Kreis Olpe. Die Politiker im Jugendhilfeausschuss des Kreises Olpe diskutierten engagiert über den Fall des Mädchens. Was besonders im Blickpunkt stand.
Das Schicksal des achtjährigen versteckten Mädchens aus Attendorn lässt auch die Politiker nicht ruhen: In einer Sondersitzung des Kreisjugendhilfeausschusses zeigte die engagierte Diskussion am Mittwoch Abend, dass jeder um Verbesserung bemüht ist. Zahllose Fragen, insbesondere von Grünen-Fraktionssprecher Fred Josef Hansen, aber auch von Lukas Kroll (SPD) an die Adresse von Michael Färber, Fachbereichsleiter fürs Jugendamt, gerieten zu einem politischen ,Kreuzfeuer light’.
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Allen voran die Informationspolitik der Kreisverwaltung nach der Befreiung des Mädchens stand im Fokus. Hansen und Kroll waren sich einig: Wie könne es sein, dass nicht einmal Ausschussvorsitzender Holger Mester (CDU) zeitnah über die Befreiung informiert worden sei. Lukas Kroll: „Uns als SPD-Fraktion ist es schleierhaft, dass wir erst Wochen nach dem Polizeieinsatz davon erfahren haben.“ Michael Färber verteidigte das Vorgehen mit dem Hinweis auf das Kindeswohl: „Wir haben bewusst auf eine frühzeitige große Pressekonferenz verzichtet, um das Kind zu schützen.“ Färber räumte jedoch Fehler ein, dass die offizielle Pressemitteilung des Kreises verschickt worden sei, ohne die Politiker einzuweihen: „Das werden wir künftig anders machen und zumindest zeitgleich informieren.“
Sabine Krippendorf (CDU) sprang Färber zur Seite und wies daraufhin, der Jugendhilfeausschuss sei nicht das Kontrollorgan der Verwaltung sei: „Wir werden natürlich nicht über jede Kindeswohlgefährdung, auch bei schweren Straftaten wie sexuellem Missbrauch, von der Verwaltung informiert.“
Nach wie vor ging es in der Diskussion um die Frage, ob und von wem ein mögliches Fehlverhalten vorgelegen habe. Dabei sparte Fred Hansen auch den Jugendhilfeausschuss selbst nicht aus von der Kritik: „Dieser Ausschuss nimmt seine Rechte und Pflichten nicht genügend wahr. Ein fachlicher Dialog findet nicht immer statt.“ Auch eine lückenhafte Anwesenheit spreche nicht für das Engagement. Zudem sei der Ausschuss „zu leise, zu zahm“: „Es sollte mehr gestritten werden, gerade mit Blick auf das Wohl der Kinder und Jugendlichen.“ Das verstehe er als „einen Appell an uns alle.“
Anonyme Hinweise im Fokus
Michael Färber begrüßte den geforderten kritischen Dialog ausdrücklich: „Wir wünschen uns Anregungen und Ideen und einen intensiveren Austausch mit diesem Gremium.“
Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildete die Frage, wie künftig mit anonymen Hinweisen umgegangen werden solle. Hansen: Werden die nicht ernst genug genommen?“ Es sollten Standards entwickelt werden, dass ab einer gewissen Schwelle des Verdachts reagiert werde. Immerhin habe es drei anonyme Hinweise auf die Situation des Mädchens über einen längeren Zeitraum gegeben, und es sei offenbar nicht angemessen reagiert worden. Michael Färber entgegnete zu diesem Punkt vehement, im vorliegenden Fall und auch sonst nehme das Kreisjugendamt anonyme Hinweise genauso ernst wie persönliche, also nicht anonyme Hinweise. Da gebe es in der Intensität keine Unterschiede. Das sei auch im Falle des Mädchens so gewesen „Oftmals sind anonyme Hinweise aber weniger stichhaltig und mit weniger Informationen versehen.“