. „Die haben unsere Wohnung demoliert, die haben unser Leben kaputt gemacht“, hatte die Mieterin der Wohnung gesagt. Über eine im Wohnzimmer installierte Kamera hatten sie und ihr Mann auf dem Handy gesehen, dass Einbrecher in ihrer Wohnung waren.
Der Angeklagte hatte am ersten Verhandlungstag geschwiegen. Bei der Fortsetzung am Freitag räumte er aber alle Vorwürfe ein und verblüffte im Gerichtssaal mit seinen Schilderungen. Er habe einen Auftrag zu dem Einbruch erhalten und mit dem Mittäter zusammen 10.000 Euro dafür bekommen. Auftraggeber seien der damalige Mieter der Wohnung und dessen Onkel gewesen. Dieser betreibe in der Nachbarschaft in einem Hinterzimmer in Wenden illegale Glücksspiele.
Fortsetzung am 19. Januar
Alles sei inszeniert gewesen, so der Angeklagte. Ein Mann habe bei dem Onkel 80.000 Euro gewonnen. „Wir sollten die Wohnung verwüsten. Wir sollten so tun, als ob das Geld in der Wohnung in einer Tasche sei. Die haben wir mitgenommen. Alles wurde mit der Kamera gefilmt. Dem Mann, der die 80.000 Euro gewonnen hatte, sollte vorgetäuscht werden, dass das Geld da gewesen sei, aber es ein Einbrecher gestohlen hat“, sagte der Angeklagte. Die Behauptung der Mieterin der Wohnung, dass die Kamera wegen des Babys installiert worden sei, sei falsch. Dies sei nur passiert, um dem Mann vorzugaukeln, dass sein Gewinn weg sei.
Vor Gericht nannte der 41-Jährige auch den Namen des bislang unbekannten Mittäters. Nachforschungen von Staatsanwältin Melina Kossinis nach dem Mann blieben jedoch erfolglos. Der Name sei unbekannt, so die Staatsanwältin.
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Die Kernfrage ist nun: Hat der Angeklagte eine Räuberpistole erzählt oder die Wahrheit? Um Licht ins Dunkel zu bringen, wird der Prozess am 19. Januar fortgesetzt. Dann werden vier weitere Zeugen, unter anderem noch einmal der damalige Mieter der Wohnung, gehört.