Hohe Bracht. Nachkommen besonderer Bäume sollen am Wahrzeichen des Kreises Olpe zu einem einzigartigen Wald aufwachsen. Die Uni Siegen begleitet das Projekt.
Der Aussichtsturm auf der Hohen Bracht zwischen Bilstein und Altenhundem gilt als Wahrzeichen des Kreises Olpe. Erst war es das Sturmtief „Kyrill“, dann die Borkenkäfer, die dafür gesorgt haben, dass die Aussicht auf die umliegenden „1000 Berge“ ganz anders ausfällt als vorher. Kahle Hänge, wo sonst grüne Fichten standen, braune Trockenheit statt saftiger Wälder. Der Naturpark Sauerland Rothaargebirge plant ein Projekt, das aus der Krise eine Chance machen soll. Auf der Hohen Bracht soll ein ganz besonderer Wald wachsen, ein Wald, der einerseits Geschichte und Geschichten erzählt, der aber andererseits die Zukunft der heimischen Forsten bedeuten könnte.
Klimastabil schon in der DNA
„Generationenbaum“ ist der Name des Projekts, das am Freitag von Geschäftsführer Detlef Lins und Vorsitzendem Bernd Fuhrmann vom Naturpark Sauerland Rothaargebirge sowie von Antonius Klein vom Kreis Olpe als Untere Naturschutzbehörde vorgestellt wurde. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der 42 Gemeinden, die der Naturpark in Sauerland, Siegerland und Wittgenstein umfasst, sind zur Teilnahme aufgerufen: Sie sollen bis zum 16. Oktober besondere, alte Bäume melden, die in ihrer Heimat wachsen. Antonius Klein: „Das sind Bäume, die in ihrer DNA tragen, dass sie zwei oder drei Jahrhunderte überstanden haben, die möglicherweise geeignet sind, um den Wald der Zukunft zu pflanzen, der klimaresilient ist, weil die Bäume an unsere Gegend angepasst sind.“ Sie hätten ja bewiesen, dass sie Trockenheit und Hitze, Schädlingsbefall und Sturm überstanden hätten.
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Oft sind derartige alte Bäume mit einer besonderen Geschichte behaftet. Häufig sind es Grenzbäume, manchmal stehen sie an Wegkreuzungen. Es gibt €alte Bäume, die Richtstätten waren oder seit Generationen beliebte Treffpunkte von Liebespaaren. Bernd Fuhrmann: „Das ist ein recht einzigartiges Projekt, es kann Antworten auf den Klimawandel geben und dazu beitragen, die Rolle des Waldes in der Bevölkerung ganz anders darzustellen.“ Der Kreis Olpe stellt zunächst einen Hektar zur Verfügung, je nach Verlauf könnte der Zukunftswald aber auch zwei oder drei Hektar groß werden. Der Naturpark hat mit diesem Projekt im Februar den ersten Preis des Landeswettbewerbs der Naturparke in Nordrhein-Westfalen gewonnen. Nun startet das Projekt in die Umsetzung.
Fachleute gewinnen Setzlinge
Ganz wichtig: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen lediglich ein Foto des alten Baums und dessen Standort einsenden. Die Gewinnung des Samens oder eines Setzlings übernehmen Fachleute des Landesbetriebs Wald und Holz nach Rücksprache mit den Eigentümern des jeweiligen Baums. Und ganz wichtig auch, dass nach Möglichkeit die besondere Geschichte erzählt wird, die eine Familie, das Dorf oder auch ein einzelner Mensch mit dem jeweiligen Baum verbindet.
Eine Jury aus Forstfachleuten wählt am Ende rund 100 der Bäume aus, aus denen insgesamt etwa 500 Setzlinge gezogen und eingepflanzt werden sollen, und zwar in Form eines großen Pflanzfests 2024 an der Hohen Bracht, an dem die Naturpark-Kindergärten und -schulen teilnehmen. Die Uni Siegen wird das Projekt begleiten, das Wachstum der Bäume verfolgen „und auch das Scheitern, denn nicht alle werden angehen“, so Antonius Klein. Sogar bereits gefällte Bäume könnten sich hier fortpflanzen: „Es gibt Fälle, da sind riesige alte Bäume gefällt worden, die jeder im Dorf kannte. Da finden wir möglicherweise am Standort Nachwuchs, den wir verwenden können“, so Klein.
Die Bewerbungen für die Generationenbäume, am besten als Paket aus Foto, Standort und Geschichte, können elektronisch oder herkömmlich per Post verschickt werden: Homepage www.npsr.de, E-Mail info@npsr.de, Post: Im Ohle 12, 57392 Schmallenberg.
Unter allen Teilnehmern werden drei Ausflugspakete in den Naturpark Sauerland Rothaargebirge verlost.