Olpe. Fünf Arbeitsgruppen sorgen dafür, die Stadt bei einem längeren Stromausfall funktionsfähig zu halten. Dabei werden ungewöhnliche Mittel genutzt.
Mit dem ersten Schnee und dem Absinken der Temperaturen unter den Gefrierpunkt wird vielen Bürgerinnen und Bürgern bewusst, wie abhängig der Mensch ist. Abhängig von Öl, Gas, Kohle oder Holz, um Wärme zu erzeugen, abhängig von der öffentlichen Wasserver- und -entsorgung - und ganz besonders abhängig von der Elektrizität, ohne die praktisch nichts mehr läuft im Deutschland des 21. Jahrhunderts. Durch den Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine und die damit entstandene Energiekrise herrscht bei vielen die Sorge, dass die Energieversorgung zusammenbrechen könnte, verbunden mit mittelbaren und unmittelbaren Folgen zuerst für Komfort und dann ganz schnell für Gesundheit und sogar das Leben. Der Staat ist vielfältig unterwegs, um dagegen vorzusorgen. Und während auf Bundesebene alles getan wird, um die Gasspeicher zu füllen, reicht das Bemühen bis in die Kommunen, die sich auf das vorbereiten, was im Behördendeutsch „Energiemangellage“ heißt. Die Verantwortlichen der Stadt Olpe stellten am Dienstag vor, wie weit die Vorbereitungen auf kommunaler Ebene bereits gediehen sind – und was die Stadt von ihren Bürgerinnen und Bürgern erwartet. Fünf Arbeitsgruppen wurden gebildet, die sich von der inneren Organisation bis zur Schaffung von Wärmeinseln mit der kompletten Bandbreite der möglichen Lage befasst haben.
+++Lesen Sie auch: Obwohl sehnlichst erwartet: 49-Euro-Ticket macht Verkehrsplanern auch Sorgen+++
Ein erster Schritt ist bereits öffentlichkeitswirksam: An sieben Gebäuden im Stadtgebiet hat der Bauhof Schilder aufgestellt, die in auffälligem Rot darauf hinweisen, dass das jeweilige Bauwerk ein Notfallmelde- und -informationspunkt ist. Das ist zum einen das Feuerwehrhaus in Olpe, sein Pendant in Oberveischede, die Dorfgemeinschaftshalle in Dahl, der Kindergarten Altenkleusheim, der Schützenplatz in Rehringhausen, das Jugendheim in Neger und der Bahnhof in Sondern. Sollten die Kommunikationsnetze ausfallen, werden all diese Stellen von der Feuerwehr mit Personal besetzt, die auch ohne Telefon in der Lage sind, Hilfe zu organisieren. Dazu hat die Feuerwehr quasi „in die Mottenkiste“ gegriffen. Denn parallel zum digitalen Behördenfunk, der für viel Geld eingerichtet wurde, hat der Kreis auch den alten Analogfunk wieder aktiviert. Dieser hat sich zuletzt beim Sturmtief „Kyrill“ als krisensicher und flexibel herausgestellt und ist auch ohne zentrale Server oder Funkknoten einsetzbar. All diese Stellen sind entweder standardmäßig mit einer Notstromversorgung versehen oder werden dies im Notfall kurzfristig sein.
Kreis hat Wasserversorgung geprüft
Bürgermeister Peter Weber und Christian Hengstebeck, einerseits Chef der Feuerwehr, andererseits Leiter des Amts für Feuerschutz und Gefahrenabwehr bei der Stadtverwaltung, informierten darüber, dass analog zum Krisenstab des Kreises die Stadt eine Arbeitsgruppe Energiemangellage ins Leben gerufen habe. Hengstebeck: „Ein Stromausfall heißt ja langfristig, dass praktisch nichts mehr funktioniert. Wir haben uns darauf vorbereitet, damit die Stadt dann arbeitsfähig bleibt.“ Der Aufwand reichte vom Ausprobieren der Notstromversorgung des Rathauses bis zum Kauf von Kästen, die für die sieben Notfallmelde- und -informationspunkte mit entsprechender Ausrüstung gefüllt sind. Weber: „Der Kreis hat sich ja davon überzeugt, dass die Wasserversorgung weiterfunktioniert, auch wenn das Stromnetz ausfällt. Aber genauso wichtig ist, dass das Abwasser auch wegkommt. All diese Dinge gilt es im Blick zu haben.“
Erinnerungen an 2013
Nicht nur für den flächigen Stromausfall ist die Stadt so vorbereitet. Hengstebeck: „Es kann ja reichen, wenn der Notruf mal ausfällt. Das wäre ein Fall, wo wir sofort diese Notfallmelde- und -informationspunkte besetzen und für die Bürgerinnen und Bürger da sind.“ Er erinnerte an den Brand bei der Telekom in Siegen, als 2013 nahezu die kompletten Telekommunikationsnetze auch im Kreis Olpe ausfielen.
Allerdings betonte Weber, dass die Stadt sich nicht um alles kümmern könne. Jeder Einzelne sei gefragt, sich etwa beim zuständigen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (www.bbk.bund.de) zu informieren, was jeder Haushalt für den Fall der Fälle zu Hause eingelagert haben sollte, vom inzwischen fast berühmten Kurbel-Radio, das ganz ohne externe Stromversorgung auskommt, bis zum Gaskocher, von der Trinkwasser-Notreserve bis zur Rettungsdecke, die auch abseits von Unfällen warm hält. Auf der Homepage der Stadt sind alle wichtigen Informationen zusammengefasst: https://kurzelinks.de/jxlv.