Kirchveischede. Ein „Model aus Holz“ ziert jetzt die Schützenhalle in Kirchveischede und macht drei Schützenbrüder richtig glücklich.
Die spähenden Augen weit aufgerissen, der Kopf leicht nach rechts gedreht, der Schnabel halb geöffnet, der gesamte Körper unter Vollspannung. Jeden Augenblick kann sich der imposante Vogel in die Tiefe stürzen. Könnte man jedenfalls meinen, wenn man den „Adler“ betrachtet, der seit Donnerstagabend unterm Dach der Kirchveischeder Schützenhalle hängt. Keine Frage, die Fachwerkhalle hat eine neue Attraktion.
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Viele Hallen beherbergen ein fest installiertes Wappentier als Symbol für das Vogelschießen, das zur DNA des Sauerländer Schützenwesens gehört. Aber neben dem „Voisker“ Prachtexemplar muten viele dieser Vögel an wie brave Kiebitze. „Mindestens zwei Meter Spannweite haben die Flügel“, sagt Josef Heer, für den dieser Abend ein großer Tag ist. Denn der langjährige Adjutant des St. Hubertus-Schützenvereins hatte schon vor Jahren die Idee zu dieser Aktion.
Zum Abschied seiner Kaiser-Regentschaft in diesem Jahr setzte er das Vorhaben nun um, zusammen mit seinen Freunden Gregor Schnütgen, Major des Schützenvereins, und Berthold Tillmann, Ehemann von Heers Kaiserin Petra Tillmann. Klar war auch, es sollte ein besonderer Vogel sein, ein echter Hingucker, keiner von der Stange.
Fündig wurde das Trio bei Vogelbauer Heinz Schönemann in Belecke. Der 84-jährige Schreiner ist in Schützenkreisen bekannt für seine besonderen Schützenvögel, hat auch schon für andere Vereine im Kreisgebiet gearbeitet. Fünf Wochen vor dem Kirchveischeder Schützenfest fuhr Josef Heer mit Gefolge in die Werkstatt des kultigen Vogelbauers. Nach dem Begrüßungsschnaps wurde man sich schnell einig. So um die zwei Meter groß sollte er sein. „Sollen wir auf Angriff machen?“ fragte der Vogelschreiner. „Voll auf Angriff“, sagte Josef Heer, womit die Frage nach der „Körpersprache“ des Vogels schnell geklärt war. Drei Wochen später waren die Kirchveischeder wieder vor Ort, diesmal mit einem Pferdeanhänger im Schlepp. Bei der „Abhol-Zeremonie“ gab es diesmal Bier und Schnittchen. Die Gäste waren begeistert, nicht nur von der Form der Skulptur, sondern auch, wie der Vogelbauer die Insignien Krone, Zepter und Apfel angefertigt hatte.
Dann wurde der „Greifvogel“ vorsichtig im Anhänger verstaut und in seinen neuen „Horst“ gebracht. Beim Schützenfest wurde er bereits kurz dem Volk präsentiert, dann musste er bis Donnerstag auf seinen neuen Stammplatz warten.
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In der Zwischenzeit hatten Berthold Tillmann und Hermann Assmann dem Vogel eine Art „Rückenkorsett“ aus Stahl verpasst, zur sicheren Befestigung in etwa acht Metern Höhe.
Nachdem fleißige Helfer, darunter viele ehemalige Könige, am Donnerstag ein Gerüst aufgebaut hatten, legten sie dem Vogel vorsichtig stabile Seile um den Leib und zogen ihnen vorsichtig nach oben. Von unten sah es so aus, als ob er wirklich fliegen könne.
Fest verschraubt blickt er nun in seiner Angriffs-Stellung nach unten auf das Schützenvolk. Genau genommen geht sein Blick auf die Kapelle auf der Bühne. „Wenn der Dirigent nicht spurt, dann kommt er runter“, scherzt Josef Heer. Einen Namen für das neue Wappentier gibt es noch nicht. „Hubertus“, „Huberta“ oder „Horst“ wäre denkbar, aber für die „Vogeltaufe“ ist ja auch noch Zeit genug. Denn auf die Frage, wie lange der Adler dort oben hängen solle, hat Initiator Josef Heer eine klare Antwort: „Für immer.“