Olpe. Warum bereits ausgelegte Netze auf dem Dach der Realschule erst im März gespannt werden dürfen und was das für die Abbruchpläne bedeutet.
Es war nur eine kurze Mitteilung in der Bauausschusssitzung am Donnerstag, aber sie hat Brisanz: Petra Schulte vom Amt für zentrale Gebäudebewirtschaftung der Stadt Olpe informierte die Mitglieder des Gremiums darüber, dass der Abbruch der Realschule erneut aufs Wartegleis geschoben worden ist. Und zwar mindestens um ein weiteres halbes Jahr. „Wir haben die Baustelle in die Winterpause versetzt“, so Petra Schulte. Am „Rangierhebel“ der „Weiche“, die aufs besagte Wartegleis führt: ein Mauersegler und eine Zwergfledermaus. Geschützte Tierarten, die in der ungenutzten Schule Obdach gefunden haben.
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Das war zwar schon im September Thema im Bauausschuss, indes hatte damals der Leiter des zuständigen Amts, Bernd Sundermann, Hoffnung in eine Lösung gelegt, die Tiere auszusperren. Ein feinmaschiges Netz sollte spätabends, nach dem Ausflug der nachtaktiven Fledermäuse, vom Dach herabgesenkt werden und den Tieren den Rückflug in ihre Unterkünfte versperren. Dies würde bei den Fledermäusen dafür sorgen, dass sie endlich die von der Stadt bereitgestellten Ersatz-Unterkünfte in eigens angeschafften Nistkästen annehmen. Doch hat dies nicht geklappt. „Es ist nur ein ganz kurzes Zeitfenster, wenn wir die Netze werfen können. Das hat jetzt im Herbst nicht geklappt; wir hoffen auf den März, dass die Fledermäuse wach sind, bevor die Mauersegler zurückkommen“, so Petra Schulte im Ausschuss. Denn in beiden Fällen dürfe nicht an der Schule weitergearbeitert werden: weder wenn die Mauersegler noch da sind noch wenn die Fledermäuse ihren Winterschlaf halten.
Zeitfenster für Abbruch
Wie berichtet, hatte der Artenschutz den vorgesehenen Rückbau der leerstehenden Schule bereits einmal unterbrochen. Nachdem Vorkommen von Mauerseglern festgestellt worden war, hatte die Untere Naturschutzbehörde klargemacht, dass der Abbruch nur zwischen Oktober und Februar erfolgen könne, weil die Mauersegler dann in ihr Winterquartier in Afrika geflogen sind.
Nun heißt es für die Stadt: Abwarten bis Anfang März. Sobald die Fledermäuse aus ihrem Winterschlaf erwachen und ausfliegen, würden die Mitarbeiter des Abbruchunternehmens aufs Dach der Realschule und nach 22 Uhr die dort bereitliegenden Netze herablassen und vor die Fassade spannen. Einige Tage sollen laut den Fachleuten von der Umweltbehörde ausreichen, dass die streng geschützten Flugsäugetiere ihre alten Unterkünfte aufgeben. Dann würde umgehend damit begonnen, die Fassade abzunehmen und die Unterkünfte der Mauersegler zu verschließen, sodass diese bei ihrer Rückkehr nicht mehr hineinkönnen und ebenfalls auf bereits angeschaffte Ersatzquartiere ausweichen. Und dann könnte der Abbruch der Realschule tatsächlich endlich beginnen. Was passiert, wenn Fledermäuse und Mauersegler das Zeitfenster schließen, indem die Säugetiere lange schlafen und die Vögel früh zurückkehren, darüber will sich die Verwaltung erst dann Gedanken machen, wenn es soweit ist. Eigentlich hätte der Abbruch zwischen Oktober und Februar erledigt sein müssen, nun kann frühestens im April damit begonnen werden - aber eben nur, wenn die beiden Tierarten ein entsprechendes Zeitfenster für das Spannen der Netze öffnen.
Sanierung vor Abriss
Wie berichtet, muss die unter anderem mit Asbest und PCB verseuchte Realschule erst komplett schadstoffsaniert werden, bevor sie abgebrochen werden kann. Im Innenbereich ist dies erledigt. Die weitere Schadstoffsanierung der Fassade, die mit Asbestschiefer verkleidet und schädlicher Mineralwolle gedämmt ist, macht eine komplette Einhausung des Gebäudes mit Folie nötig, was den Tod der Zwergfledermäuse bedeuten würde.