Lennestadt/Siegen. Der Raubüberfall auf eine Seniorin in Lennestadt, der für Schlagzeilen sorgte, wird vorm Landgericht verhandelt. Angeklagter streitet die Tat ab.
Der Fall sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen. Ein brutales Einbrecher-Duo überfiel im Februar 2020 eine Seniorin in ihrem Wohnhaus in Grevenbrück, fesselte die Dame an ihr Bett und floh mit Schmuck und Geld im Wert von 76.000 Euro. Über den Fall berichtete im Januar 2021 auch das ZDF in der Sendung „Aktenzeichen XY“. Anfang April dieses Jahres nahm die Polizei einen 58-jährigen Franzosen als einen der mutmaßlichen Täter fest. Am Dienstag begann der Prozess gegen den Mann vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts in Siegen.
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„Schwerer Raub mit gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung“, lautet der Tatvorwurf. Von der Polizei gesicherte DNA-Spuren am Tatort hatten zu dem 58-jährigen Franzosen geführt. Dieser stritt am Dienstag im Gerichtssaal die Tat ab. Sein Komplize befindet sich immer noch auf der Flucht.
Im Gerichtssaal wurden die Geschehnisse in jener Nacht noch einmal aufgerollt. Das heute 85-jährige Opfer hielt sich damals zunächst bei ihrer Tochter im gegenüberliegenden Haus in Grevenbrück auf und wurde gegen 21 Uhr nach Hause gebracht. Die Tochter berichtete, sie habe daraufhin im Haus die Rollos heruntergelassen und alle Türen verschlossen.
In der Nacht begann dann der Albtraum. Zwei Männer rissen die Seniorin brutal aus dem Schlaf. Laut Staatsanwältin fixierte einer von ihnen die Frau mit seinem Körpergewicht und drückte ihr mehrfach ein Kissen aufs Gesicht. „Wo Geld?“ soll der Einbrecher die Frau gefragt haben. Diese habe daraufhin in Richtung der Tresore gezeigt, in denen sich Geld und Schmuck befanden, die der zweite Täter dann plünderte.
Da ihre Mutter wenige Wochen vor dem Einbruch unter einer Lungenembolie litt, sei die Situation für sie lebensgefährlich gewesen, so die 59-jährige Tochter. „Er wollte mich töten“, sagte die 85-Jährige selbst im Gerichtssaal. Sie habe nach einem Glas Wasser geschrien, was der zweite Täter ihr auch brachte.
Sein Komplize, der ihr mehrfach das Kissen aufs Gesicht drückte, habe andauernd auf sie eingeredet. „Schi, Schi hat er immer zu mir gesagt“, erklärt die Frau. Daraus habe sie geschlossen, dass die Täter Ausländer seien. Die Einbrecher fesselten die Frau dann an Händen und Füßen und flohen mit der Beute. Um etwa 1.30 Uhr hörte ein Nachbar die Hilfeschreie der älteren Dame und konnte sie befreien.
Nach der Überfallnacht wohnte die 85-Jährige ein halbes Jahr bei ihrer Tochter. Der Vorfall hat sie negativ geprägt. „Ich bin ein anderer Mensch geworden. Es hat mich unfassbar gekränkt“, sagte sie aus.
Richterin Elfriede Dreisbach ließ ein Phantombild des vermutlichen Täters im Verhandlungssaal herumgehen. „Nein, das ist er auf keinen Fall. Der Täter hatte ein viel schmaleres Gesicht“, sagte die 85-jährige Geschädigte aus.
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Ihre Tochter erklärte im Gerichtssaal, dass sie den Mann auf der Anklagebank kenne. Sie habe ihn etwa ein halbes Jahr vor der Tat beim Einkaufen gesehen, zusammen mit dem Sohn der langjährigen Putzkraft ihrer Mutter.
Der Verteidiger des Angeklagten sagte dagegen aus, sein Mandat habe ihm versichert, dass er vor seiner Festnahme noch nie in Deutschland gewesen sei. Die DNA-Spuren am Tatort erkläre der 58-jährige Angeklagte folgendermaßen: In Frankreich arbeitete er als Subunternehmer. Er habe zwei junge Männer albanischer Herkunft einstellen wollen. Das Arbeitsverhältnis sei aber nicht zustande gekommen. Die Männer hätten dann eine Tasche gestohlen, in der sich Kleidungsstücke von ihm befanden.
Die Gerichtsverhandlung wird am Mittwoch, 12. Oktober, fortgesetzt.