Olpe. Zwei Ehepaare aus der Christus-Gemeinde laden jedermann zum Mitfeiern ein. Bereits dreimal wurde so Menschen gegen die Einsamkeit geholfen.
Weihnachten ist ein Fest für die Familie. Klassischerweise verbringen drei Generationen das Fest gemeinsam. Meist ist es der Heilige Abend, der für Eltern und ihre Kinder reserviert ist, während der erste und der zweite Weihnachtsfeiertag für den Besuch der Großeltern genutzt wird. Die omnipräsente Werbung betont diesen Familiengedanken, und in der Tat treffen vor Heiligabend oft Besucher in ihrer alten Heimat ein, die es manchmal das komplette Jahr nicht schaffen, nach Hause zu fahren – in Olpe mal vom Schützenfest und in Wenden von der Kirmes abgesehen.
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Für Menschen, die ohnehin unter Einsamkeit leiden, ist diese Zeit oft doppelt schlimm. Ihnen wird schon wochenlang vor dem Fest deutlichgemacht, dass sie die Feiertage allein verbringen müssen. Nun ist zwar nicht jeder Mensch, der allein ist, auch einsam, aber gerade die Weihnachtstage, in deren Mittelpunkt die heilige Familie steht, das Kümmern von Eltern um ihr Kind, wird diese Einsamkeit oft wie unter einem Brennglas verstärkt.
Bunte Mischung an Menschen
Vor vier Jahren kamen in Olpe zwei Familien auf die Idee, den Weihnachtsgedanken aufzugreifen und ihr Fest in der Familie zu öffnen, um einsamen Menschen die Gelegenheit zu geben, den Heiligen Abend in Gesellschaft zu verbringen. Beide sind aktiv in der Christus-Gemeinde Olpe, einer evangelisch-freikirchlichen Kirchengemeinde, die ihr Gemeindehaus an der Straße Zu Hildinghausen für die Feier zur Verfügung stellt. Unterbrochen durch die Corona-Auflagen, findet diese Zusammenkunft in diesem Jahr zum dritten Mal statt, und sowohl Astrid und Andreas Baer wie auch Mia und Michael Schmale freuen sich schon auf den Abend. „Wir feiern zwei Familiengottesdienste am Heiligen Abend“, so Andreas Baer, der Pastor der Christusgemeinde Olpe ist. Der erste beginnt um 14.30 Uhr, der zweite um 16.30 Uhr. Und im Anschluss an den zweiten Gottesdienst, der gegen 17.45 Uhr zu Ende geht, wird das im Mai eröffnete CGO-Café im Gemeindehaus für Besucherinnen und Besucher geöffnet. „In der Vergangenheit waren wir 30, auch mal 40 Menschen, aber es wäre auch egal, wenn es zehn wären“, so Astrid Baer. „Rund die Hälfte kam bisher immer aus der Gemeinde, die andere Hälfte nicht.“ So entstehe eine bunte Mischung aus Menschen, vom Flüchtling aus Afrika bis zur allein lebenden Geschäftsfrau, vom älteren kinderlosen Ehepaar bis zur alleinerziehenden Frau, deren Sohn just zu Weihnachten vom Kindsvater nach Hause geholt wird. „Ein Ehepaar ist dabei, das hat schon mehrfach übers Jahr angerufen und immer wieder gefragt, ob die Feier auch ja wieder stattfindet“, berichtet Mia Schmale. „Es ist einfach ein schönes Miteinander, das verbindet.“
Kinder dürfen mitkommen
Nach dem Zusammentreffen werden gemeinsam die Tische gedeckt, ein Partyservice bringt Essen für ein Buffet, „manche bringen auch selbst etwas mit und ergänzen es beispielsweise mit einem Nachtisch, aber das ist keine Pflicht“, so Astrid Baer. Nach dem Essen kann gespielt werden, die Organisatoren haben ein Quiz vorbereitet, es wird gesungen, die Weihnachtsgeschichte wird vorgelesen – also all das, was eigentlich eine familiäre Weihnachtsfeier ausmacht. Und natürlich gibt es auch eine Bescherung: Für jede Teilnehmerin, jeden Teilnehmer ist ein Geschenk vorbereitet. Zwischen 21 und 21.30 Uhr endet die Feier, die Teilnehmer werden dann auf Wunsch sogar nach Hause gefahren. „Weihnachten wird gerne als Fest der Liebe und Familie beschrieben. So wahr und so schön das ist, gibt es aber auch viele Menschen, die sich an Heiligabend einsam fühlen, weil sie zum Beispiel keine Familie haben, alleinerziehend sind oder gerade einen geliebten Menschen verloren haben“, so Pastor Baer. Auch dürfen Kinder mitgebracht werden. Die Teilnahme am vorherigen Familiengottesdienst ist möglich, aber keineswegs Voraussetzung für das Mitfeiern.
„Wir haben uns vor vier Jahren gedacht: Was macht eigentlich Weihnachten aus? Es ist das Fest der Liebe, und wir möchten die Liebe, die wir selbst erfahren haben, weitergeben“, so Mia Schmale. Und Andreas Baer ergänzt: „Jesus war immer auf der Seite derer, die Hilfe brauchen. Und wer einsam ist, dem wollen wir damit helfen.“ Kosten entstehen für die Besucherinnen und Besucher nicht, auch das Essen nicht. Wer keine Gelegenheit hat, das Gemeindezentrum zu erreichen, den holen die Organisatoren auch ab. Dazu ist eine Anmeldung unter (02761) 7529035 oder 0151/28445815 nötig. Wer keine Abholung benötigt, der kann auch ohne Anmeldung spontan zur Feier kommen.