Neger. Weil Stadt und Wasserbeschaffungsverband keine Einigkeit über die Nutzung eines Hochbehälters erzielten, wurden nun 70.000 Euro investiert.

Ein Vorgang, der zeitweise an das namenlose Dorf in Gallien erinnert, in dem Asterix und Obelix leben, findet in Neger gerade sein Ende. Für rund 70.000 Euro wird dort gerade ein gewaltiger Wassertank im Boden versenkt, der unter anderem dazu beiträgt, dass in Ober-, Mittel- und Unterneger ab dessen Fertigstellung wieder Baugenehmigungen ausgesprochen werden dürfen. Es ist ein Löschwasserbehälter, der ein Volumen von 96 Kubikmetern Wasser aufweist. Das ist die Menge, die laut nordrhein-westfälischer Bauordnung vorzuhalten ist, damit die Feuerwehr im Falle eines Brandes zwei Stunden lang ohne externe Wasserzufuhr löschen kann. 48.000 Liter pro Stunde müssen es im Fall der Siedlungsgröße von Neger sein.

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Das Altenhundemer Bauunternehmen Hubert Mees hat dazu eine Baugrube ausgehoben, lang wie zwei Sattelschlepper und fast fünf Meter tief. In diese wurden am Mittwoch die zwei Hälften des Tanks per Bagger hineinbugsiert und anschließend verschweißt. Danach rückt ein Tanklöschfahrzeug der Olper Feuerwehr an und füllt zunächst 20 Kubikmeter Wasser ein, damit der Tank das nötige Gewicht hat: Beim Verfüllen darf er sich nicht bewegen.

Aufmerksamer Beobachter der Arbeiten: Christian Hengstebeck, Olper Feuerwehrchef und bei der Stadtverwaltung zuständig für alle Belange des Brandschutzes. Für ihn ist es das zweite Mal, dass die Feuerwehr solche Arbeiten nötig macht. Ein fast identischer Tank liegt bereits in Tecklinghausen im Boden. Allerdings aus vollkommen anderen Beweggründen: Das kleine Dorf oberhalb von Oberveischede hat Probleme mit der Löschwasserversorgung, weil ein in früheren Jahren stets ausreichend Wasser führender Bach in den vergangenen Jahren in trockenen Sommern fast versiegte. In Neger gibt es Wasser ohne Ende – nur kommt die Feuerwehr nicht mehr dran.

Der örtliche Wasserbeschaffungsverband besitzt einen über 90 Kubikmeter großen Hochbehälter, der oberhalb des Dorfs liegt und für die Trinkwasserversorgung keine Verwendung mehr findet. Er diente bislang als Löschwasserreservoir. Doch ein Streit zwischen Stadt und Verband führte nun zum Bau des Tanks. Unter anderem gibt es Differenzen über die Frage, wer die Hydrantenpflege bezahlt. Der WBV Neger ist der Ansicht, dass die Stadt andere Wasserbeschaffungsverbände besser behandelt als den in Neger.

Der Hochbehälter war 1967 errichtet und 2007 auf Kosten der Stadt mit einem Sauganschluss ausgerüstet worden. Noch im vergangenen Jahr nahm die Stadt 5200 Euro in die Hand, damit eine Stützmauer saniert werden konnte. Aber 2020 hatte der Verband einen 2007 geschlossenen Vertrag zur Nutzung des Hochbehälters für die Feuerwehr gekündigt. Die Stadt bot einen neuen Vertrag an, verbunden mit dem Angebot, künftig dem Verband jährlich 500 Euro plus Umsatzsteuer zu zahlen und alle künftigen baulichen Maßnahmen zu übernehmen. Doch der Verband lehnte ab: 500 Euro seien zu wenig.

Als mehrere Verhandlungsrunden gescheitert waren, machte die Stadt kurzen Prozess: In einer Ausschusssitzung im März setzte die Verwaltung den Sitzungstermin als letzte Frist. Der Verband erschien nicht zur Sitzung, und daraufhin fällte der Bauausschuss den Beschluss zum Bau eines städtischen Löschwassertanks.

Aufgrund der ungesicherten Löschwasserversorgung durften in der Zwischenzeit keine Baugenehmigungen ausgesprochen werden. Das ist nach Inbetriebnahme vorbei. Damit wird dann ein Schlussstrich unter den Löschwasserstreit gezogen. Nicht aber unter den Streit zwischen Stadt und Wasserbeschaffungsverband: Der geht weiter.