Kirchhundem. Nach Unfall eines Arbeiters streiten Experten über bisherige Planung. Straßenbaufirma fordert Hangsicherung.

Bei den Autofahrern auf der L 553 zwischen Herrntrop und Würdinghausen ist weiterhin Geduld gefragt. Eigentlich sollte die Baumaßnahme bereits am letzten September-Wochenende abgeschlossen sein. Wäre es so gekommen, könnten Radfahrer und Fußgänger schon jetzt den lange ersehnten neuen Rad- und Fußweg zwischen den beiden Ortschaften nutzen, der an die Fahrbahn angebaut wird. Doch daraus wird auch in den nächsten Wochen nichts werden. Im Zusammenhang mit der Baustelle gibt es viele Ungereimtheiten und unterschiedliche Auffassungen.

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Die Gretchenfrage dabei: Ist der Hang oberhalb des Weges standfest oder muss eine professionelle Hang- und Felssicherung her? Um Platz für den neuen Rad- und Fußweg zu schaffen, musste der Hang abgetragen werden. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Denn nachdem der Bagger der Firma Uli Biskoping Straßen- und Tiefbau GmbH aus Eslohe seine Arbeit verrichtet hatte, stellte sich die Lage anders da als vermutet. Unentwegt fließt Wasser aus dem Hang, der sich in einem Graben am Fuße der Böschung sammelt. „Als es jetzt ein paar Tage geregnet hat, kam ein richtiger Wasserfall aus der Böschung, irgendwann rutscht das alles nach unten “, sagt Jan Püttmann, Prokurist des Tiefbauunternehmens. Ende September hatte es bereits einen ersten Erdrutsch gegeben, bei dem Steinplatten nach unten rutschten. Dabei verletzte sich einer der Straßenbauer.

Aus dem Hang fließt  reichlich Wasser, erste Steinplatten sind abgerutscht.
Aus dem Hang fließt reichlich Wasser, erste Steinplatten sind abgerutscht. © WP | Volker Eberts

Für die Praktiker vor Ort ist der Fall klar. Um Radfahrer und Fußgänger vor Steinschlag und Glatteis im Winter zu schützen, muss der Hang zunächst professionell gesichert werden. Mehr noch: einige Bäume im oberen Bereich stehen so nah an der Böschungskante, dass sich auch Laien fragen, ob diese nicht schon beim nächsten Sturm in die Tiefe krachen.

Das Bauunternehmen wies bereits Mitte August auf die Situation hin. In der Planung und im Auftrag des Landesbetriebs Straßen.NRW, Träger der Baumaßnahme, sind aber weder eine Hangsicherung noch weitere Baumfällungen vorgesehen. Straßen.NRW forderte das Unternehmen trotz neuer Sachlage an nach Plan weiterzubauen und zierte sich zunächst einen Gutachter zu bestellen, der die Lage vor Ort neu beurteilt. Der Gutachter nahm den Hang dann am vergangenen Donnerstag in Augenschein, seine Expertise liegt aber noch nicht vor. „Wir warten jetzt ab, was dabei herauskommt“, so Andreas Berg, Sprecher von Straßen.NRW.

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Bis dahin sollen die Arbeiten weitergehen, mögliche Hangsicherungsmaßnahmen - wenn nötig - erst später in Angriff genommen werden. Jan Püttmann hätte sich eine andere Abfolge gewünscht. „Für uns ist das unbefriedigend. Das im Nachgang zu erledigen hilft uns nicht weiter. Wenn die Probleme nicht gelöst werden, wird es weiterhin Verzögerungen, Behinderungen und letztlich auch Mehrkosten geben.“

Die Baustelle stand von Anfang an unter keinem gutem Stern. Der Start im Mai wurde bereits verschoben, weil im Baufeld noch Borkenkäferholz lagerte, das erst im Juni abgefahren wurde. Für den Bau eines Abwasserbauwerks im Zuge des Ausbau mussten erst noch Bäume gefällt werden. Püttmann: „Dadurch hat sich alles acht bis zehn Wochen nach hinten verschoben“. Nun naht der Winter. Ob der neue Geh- und Fußweg bis dahin noch fertig wird, keiner weiß es.